dem Geologen Bornhardt aufgenommenen Karte
seiner Expeditionsroute in Deutsch-Ostafrika einen
Ueberblick über die kartographischen Arbeiten in dem
genannten Schutzgebiet. Es kam sodann anläßlich der
Verhandlungen über den Etatsentwurf die Frage der
Besiedelung des südwestafrikanischen Schutzgebiets zur
Sprache, insbesondere wurde die Frage erwogen,
wie weit die Regierung selbst die Siedelung in An-
griff nehmen dürfe. Landeshauptmann Major
Leutwein, welcher der Sitzung beiwohnte, nahm
Gelegenheit, sich zu dieser Frage zu äußern und
seine praktischen Erfahrungen in der Besiedelung des
ihm unterstellten Schutzgebiets darzulegen. Es wurde
hierbei in Aussicht gestellt, daß der Landeshauptmann
demnächst mit den Vertretern der verschiedenen
Siedelungsgesellschaften in nähere mündliche Be-
rathungen über die Modalitäten der Besiedelung ein-
treten werde.
Weiterhin wurden die einzelnen Positionen des
Etats einer Besprechung unterzogen. Am Schlusse
der Sitzung machte der Vorsitzende nähere Mit-
theilungen über die jetzt von dem Feldbahnbau=
kommando in Angriff genommene Eisenbahn.
Daß die sofortige Inangriffnahme der Herstellung
einer Schienenverbindung von Swakopmund nach
dem Innern nothwendig gewesen, ward allgemein
anerkannt und die möglichste Förderung des Weiter-
baues sowie des Hafenbaues in Swakopmund
dringend befürwortet.
Auf der Tagesordnung der Sitzung am Sonn-
abend, den 20. November, stand die Frage der
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Spirituoseneinfuhr nach der Westküste von Afrika und
des Branntweinkonsums der Eingeborenen. Es wurden
die Berichte der Landeshauptleute der drei Schutz-
gebiete, sowie Anträge des Vereins zur Bekämpfung
des afrikanischen Branntweinhandels eingehend be-
sprochen, und es gelangte eine Resolution zur An-
nahme, durch welche die Regierung ersucht wird, auf
näher bezeichnete Zoll= und Verwaltungsmaßnahmen
hinzuwirken, welche geeignet seien, den Branntwein-
konsum einzuschränken. An der Debatte betheiligten
sich die anwesenden Landeshauptleute von Südwest-
Afrika und Togo.
In der Nachmittagssitzung beschäftigte sich der
Kolonialrath mit dem vom Ausschusse für die Straf-
rechtspflege der Eingeborenen erstatteten Bericht.
Nachdem die Versammlung sich prinzipiell für die
Aufstellung allgemeiner Grundsätze für die straf-
rechtliche Behandlung der Eingeborenen entschieden
hatte, wurde in die Berathung der einzelnen für die
Festsetzung dieser Grundsätze von dem Ausschusse
gemachten Vorschläge eingetreten.
Der Kolonialrath einigte sich im Prinzip dahin,
daß diese Beschlüsse eine allgemeine Grundlage für
die Regelung des auf die Eingeborenen anzuwendenden
Strafrechts zu bilden haben würden, vorbehaltlich
der durch die Verschiedenheit der Verhälmisse für
die einzelnen Schußgebiete bedingten Abweichungen.
Zum Zwecke der Detailberathung der Beschlüsse
vertagte sich der Kolonialrath auf Mittwoch, den
1. Dezember.
achrichten aus den deulschen Schuhgebieken.
(Abdruck der Nachrichten vollständig oder theilweise nur mit Quellenangabe gestattet.)
Deutsch-Dllafrika.
Wissenschaftliche Zammlungen.
Im September d. Is. erhlelt die zoologische
Sammlung des Berliner Museums für Naturkunde
eine von den Herren Hauptmann Ramsay und
Stabsarzt Hösemann angelegte Insektensammlung
aus Udjiji, bestehend aus:
73 Düten mit Schmetterlingen,
18 - Orthopteren,
180 Hemipteren und gegen
400 Käfern.
Die Insekten sind durchweg gut konservirt. Ihr
wissenschaftlicher Werth ist erheblich. Schon die erste
Durchsicht ergab, daß darunter einige erst kürzlich
in England beschriebene, der zoologischen Sammlung
noch fehlende Arten aus den Lepidopterengattungen
Heterabraxas und Sabalia vertreten sind. Unter
den Käfern sind außer manchen bekannten Stücken
zohlreiche neue und noch nicht im Museum befind-
liche Arten.
Ferner sandte Herr Stabsarzt Hösemann eine
ebenfalls in sehr gut konservirtem Zustande ange-
kommene Naturaliensammlung ein, deren Stücke be-
sonders in zoogeographischer Beziehung werthvoll
sind, da sie aus demselben, bisher unerforschten Ge-
biet von Udjil stammen. Diese Sammlung enthielt
folgende Thiere:
9 Reptilien und Amphibien,
3 Fische, etwa 100 Käfer,
29 Düten mit Schmetterlingen,
6— Orthopteren,
30 *. Hemipteren,
8 Dipteren in Alkohol,
1 Bandwurmbruchstück,
2 Blutegel,
3 Mollusken.
Ein unter den Amphibien enthaltener weißer
Laubfrosch mit braunen Flecken bildete eine inter-
essante Bereicherung des Berliner Museums. Unter
den Insekten sind mehrere seltene und werthvolle
Spezies vertreten.