Ebene und fließen deshalb ziemlich langsam. Fast-
alle sind als Wasserstraßen für leichte Boote ver-
wendbar; der längste, der Kihansi, ist jedoch auch für
Dampfboote fahrbar, und zwar das ganze Jahr über
und bis an den Fuß des Plateaus. In jeder
Jahreszeit ist der Wasserreichthum dieser Zone ge-
nügend. In der Regenzeit treten die Wasserläufe
über ihre Ufer und bilden einen riesigen knie= bis
hüfttiefen See, welcher, im April das Maximum er-
reichend, von Januar bis Mai vorhält und erst im
August völlig ausgetrocknet ist. In der Ebene selbst
fällt außer in der Regenzeit nicht mehr Regen als
durchschnittlich sonstwo in Deutsch-Ostafrika; in den
Vorhügeln scheint es dagegen auch außer dieser Zeit
zu regnen. Der Boden ist fast durchweg schweres,
fettes Schwemmland. Die Temperatur ist selbst für
Afrika bedeutend, vielfach brühend heiß und schwül.
Das Klima ist deshalb feuchtheiß zu nennen. Aus
diesen drei Faktoren: des Wassers, der Wärme und
des Bodens, resultirt, daß die ganze Zone für tropische
Kulturen enorm fruchtbar, aber auch sehr malariareich
und deshalb für den Europäer ungesund ist. Mtama,
Mais, Zuckerrohr, süße Kartoffeln, Bananen und ganz
besonders Reis gedeihen wunderbar und liefern üppige
Ernten. Kleinvieh gedeiht wie überall in Afrika;
Rindvieh soll sich dagegen nicht gut halten, wofür
auch das fast gänzliche Fehlen von Herden bei den
Eingeborenen zu sprechen scheint. Die Bevölkerung
ist wegen des Klimas schlaff, infolge des fruchtbaren
Bodens und des bequemen Wasserverkehrs träge;
jedoch besitzen speziell die Wambunga mehr Energie
und auch einen gewissen Erwerbssinn, der wohl durch
die langjährige Berührung mit Küstenhändlern er-
zeugt sein mag. Im Uebrigen sind die Leute gut-
müthig und weich, dem Europäer zugänglich und für
afrikanische Verhältnisse recht zahlreich.
Nördlich schließt sich hieran die „Gebirgs-
zone“, welche bis auf das kleine Stück Kalinga in
ihrer ganzen Ausdehnung das Utschungwegebirge
genannt wird und den Rand des Hochplateaus Uhehe
darstellt. Steil ragt sie aus der Ulangaebene empor,
zunächst auf ca. 1200 m eine scharfe Kante bildend
und dann in ein wirres Chaos von Thälern,
Schluchten, Kesseln, Bergen, Rücken und Kuppeln
weitersteigend, deren Thalsohlhöhe wohl zwischen
1600 und 1800 m absolut liegt, während die Er-
hebungen noch vielfach um 200 bis 700 m höher
ragen. Der Wasserreichthum ist sehr groß, ohne wie
in der Tiefebenenzone übermäßig zu werden. Bäche
und Flüßchen fließen klar und hell vielfach in wiesigen
Gründen, und zwar nicht mit den sonst in Afrika
üblichen steilen und hohen Ufern, sondern wie Mühl-
gräben — voll bis an den Rand. Die Hänge sind
ausnahmslos bis oben hin mit feuchtem, moos-
behängtem, undurchdringlichem Urbusch bedeckt, in
dem vlelfach stärkere Waldbildung und die Gummi-
liane vorkommt, oder sie sind unter einer dichten
Decke von üppigstwucherndem Kräuterdickicht oder
unter weiten über mannshohen Feldern des Adler-
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farns verborgen. Das Gestein scheint Glimmer=
schiefer zu sein. Die Temperatur ist durchaus kühl,
abends, nachts und morgens fast kalt; das Wasser
wird selten mehr als + 10 bis + 15° R. zeigen.
Von November bis Juni herrscht die Regenzeit vor,
und in diesen Monaten verschleiern speziell des Vor-
mittags häufige dicke Nebel das Land; im Uebrigen
regnet es hier mehr oder minder das ganze Jahr
über. Das Klima ist dementsprechend vorherrschend
rauh, feuchtkalt, voraussichtlich malariafrei und für
den Europäer gesund. Der Eindruck, den man hier
klimatisch wie bezüglich des Pflanzenwuchses gewinnt,
ist durchaus kein tropischer. Mtama gedeiht im
Allgemeinen schlecht, Mais lieferl zwar genügende
Ernte, bleibt aber niedrig und kümmerlich; die Ein-
geborenen halten sich deshalb zumeist an Ulesi,
Erbsen, Bohnen und Yams gedeihen dagegen ganz
vorzüglich. Die Erfahrungen in den den hiesigen
verwandten Nhassa= und Tanganyikabergen lassen
mit Sicherheit darauf schließen, daß alle unsere
heimischen Gemüse und besonders die Kartoffel hier
vortrefflich fortkommen werden. Kleinvieh ist stark
vertreten, Großvieh aber soll nicht gut gedeihen;
wahrscheinlich aber ist nur deshalb verhältnißmäßig
wenig Großvieh vorhanden, weil eben die ganze
Zone unter Kraut, Holz und Farn steht.
Vielfach findet man in der Nähe der Hütten ein
kurzes Gras vor, das unserem heimathlichen Rasen
sehr ähnelt. Das Klima aller Hochgebirge der Kolonie
ist zu rauh für den minimal bekleideten Neger, man
findet daher in allen nur recht spärliche Bevölkerung.
Dementsprechend ist in der ganzen vorliegenden Zone
nur an einzelnen Stellen eine nennenswerthe Menge
von Hütten zu finden, die weit zerstreut meist auf
den Spitzen der Erhebungen stehen. Die Eingeborenen,
Wasungwa, sind wie alle Bergleute hier scheu, be-
schränkt und störrisch.
Demnächst folgt die Zone der gewellten Hoch-
savanne. Auf durchschnittlich 1700 m liegend,
rollt das Land in breiten, fast baumlosen, durchweg
mit ziemlich kurzem feinen Grase bestandenen Wellen
dahin. Die Bewässerung ist reichlich; in allen
Bodensenkungen und zu jeder Jahreszeit fließen und
rieseln die zahlreichen Bäche, vielfach auf wiesigen
Gründen, in denen Moor= und Torfbildung häufig
vorzukommen scheint. Allenthalben findet man kleine
Partien dichten hohen Grases; diese sind sehr frucht-
bar und werden von den Eingeborenen bei Neu-
siedelungen fast ausschließlich verwendet. Sie be-
zeichnen die Stellen einstiger Kultur und scheinen zu
beweisen, daß das übrige hier und da etwas steppen-
mäßig erscheinende Land, in Bebauung genommen,
alsbald sehr fruchtbar wird. In der Trockenzeit,
also vom Juni bis Okkober, weht ein scharfer Süd-
ostwind; die Temperatur ist deshalb in dieser Zeit
nachts, vor= und nachmittags recht kühl, ist aber
in den Mittagsstunden an geschützten Stellen warm.
Vom November bis Mai herrscht die Regenzeit; der
Wind läßt fast ganz nach; im Januar bis März