— 171 —
Schadhafien vorgenommen, drei ältere Häuser, welche
nicht mehr reparabel waren, abgerissen.
Die Reparaturwerkstätte ist durch den neu ein-
getretenen Maschinisten Meier von Grund aus einer
Reinigung unterzogen; die Anlagen wurden ergänzt
und erweitert; zwei solide Laufbrücken, die bei dem
Anlegen größerer Schiffe Verwendung finden, wurden
neu angesertigt.
Stephansort.
Infolge der obenerwähnten Vereinigung der beiden
Kompagnien ist die Verwaltung der Pflanzungen der
Astrolabe-Kompagnie, welche in dem letzten Jahre um
Stephansort konzentrirt waren, an die Neu-Guinea-
Kompagnie übergegangen und in deren Organisation
eingefügt worden. Dadurch ist Stephansort in den
Mittelpunkt der gesammten Verwaltung gerückt, wie
es bisher derjenige der Tabakkultur war. Leider
hat die Leptere nicht die weitere glänzende Entwicke-
lung genommen, welche nach den Erfolgen der ersten
Jahre gehofft werden durfte, und zwar wesentlich
infolge der Ungunst natürlicher Ereignisse, welche
nicht vorauszusehen waren. Sie hat infolgedessen
eine Einschränkung erleiden und ihre ausschließliche
Herrschaft aufgeben müssen. Schon die Erwartungen
von der Ernte in 1895, welche nach den bei Aus-
gabe des letzten Berichtes sich befriedigend auließ,
sind hauptsächlich infolge ungünstiger Witterung nicht
erfüllt worden. Wie die meteorologischen Aufzeich-
nungen ersehen lassen, fiel im Juni wenig, im Juli
und August beinahe gar kein, im September wieder
nur wenig Regen, so daß in der entscheidenden Zeit
von Juni bis September fast anhaltende Dürre
herrschte. Infolgedessen mußte Mitte August mit
dem Aussetzen der noch reichlich vorhandenen Pflänz-
linge aufgehört werden und auch auf das Wachsthum
der ausgesetzten Pflanzen wirkte die Trockenheit so
nachtheilig, daß statt der erwarteten 200 000 Pfund
nur 124 000 Pfund geerntet wurden, die unter dem
natürlichen Verlust durch Eintrocknen 2c. nur mit
105 000 Pfund auf den Markt kamen; sie sind in
Bremen im Wege der Einschreibung verkauft worden.
Aber auch im Jahre 1896 trat ein ähnliches
Mißgeschick ein. Im Dezember 1895 waren 400
Felder sertiggestellt, im Februar 1896 2120 Beete
mit 4240 000 Pflänzlingen angelegt. Fast absolute
ürre, welche wiederum vom Juni bis zum Oktober
herrschte, und auch auf Vorneo und Java sich er-
streckte, brachte wiederum einen Mißerfolg. Es
konnten nur 106 666 Pfund Tabak in die Fermentir-
scheunen gebracht werden, was einem Versandgewicht
von eltwa 90 000 Pfund gleichkommen wird. Das
Fermenktren verlief normal; das Sorliren konnte am
1. Oktober begonnen werden. Glücklicherweise ist es
gelungen, einen Schädling (Käfer), der von Manila
durch von dort engagirte Cigarrenmacherinnen ein-
geschleppt worden war und den reifen Tabak der
1895er Ernte in empfindlicher Weise angegriffen
hatte, zu vertilgen, so daß die 1896er Ernte von
ihm nicht gelitten hat. Von dieser Ernte sind
150 Ballen bereiks am 18. Dezember v. Js., also
fünf Monate früher als die Erstsendung im Vorjahre,
zur Verschiffung gebracht.
Zu der Ungunst des Wetters und wohl auch in
ursächlichem Zusammenhang mit demselben trat das
weitere Mißgeschick, daß die Gesundheitsverhältnisse
der farbigen Arbeiter der Pflanzung trotz aller auf
ihre Besserung gerichteten Bemühungen sehr ungünstig
blieben. Sowohl eine Steigerung der einheimischen
Krankheiten wie das Einbrechen der Pockenseuche und
das Auftreten der Beri-Berikrankheit brachten unter
den Kulis schwere Verluste an Leben und Arbeits-
kraft.
Die in den Jahren 1894 und 1895 gemachte
Erfahrung hat herausgestellt, daß die Pflanzzeit von
der Periode der abnehmenden Regenfälle bis zur
trockenen Zeit in dem Gebiet von Stephansort kürzer
ist als in anderen Tabakländern, namentlich in Su-
makra. Hier findet die Anlegung von Saatbeeten
statt vom Februar bis Ende Juni, das Auspflanzen
von März bis Ende Juli. In Neu-Guinca werden
Saatbeete angelegt von Ende Januar bis April,
ausgepflanzt wird von Februar bis Mai. Um in
dieser kürzeren Zeit größere Mengen auszupflanzen,
bedarf es zahlreicher Hände, mehr als mit der Ren-
tabilität sich vertragen würde. Jedeufalls entsteht
für längere Zeit ein Ueberschuß an Arbeitskräften,
der im Tabak nicht Verwendung finden kann.
Angesichts dieser Sachlage wurde in Ueberein-
stimmung mit dem Generaldirektor beschlossen, den
Tabakbau auf 120 bis 150 Felder zu beschränken
und so zu ordnen, daß das Auspflanzen im Januar
begonnen und im Mai vollendek wird. Des Weiteren
soll bereits bebauter Boden zum zweiten Male mit
Tabak in größerem Umfange als bisher bepflanzt
und abgesehen von Lehrmeistern und Vorarbeitern
in Zukunft der Betrieb nur mit eingeborenen mela-
nesischen Arbeitern geführt, der entstehende Ausfall
in der Tabakpflanzung aber durch andere Kulturen,
namentlich durch den Anbau von Kaffee, die An-
pflanzung von Baumwolle nach dem im Bismarck-
Archipel bewährten Vorbilde und die erweiterte An-
pflanzung von Kokospalmen ersetzt werden. In
diesem Sinne ist auch bereits vorgegangen, indem
eine Versuchsstation angelegt und eine Pflanzschule
(Botanischer Garten) eingerichtet worden ist.
Für die Baumwollkultur in Verbindung mit der
von Kokospalmen, die im Bismarck-Archipel sich
kräftig entwickelt, ist in Stephansort haupsächlich das
abgeerntete Tabakland in Aussicht genommen. Zu
diesem Zweck wurden 180 Arbeiter unter Leitung
eines von Herbertshöhe berufenen Assistenten einge-
stellt und die Arbeiten im September begonnen. Am
1. Oktober waren bereits 12 ha Busch gekappt und
9 ha mit Baumwolle bepflanzt. Bis zum Jahres-
schluß 1897 sollen 200 ha unter Kultur stehen.
Mit der Pflanzungsstation Stephansort ist als
Nebenstation Erimahafen verbunden, wo der Schiffs-