halten, allmählich Vertrauen zu unserer Herrschaft
gewinnen und daß das schöne und fruchtbare Hinter-
land mehr als bisher bebaut wird, — ein allmähliches
Steigen des Handels wird daun nicht ausbleiben.
Militärstation am Tanganyika.
Auf Anordnung des Kaiserlichen Gouvernements
hat sich der Kompagnieführer Ramsay nach dem
Tanganyika begeben, um dort eine befestigte Station
anzulegen. Er ist am 8. Mai in Udjidji mit dem
größeren Theil der Expedition eingetroffen, Lientenant
Fonck 11. sollte ihm mit dem Rest der Askaris
binnen Kurzem folgen.
Drutsch-Uru-Gninra.
Ueber den Fortgang der wissenschaftlichen Expedition
liegen von Dr. Karl Lauterbach folgende Be-
richte vor:
Erima, den 25. Mai 1896.
Am 12. Mai brachen wir mit 2.1 Trägern, be-
gleitet von dem Herrn Missionar Hoffmann und
einigen Bogadjimleuten als Führern, von Erima auf
und marschirten zunächst durch dichten Hochwald
über fruchtbares, aber durch einen starken Regen der
letzten Nacht in Morast verwandeltes Land bis zu
einem etwa 200 m hoch gelegenen Dorf, Namens
Wai. Am nächsten Tage stiegen wir in das Bett
eines Flusses, Namens Nowulja, eines Nebenflusses
des bei Bogadjim mündenden Gori (Juria), herunter,
der an dem Gipfel des Oertzen-Gebirges entspringt.
Herr Missionar Hoffmann verließ uns hier, nach-
dem er mehrere Bogadjim= und Wailente überredet
hatte, uns noch einige Tage als Führer zu begleiten.
Unter diesen befand sich ein alter Mann, der seiner-
zeit Miclucho Maclay als Führer gedient hatte.
Wir marschirten im Flußbett, theils über Geröll,
theils im Wasser aufwärts und schlugen in etwa
3 km Entfernung (Luftlinie) vom Gipfel unser Lager
auf. Von hier aus versuchte Herr Dr. Kersting
am nächsten Tage in Begleitung der Führer einen
Weg nach dem höchsten Gipfel, von den Eingeborenen
„Fajomanna“ genannt, zu schlagen. Nach äußerst
anstrengendem Klettern über theilweise senkrechte
Felswände, die an Lianen hängend überschritten
werden müssen, gelangte er schließlich auf eine Fels-
spitze, die bereits Maclay bestiegen hatte. Diese
Spitze ist jedoch nicht die höchste, sondern dem
eigentlichen Gipfel nach der See zu vorgelagert, die
Aussicht daher nur eine beschränkte.
Am nächsten Tage verleglten wir das Lager noch
etwa 5 km stromauf auf einen Bergabhang. Mit
belasteten Trägern ist es bei der Steilheit der Hänge
nicht möglich, weiter zu kommen. Am 16. Mai
brachen wir unter Zurücklassung der Schwachen und
Kranken, nur mit dem Nöthigsten versehen, in der
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Richtung auf den Gipfel zu auf. Wir folgten zu-
nächst einem Bachbett, über große Felsblöcke kletternd.
Bald gelangten wir an einige Wasserfälle, die nur
mit großer Mühe, zum Theil unter Anwendung des
Seils, zu umgehen waren. Schließlich erreichten wir
einen Grat (etwa 600 m Seehöhe), der nach zwei
Seiten senkrecht abstürzt. Hier weigerten sich unsere
Leute weiterzugehen, auch zwang uns die vorgerückte
Tageszeit zur Umkehr. Dem Grat gegenüber, aus
einer tiefen Schlucht, wiederum beinahe senkrecht
aufsteigend, zeigte sich in Büchsenschußweite der
eigentliche Fajomannagipfel. Dr. Kersting gelang
es mit Hülfe der Eingeborenenführer die höchste
Spitße zu erklettern; die Höhe über der See beträgt
1100 m. Der Aueblick war durch in der Tiefe
liegende Wolken etwas beschränkt, doch zeigte sich
klar, daß vom Oertzen-Gebirge nach Westen zu keine
höheren Bergketten vorhanden sind, nur niedrige
Bergzüge laufen einer neben dem andern von Nord-
westen nach Südosten.
Der Stock des Oertzen-Gebirges wird von blau-
grünen Thonschiesern mit Konglomeraten abwechselnd
gebildet, die von Nordwesten nach Südosten streichend
unter einem Winkel von 70 bis 80 aufgerichtet
sind. Nach der See zu schließen sich braungelbe
seste Thone mit undentlichen Versteinerungen an.
Am 18. Mai trafen wir wieder in Erima ein.
Die auf die Tour mitgenommenen Ziegen haben
sich ausgezeichuct bewährt.
Am 24. Mai bekamen wir den Rest der Träger,
im Ganzen 10 Mann, 16 Jabimleunte, 24 Neu-
Mecklenburger. Es wurde sofort mit Schießübungen
begonnen, da leider nur ein Einziger zu schießen
versteht. Zum Nachholen des Proviants sind uns
noch weitere 20 Mann in Aussicht gestellt.
Ich gedenke in etwa vier Tagen nach dem Innern
aufzubrechen und zunächst dem Gogolthal zu folgen.
Der Gesundheitszustand der Europäer ist bisher ein
guter, dagegen leiden die Malayen an schweren und
häufigen Fiebern.
Stephansort, den 26. Juni 1896.
Nach einem durch die Unbrauchbarkeit der Pack-
sältel verursachten Aufenthalte trat die Expedition
am 30. Mai ihren Marsch ins Innere an. Außer
den Europäern bestand das Personal aus vier Ma-
layen und 40 Melanesen bezw. Jabims; die vier
Pferde trugen je drei Lasten, außerdem wurden
50 Ziegen mitgetrieben. Wir folgten zunächst einem
bereits vorher geschlagenen Weg in nordwestlicher
Richtung nach Erimadorf. Von hier erhielten wir
Führer und einige Träger, die uns nach einem großen
Fluß, „Gögoli“", weiter landeinwärts „Nürn“
(Närtüä) genannt, brachten. Er ist identisch mit dem
Elisabethfluß. Da der Fluß in seinem etwa 100 m
breiten, zumeist trockenen Bett auf den Geröllbänken
ein schnelles Fortkommen ermöglichte und von Süd-
west her kam, beschloß ich, zunächst demselben zu