Full text: Deutsches Kolonialblatt. IX. Jahrgang, 1898. (9)

hier aus nach Ablösung des Halses am letzten Hals- 
wirbel der Schädel herauspräparirt und in der an- 
gegebenen Weise gereinigt werden. 
Nachdem man sodann auch die Körperhaut, die 
Unterschenkel, welche man aus der bis zum Fußgelenk 
(Tarsalgelenk) übergestülpten Haut hervorzieht, sowie 
die ebenso bis zum Ellenbogengelenk herausgezogenen 
Oberarmknochen von allen Fleisch= und Fetttheilen 
gesäubert hat, vergistet man die Innenseite dieser 
Hauttheile, insbesondere auch die Schwanzwurzel, mit 
Arsenikseisfe oder arsenigsaurem Natron, umwindet 
Bein= und Armknochen mit Baumwolle oder Werg 
und streift die Haut in ihre natürliche Lage zurück. 
Es erübrigt noch, nach Aufheben der größeren 
unteren Flügeldeckfedern die Haut auf dem Unter- 
arm durch einen Längsschnitt zu trennen, die Arm- 
muskeln herauszunehmen, nach Vergiften auch dieser 
Theile an Stelle der entfernten Muskeln etwas Baum- 
wolle einzuschieben und die Haut wieder in die natür- 
liche Lage zurückzubringen, so daß die unteren Flügel- 
decken die Schnittstelle auf dem Unterarm vollständig 
verdecken. Bei dickbeinigen Vögeln oder solchen mit 
befiederten Läufen muß man auch die Laufbedeckung 
bezw. Haut längs der Laufsohle aufschlitzen, dieselbe 
seitlich vom Knochen loslösen, auf der Innenseite mit 
Arsenik bestreichen und zwischen Laufbekleidung und 
Fußknochen Baumwolle einschieben, weil sonst leicht 
Fäulniß entsteht, und die Hornschilder bezw. Haut 
des Laufes sich loslösen. 
Wo Zerstörung durch Ratten oder Termiten zu 
befürchten ist, empfiehlt es sich, Schnabel und Füße 
des Balges äußerlich mit Arsenik zu bestreichen. Da- 
mit ist das Abbalgen beendet. 
Sollten Stellen des Gefieders durch Blut ver- 
unreinigt sein, so wird das Blut mit reinem Wasser 
sorgfältig ausgewaschen, wobei man sich am besten 
eines kleinen Schwammes bedient. Man legt dann die 
Haut an einen luftigen Ort, bis die gewaschenen 
Stellen getrocknet sind, und die Federn durch Auf- 
lockern wieder ihre natürliche Beschaffenheit erhalten. 
Nunmehr umwickelt man ein Holzstäbchen von der 
Länge des Rumpfes nebst dem Halse an dem einen 
Ende mit Baumwolle oder Werg in der Stärke des 
natürlichen Halses, schiebt das umwickelte Ende durch 
die Halshaut bis in den Schädel, während das 
andere Ende des Stäbchens in den Rumnftheil zu 
liegen kommt, bringt die Flügel in die natürliche 
Lage und bindet diese im Ellenbogengelenk mit einem 
Faden auf denselben Abstand voneinander, welchen 
sie am Körper durch die Rückenbreite haben, zu- 
sammen, damit durch das Ausfüllen des Körpertheils 
die Rückenhaut, insbesondere die nackte Schulterhaut 
nicht übermäßig ausgedehnt wird. Die Haut des 
Rumyftheiles füllt man locker mit Baumwolle oder 
Werg aus, zieht die durch den Längsschnitt getrennte 
Bauchhaut wieder möglichst zusammen (Zusammennähen 
ist nicht nöthig), ordnet und glättet alle Federn und 
legt einen Papierstreifen um den Körper, dessen Enden 
mit einer Nadel zusammengestochen werden, um die 
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Körperhaut, insbesondere auch die Flügel, bis zum 
Trocknen zusammenzuhalten. Man schiebt den Balg 
sodann mit dem Kopf voran in eine spitzgedrehte Tüte 
und hängt ihn an einer ausgespannten Leine zum 
Trocknen auf, indem man den Zipfel des offnen Theils 
der Tüte mit einer Nadel an die Leine ansticht. 
Nach Fertigstellung des Balges ist noch das 
Geschlecht des Vogels festzustellen. Zu diesem 
Zwecke durchschneidet man die Rippen und Bauch- 
haut an der linken Seite des Rumpfes mit einer 
Schere und kann dann nach Aufheben der Ein- 
geweide an dem Rückentheile des Körpers oberhalb 
der dem Becken anliegenden Nieren alle Geschlechts- 
theile liegen sehen. Die Hoden der Männchen sind 
paarweise vorhanden, von rundlicher oder ovaler Form, 
bei kleineren Vögeln meistens nur als zwei kleine 
Bläschen erkennbar. Der Eierstock der Weibchen ist 
unpaar vorhanden, auf der linken Körperseite gelegen 
und ein traubenförmiges, aus rundlichen Körnchen 
oder Bläschen bestehendes Gebilde, an welchem nur 
zur Fortpflanzungszeit die Dotter der Eier deutlicher 
als solche zu erkennen sind. 
Jeder Vogelbalg wird mit einem Begleitzettel 
versehen, auf welchem die Nummer des Sammlungs- 
objekts, der genaue Fundort, das Datum, an welchem 
der Vogel gesammelt worden, Geschlecht (wenn dieses 
durch anatomische Untersuchung unzweifelhaft 
festgestellt werden konnte), die Gesammtlänge (Lg.), 
Abstand von Flügelspitze und Schwanzende (Fl.:Schw.), 
Farbe des Auges, des Schnabels und der Füße sowie 
der Name des Sammlers anzugeben ist. In der 
nebenstehenden Figur ist 
ein zweckmäßiger Begleit- 
  
· dargestellt. Man benutzt 
Fundort: für denselben mäßig starkes 
................................................... Kartonpapier. Auf der 
Datum leeren Rückseite des Be- 
........................... gleitzettels könnenderetwa 
Geschlechti.. festgestellte Name sowie 
Bemerkungen über die 
Lq. Fl. Schit. ... 
Färbung nackter Körper- 
stellen, Befund des Magen- 
inhalts, Angaben über den 
Aufenthalt des Vogels und 
dergl. notirt werden.*) 
Ist zum Präpariren 
gesammelter Vögel nicht 
genug Zeit vorhanden, so 
kann man kleinere Vögel 
bis zur Drosselgröße ver- 
mittelst Karbol mumifizi- 
ren. Es sollte dieses Ver- 
fahren jedoch stets nur ein 
Farbe des 419es38 .. 
„ „ Schnabels: 
  
  
  
)Von Werth ist auch die Feststellung des Gewichts 
des Vogels im Fleische und die Spannwchte der Flägel. 
Wer Zeit und Gelegenheit hat, sollte beide Messungen nicht 
versäumen.
	        
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