Full text: Deutsches Kolonialblatt. V. Jahrgang, 1894. (5)

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des Handels auch für sie durch meinen Dolmetscher mann sowie einiger Soldaten von Singanone zu 
in längerer Rede auseinandersetzen ließ, und nahm'Fuß nach dem Abogebiet und besuchte dort eine 
als Unterpfand des Friedens im Dibombelande den Anzahl Dörfer wie auch die Missionsstation Man- 
ältesten Sohn des Banseng-Oberhäuptlings Nyakaf gamba, welche wir nach etwa fünfstündigem Marsche 
und den Bruder des der Aboniederlassung in Nkum erreichten, und woselbst wir von den dortigen Baseler 
vorstehenden Häuptlings Mbase Loa fest. Ich er= Missionaren auf das Liebenswürdigste aufgenommen 
öffnete den Häuptlingen Nyaka und Mbase Loa, daß wurden. 
diese Geiseln, falls die Abo= und Bansengleute ihr Gestern bin ich hierher an Bord des „Soden“ 
mir soeben gegebenes Versprechen, von der ferneren zurückgekehrt, nachdem ich von Mangamba nach Bo- 
Störung des öffentlichen Friedens abzustehen, in Zu= nako am Wuri marschirt und dort mich wieder ein- 
kunft halten würden, ihnen unversehrt nach einigen geschifft hatte. Der Handel auf dem Dibombe und 
Monaten zurückgegeben würden, andererseits aber Wurt ist jeßzt wieder vollkommen frei für Jedermann. 
jegliche von Abo= oder Bansengleuten verübte Ge- Häuptling Msomu-Ngale hat mich bereits bitten 
waltthat büßen müßten. Die von mir bei meinen lassen, ihm den Gouvernementsdolmetscher Metom 
mehrjährigen Palavern gemachte Erfahrung, daß zu senden, damit er mir seine Ergebenheit belunden 
Neger eine wirklich verdiente Strafe willig hin= lassen könnte. Metom wird übermorgen nach Bu- 
nehmen, bestätigte sich auch hier. Als ich einen Tag diman aufbrechen und versuchen, Häuptling Msomn-= 
nach der Festnahme der Geiseln die gedachten Di= Nagale nach Kamerun zu bringen. 
bombedörfer mittelst der Stationspinasse besuchte, 
wurde ich mit großer Ehrerbietung ausgenommen. 
Die ganze Bevölkerung war in den Dörfern an- 
wesend, das beste Zeichen, daß an die Stelle der 
Furcht vor dem Gouverneur das Vertrauen in seine 
Rechtspflege getreten war. Auch war die Handels- Im Anschluß an die vorige Nummer unseres 
sperre bereits völlig beseitigt, indem die bisher ge= Blattes theilen wir die von Lientenant v. Doering 
sperrten Kanoes jebt wieder frei passirten und die aus Bismarckburg eingegangenen Berichte mit. Er 
Kanoeführer mir auf meine Frage, ob sie sich noch schreibt unter dem 2. August v. Is.: 
fürchteten, zuriefen: Solange ich Nyakas Sohn und Ich fand die Station bei meiner Uebernahme 
Loas Bruder als Geiseln in Händen hätte, wäre in vortrefflicher Ordnung, Viehstand und die Aus- 
zur Furcht kein Anlaß. Auch höre ich soeben, daß dehnung der Felder und Gartenaulagen ließen auf 
Mbase Loa in RNkum seinen bisherigen Feinden, den Fleiß, Sorgsalt, Mühe und Verständniß des bis- 
Bansengleuten, ein „big dioner“ mit zehn Ziegen herigen Leiters schließen. Leider bin ich zu wenig 
ausgerichtet habe, bei welchem den Gästen viel Zeug landwirthschaftlich gebildet, um den Werth aller 
geschenkt wurde. dieser Pflanzungen beurtheilen zu können, jedenfalls 
Die Häuptlinge Msomu von Budiman und Etola aber war Herr Conradt ganz entzückt von den 
von Wuri waren trotz üblicher Vorladung zum Pa= bisherigen Erfolgen seiner Anbauversuche und ganz 
laver nicht erschienen, obwohl ich selbst ohne Waffen erfüllt von Zukunftsplänen. Er ist der festen Hoff- 
in ihre Dörfer gegangen war und den wenigen nung, und auch ich glaube, daß es hier, wo Alles 
Leuten, welche sich von Weitem schen blicken ließen,) so prächtig gedeiht, nicht schwer sein würde, bald 
durch Dolmetscher hatte zurufen lassen, sie sollten von dem Zwange loszukommen, von den Einge- 
sich nicht fürchten und zu mir kommen. Da Msomun borenen durch den nothwendigen Einkauf von 
sich trotzdem nicht stellte, und bewiesen wurde, daß Lebensmitteln abhängig zu sein, und daß hier in 
er die Handelssperre auf dem Dibombe veranlaßt diesen weiten Grassavannen unter geschickter Leitung 
und selbst auf dem Wuri durch Ausraubung der riesige Viehherden ohne Kosten gezogen werden 
sein Gebiet passirenden Kanoes den Handel gehindert können. Wasser ist genügend vorhanden und ein 
hätte, so war eine Bestrafung nothwendig. Dieselbe paar Schattendächer sind unschwer herzustellen. 
konnte nach Lage der Sache in nichts Anderem als Was meine bisherige Thätigkeit anbetrifft, so 
in der Niederlegung der der Familie des ungehor- 
samen Häuptlings gehörigen Hütten, sowie dem Erlaß 
Togo. 
von der Station Bismarckburg. 
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wurde meine Zeit reichlich ausgefüllt durch Führung 
der vielen Bücher, Abrechnungen mit den Lenten, 
gines einstweiligen Vicderansiedelungsverbotes be- Ausgabe von Gebenständen aus dem Fiprenhthur 
stehen. Der Häuptling Eloka von Vonandolo, und dem Bearbeiten meines Marsches Popo — 
welcher zur Handelssperre ermuntert, aber selbst noch mlbekähu Dazu kamen noch die meteorolo- 
nicht den Handel gesperrt hatte, kam mit einer Ver= gischen Beobachtungen — der Barograph wurde, da 
warnung mittelst Palavertrommel davon. er beständig vorging und kein Langsamerstellen half, 
Nachdem ich dem Führer des „Soden“ den mit Herrn Hille zur Küste geschickt, — Aufnahmen 
Auftrag gegeben hatte, sich vor dem Dorfe des ge- einiger Wege in der Umgegend, einige Fiebertage 
züchligten Hänptlings Msomu-Ngale vor Anker zu und Whbichüch auch das Auspacken meiner Sachen 
legen, begab ich mich in Begleitung des Premier= und Einrichten meiner Wohnung. Vor Allem aber 
lieutenants Haering und Büchsenmachers Zimmer- nehmen mir hier die vielen Palaver die Zeit weg
	        
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