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Warhrichten aus den deukscgen Schuhtgebieken.
Deutsch-Pltafrika.
von der Expedition des Souverneurs Fvreiberrn
v. Schele.
Ueber den weiteren Verlauf der Expedition hat
der sielluertretende Gouvernenr auf Grund ihm zu-
gegangener, bis zum 25. Dezember 1893 reichender
Pochrichten Folgendes berichtet:
Die Expedition hat die Gebiete der Mahenge und
Masiti durchzogen und glaubt durch Hinrichtung mehre-
rer der bedentendsten Häuptlinge, die dem Sklavenraub
hewohnheitsmäßig oblagen, zum Theil auch auf frischer
That gefaßt wurden, die Macht und Raublust dieser
Slämme endgültig gebrochen zu haben. Am oberen
Ruaha wie auch am oberen Ulanga hat die Expe-
dilion ein dicht bevölkertes, reich angebautes, beson-
ders fruchtbares Land gefunden, dessen Haupterzeng-
uise Reis, Mtama, Mais, Tabak und Kautschuk
biden. Nach Unterdrückung der Raubzüge soll dort
das Aufblühen eines fleißigen, Ackerbau treibenden
Volles zu erwarten sein. Die Nanbzüge dieser
Elämme haben übrigens lediglich den Zweck, Weiber
und Sliaven zu siehlen, deren sie zur Bearbeitung
der Felder bedürfen. Die Feldarbeit findet mit
stweren Hacken in sorgfältigerer Weise als an der
Küste statt; der Boden wird tiefer bearbeitet, und
#elmäßige erhöhte Beete werden auf den Feldern
angelegt; auch werden Wasserläufe häufig zur Be-
riselung nutzbar gemacht.
Die Sklaverei ist auch bei diesen Stämmen eine
durchaus milde. Die Sklaven werden gut behandelt
und emährt. Es ist ihnen völlig gleichgültig, ob sie
besreit werden oder nicht; arbeiten müßten sie zu
Hause auch, Nahrung finden sie in der Gefangenschaft
ott reichlicher als in ihrer Heimath und Anhänglich-
PP an Estern, Geschwister oder Kinder kennen sie
nicht.
Kiwanga, woher die letzten Nachrichten stammen,
hat die Expedition sehr gut aufgenommen. Sie be-
sand sich dort etwa 10 bis 14 Tagereisen vom
Wassa entfernt. Von dort beabsichtigte Freiherr
v. Schele in der Nacht vom 25. zum 26. Dezem-
ber nach der Nordspitze des Sees aufzubrechen, um
die Station Langenburg zu besichtigen und Einolick
in die dortigen Verhältnisse zu gewinnen. Der
Marsch führt mehrere Tage durch Uhehe, wobei
chwa 50 Krieger des Kiwanga die Aufklärung über-
nehmen sollen. Der Rückweg ist einstweilen auf
derselben Straße bis zu Kiwanga, von da über
Schabruma nach der Küste bei Kiswere geplant.
Die Hitze wird als außerordentlich groß geschil-
dert; mittlere Temperatur im Schatten 33½ C.;
bei einer Tiese von einem Zoll unter der Erdober-
süche steigt die Temperatur auf 52°, so daß die
Träger vielfach von Brandblasen an den Fußsohlen
zu leiden halten, bei Mondschein wurde deshalb viel-
fach nachts marschirt. Besonders lästig soll ein sich
oft bis zur Sturmstärke steigernder, sehr heißer Wind
gewesen sein, der einen feinen schwarzen Staub, von
den Steppenbränden herrührend, mit sich führt und
in die Poren der Haut eindringt.
Troßdem ist der Gesundheitszustand unter den
Europäern gut.
Postverkehr in Deutsch-Ostafrika.
Die Zahl der Postanstalten ist im Laufe des
Jahres 1892 von vier auf sieben gestiegen; hinzu-
getreten sind zu den schon im Jahre 1891 vorhan-
denen Postanstalten in Dar-es-Saläm, Bagamoyo,
Tanga und Lindi die Postagenturen in Kilwa (er-
öffnet am 14. April 1892), Saadani (eröffnet am
5. Mai 1892) und Pangani (am 15. Juni eröffnet).
Der Ausbau der Telegraphenlinie Bagamoyo —Tanga,
zu der die Vorarbeiten (Auskundung) während der
Monate September, Oltober und November 1891
ausgeführt worden waren und deren eigentlicher Bau
am 1. Dezember 1891 von Bagamoyo aus begonnen
hatte, ist nach einer beinahe dreimonatlichen Unter-
brechung durch das Eintreten der großen Regenzeit
im April, am 8. Oktober 1892 bis Tanga zu Ende
geführt worden. Die Eröffnung des Telegraphen=
betriebes bei der Postagentur in Saadani erfolgte
am 5. Mai 1892, bei der Postagentur in Pangani
am 7. August und bei der Postagentur in Tanga
am 8. Oktober 1892.
Die Telegraphenleitung Bagamoyo--Saadaui—
Pangani—Tanga wird für gewöhnlich mit Morse-
apparaten betrieben. Um einen persönlichen Sprech-
verkehr von Ort zu Ort zu ermöglichen und nament-
lich der vielfach des Schreibens unkundigen einheimischen
Handelsbevölkerung den Austausch von Nachrichten
und den Abschluß von Handelsgeschäften zu erleichtern,
ist durch Einschaltung von Fernsprechapparaten bei
den genannten vier Postanstalten die Leitung auch
zum unmittelbaren Sprechverkehr des Publikums frei-
gegeben worden. In den Monaten Mai und Juni
1893 wurde der. Weg für den Bau einer nach dem
Süden des Schutzgebietes führenden Telegraphenlinie
von Dar-es-Saläm über Mohorro nach Kilwa erforscht.
Mit dem eigentlichen Bau ist am 28. August 1893
von Dar-es-Saläm aus begonnen worden.
Durch Einführung eines direkten Packetaustausches
mit Sansibar (Indisches Postamt) sowie Einrichtung
des Postanweisungsdienstes zwischen den Postanstalten
der Küste und dem französischen Postamte in Sanu-
sibar, der Einführung eines unmittelbaren Packet-
austausches mit Aegypten, des Postanweisungsverkehrs
mit Großbritannien und Irland sowie den britischen
Besitzungen und Postanstalten in ausereuropkischen
Ländern, dem Oranje-Freistaat, der südafrikanischen
Republik (Transvaal), den Vereinigten Staaten u. s. w.