Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

Dandel von Mo zambique im Jahre 1897. 
An statistischem Material liegen lediglich die im 
„Boletim Ofkcial“ veröffentlichten Werthe der 
Ein= und Ausfuhr vor: 
1897. · 
Ausfuhr: 
Réis 722 570 011 
Mk. 2 408 590,00 
1896. 
Réis 526 591 542 Réis 356 511 061 
Mk. 1 755 305,14 Mk. 1 188 370,20 
1895. 
Réis 571 805 401 Réis 222 735 322 
Mk. 1 906 018,00 Mk. 742 451,07 
Die Zahlen für 1897 lassen einen bedeutenden 
Aufschwung der Ein= und Ausfuhr vermuthen, welcher 
aber den Thatsachen nicht entspricht. In beiden 
Werthen sind bedeutende Geldbeträge eingeschlossen, 
die anläßlich der Münzumwandlung zu Anfang 
des Jahres 1897 von der portugiesischen Bank 
ein= und ausgeführt worden sind. Auf die Einfuhr 
sind aus diesem Grunde etwa 150 Kontos in Ab- 
schlag zu bringen, auf die Ausfuhr 400 Kontos, 
welche in gestempelten Rupien in der Bank gelegen 
hatten und zwecks Einschmelzung nach Lissabon ge- 
sandt wurden. Danach stellen sich die Werthe, 
wie folgt: 
Einfuhr: 
Einfuhr: 
Réis 683 204 110 
Mk. 2 277 347,03 
Ausfuhr: 
Réis 533 204 110 Réis 322 570 011 
Mk. 1 177 347,03 Mk. 1 075 233,33 
Diese Summen repräsentiren die Handels- 
bewegungen in Mozambique und Parapat. Ein- 
fuhrwaaren für letzteren Platz werden in Mozambique 
verzollt; die ausgeführten Produkte werden aber 
größtentheils in Parapat selbst verzollt, und muß 
man, um ein richtiges Bild der Handelsverhältnisse 
in beiden Plätzen zu erhalten, noch etwa 100 Kontos 
auf die Ausfuhrwerthe schlagen. Folgende Zahlen 
geben dann endgültig die richtigen Werthe: 
Einfuhr: Ausfuhr: 
Reis 533 204 110 Réis 422 570 011 
Mk. 1 177 347,03 Mk. 1 408 566.70 
Diese Zahlen stehen auch im richtigen Verhältniß 
zu der vorjährigen Produktenernte, durch welche der 
Umsatz fast ausschließlich bedingt wird. 
Die Erdnußernte war in Parapat reichlicher als 
im Jahre 1896. Es wurden etwa 50 000 Sack 
angebracht gegen 30 000 im Jahre 1896, dagegen 
blieb die Anfuhr in Mozambique mit 10 000 Sack 
gegen das Vorjahr zurück und erreichte nur etwa 
20 000 Sack. Letzterer Ausfall ist hauptsachlich 
kriegerischen Expeditionen der Regierung im März 
und April 1897 zuzuschreiben. Nach Beendigung 
dieser in der Hauptsache für die Regierung günstig 
derlaufenen Operationen wurden verschiedene kleinere 
Militärstationen einige Meilen ins Innere vor- 
geschoben, in deren Weichbild sich die handeltreiben- 
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den Inder ansiedeln müssen, während sie früher sich 
unbehindert in den günstigsten Handelscentren nieder- 
lassen durften. Diese Neuerung hat dem Handel 
sehr geschadet, da die Neger kein Vertrauen zu der 
Protektoratsregierung fassen wollen und jedem Vor- 
dringen derselben ins Innere feindlich begegnen. 
Die Ausfuhr von Sesamsaat ist beträchtlich zu- 
rückgegangen. Im Jahre 1896 betrug dieselbe noch 
15 000 Sack, im Vorjahre sind nur 3000 Sack an- 
gebracht. Diese Pflanze wird vorzugsweise im 
Norden des Distrikts kultivirt. Die indischen Händler, 
welche in den kleinen nördlichen Küstenplätzen Handel 
treiben, mußten sich auf Regierungsbefehl aus den- 
selben zurückziehen, da man keinen Verkehr dulden 
wollte an Plätzen, wo die Regierung keine Behörden 
besaß. Inzwischen hat man nur einen weniger 
wichtigen Platz an der Membabay wieder frei- 
gegeben, während alle übrigen in früheren Jahren 
einen regen Handel bekundenden Plätze dem Verkehr 
verloren gegangen sind. Theilweise werden die 
Neger des Hinterlandes den Anbau von Saat auf- 
gegeben haben, theilweise mögen die nahe am Luri- 
fluß wohnenden Stämme ihre Produkte ins benach- 
barte Gebiet der Nyassa-Kompagnie, welches mit 
seinen geringeren Zollsätzen dem Handel ein günsti- 
geres Feld bietet, gebracht haben. 
Die Ausfuhr von Gummi elasticum ist fast um 
50 pCt. zurückgegangen. Dieser Ausfall ist neben 
wirthschaftlich-politischen Einflüssen auch mit dem 
rücksichtslosen Ausbeutungssystem der Neger in Zu- 
sammenhang zu bringen. Fast 75 pCt. der Gummi- 
ausfuhr besteht aus sogenanntem gekochten Gummi, 
dessen Qnalität sich von Jahr zu Jahr verschlechtert 
hat, so daß derselbe kaum noch einen Werth für den 
europäischen Markt besitzt. Durch einmüthiges Vor- 
gehen der Inder und der europäischen Kaufleute 
hofft man, in diesem Jahre wenigstens eine gute 
Qualität zu erhalten, indem Jeder nur Gummi in 
einer gewissen Güte kauft. 
Grenadilleholz, Schildpatt und Wachs wurden 
in gewohnten kleineren Quantitäten verschifft, ohne 
daß sich ein Aufschwung in der Ausfuhr dieser Pro- 
dukte bemerkbar machte. 
Mtama und Mais wurden reichlich geerntet. 
Mit 40 000 Sack mag dieselbe annähernd richtig 
geschätzt sein, von denen die Hälfte im Lande kon- 
sumirt und die andere Hälfte nach Delagoabay, 
Sansibar und Bombay zur Ausfuhr gelangte. 
Ueber den Handel des Küstenplatzes Ibo mit 
seinem der Nyassa-Kompagnie gehörenden Hinter- 
lande fehlen statistische Zahlen. Die einzigen in 
Betracht kommenden Artikel sind Sesamsaat, Gummi 
und Wachs. Die Ausfuhr der ersteren schätze ich 
auf 10 000 Sack, von denen, wie schon angedeutet, 
ein größerer Theil jedenfalls aus dem nördlichen 
Mozambique-Distrikt diesseits des Luriflusses stammt. 
Die Ausfuhr von Gummi elasticum ist zurück- 
gegangen, augenscheinlich zu Gunsten der Südplätze 
im deutschen Gebiet Lindi und Milindani.
	        
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