Nothbehelf bleiben. Man tränkt zu dem Zwecke
Watte mit etwa 15 prozentiger Karbollösung, drückt
dieselbe soweit aus, daß sie nicht mehr trieft, und
stopft sie durch den Schlund und After in den Vogel
ein, wobei darauf zu achten ist, daß die Federn nicht
mit Karbol benetzt werden, da dieses die Farben
zerstört. Es empfiehlt sich ferner, die Augen von außen
aus ihren Höhlen vorsichtig herauszuheben, was einige
Uebung erfordert, damit die Federn der Augengegend
nicht durch ausfließendes Augenwasser benetzt und
verklebt werden; oder man bindet etwas feuchte Kar-
bolwatte auf die Augen, da hier leicht Fäulniß ent-
steht. Das so behandelte Objekt hängt man an einem
luftigen Ort am Schnabel auf, streicht das Gefieder
glatt und achtet darauf, daß letzteres während des
Trocknens glatt am Körper anliegt. Nach wenigen
Tagen ist der Vogel mumifizirt und in diesem Zu-
stande zum wissenschaftlichen Bestimmen brauchbar,
wenngleich ein solches Präparat einen guten Balg
nicht ersetzt.
Neben der Balgsammlung ist eine solche von
Spirituspräparaten für anatomische Zwecke
anzulegen. Dazu öffnet man mit einem kurzen Schnitt
die Bauchhöhle des Vogels, um das Eindringen des
Alkohols in den Körper zu erleichtern, und legt den
Körper dann in 60 proz. Spiritus, welcher nach einer
Woche erneut wird. Diese Spirituspräparate er-
halten die auf Pergamentpapier geschriebene
Nummer einer Liste, in welcher man Angaben über
Fundort, Datum und sonstige das Objekt betreffende
Bemerkungen verzeichnet.
Auch Rohskelette von Vögeln sind erwünscht.
Solche können aber nur angefertigt werden, wenn
der Sammler entweder den betreffenden Vogel sicher
bestimmen oder gleichzeitig Bälge derselben Art
sammeln konnte, auf welche durch den Begleitzettel
des Skelets zu verweisen ist. Zur Herrichtung von
Rohskeletten hat man nur nöthig, die Haut abzuziehen
und die Eingeweide sowie stärkeren Muskeln zu ent-
fernen. Die übrigen am Skelett haftenden kleineren
Fleischtheile kann man antrocknen lassen. Ein Vergiften
der Skelette vermittelst Arsenik zum Schutze gegen
Insektenfraß ist unzweckmäßig, weil dadurch das
spätere Maceriren derselben erschwert oder verhin-
dert wird.
Sehr wichtig ist das Sammeln von Vogeleiern.
Zur Entleerung werden dieselben inmitten einer Seite
vermittelst eines dazu geeigneten Bohrers angebohrt
und mit Hülfe eines gebogenen Röhrchens ausgeblasen.
Man versieht sodann die Eier vermittelst eines feinen
Pinsels und schwarzer oder besser rother Tusche mit
einer Nummer, und zwar die zu einem Gelege ge-
hörigen (demselben Rest entnommenen) mit der gleichen
Nummer sowie mit dem Fundort und Datum des
Sammeltages. Die Nummern stimmen mit einem
Verzeichniß überein, in welchem der Name der Vogel-
art und Näheres über den Fund (Stand des Nestes)
angegeben ist. Eier haben ohne Kenntniß der Vogel-
art, welcher sie angehören, wenig Werth. Daher sollte,
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wenn die Art nicht sicher bestimmt werden konnte,
stets der zugehörende Vogel als Balg beigefügt
werden; jedoch muß der Sammler die Zugehörigkeit
durch eigene Beobachtung feststellen und darf sich
in dieser Hinsicht nicht auf die Angabe von Einge-
borenen verlassen. Beim Neste fängt man den Vogel
am besten vermittelst vorgehängter Schlingen aus
Pferdehaaren.
Nester ersordern keine besondere Zubereitung
für die Sammlung. Man hebt sie aus dem Gezweige
heraus, noch besser schneidet man die Zweige, an
welche sie angewebt sind, mit ab. Ist die Bauart
sehr locker, so empfiehlt es sich, das Nest mit dünnem
Bindfaden zu umbinden.
Sehr wichtig sind Beobachtungen über die Lebens-
weise der Vögel, Aufenthalt, Nahrung, Stimme, Brut-
geschäft, Brutzeit, Flugweise, Zugverhältnisse. Jede
derartige Beobachtung, mag dieselbe noch so unbe-
deutend erscheinen, ist in das Tagebuch unter der
Nummer des zugehörenden Balges einzutragen. Solche
Notizen haben denselben Werth wie die kurzen Be-
merkungen, mit welchen ein Reisender die Eindrücke
über Land und Leute in seinem Tagebuche verzeichnet.
Aus ihnen lassen sich später ganze Lebensbilder zu-
sammenstellen. (Fortsetzung folgt.)
Eingänge verschiedener Lammlungen bei der botanischen
Centralstelle in Verlin.
Der botanischen Centralstelle gingen in letzter
Zeit zu:
1. Eine Sammlung Hölzer. — Sie ist auf An-
weisung des Premierlieutenants Brosig durch den
Förster Bruchmann in Kilossa zusammengebracht
worden und hat darum einen ganz besonderen Werth,
weil ihr nicht nur erläuternde Angaben, sondern
auch Blatt= und Fruchtproben der betreffenden Bäume
beigegeben waren. Die letzteren konnten auf diese
Weise fast alle bestimmt werden, und haben sich dabei
auch einige neue Arten ergeben. Die Resultate
einer eingehenderen Untersuchung der Sammlung
werdem demnächst im Notizblatt des botanischen
Gartens und Museums veröffentlicht, ebenda später
auch die Ergebnisse einer Qualitätsprüfung der
Hölzer gebracht werden.
2. Ein Wardscher Kasten mit lebenden Pflanzen
von der Kulturstation Kwai in Usambara und ein
zweiter desgl. von dem Besitzer der Friedrich Hoff-
mann-Pflanzung, Regierungsbaumeister Kurt Hoff-
mann in Useguha. Der überwiegende Theil des
Inhalts beider Kästen konnte als gesund und wachs-
thumsfähig in die Kulturhäuser des botanischen
Gartens verpflanzt werden. Besonders willkommen
waren eine Anzahl schönblühender Zwiebelpflanzen
und Orchideen, eine Dracaena usambarecnsis,
Secchium edule (Chou-chou) und junge Exemplare
des Mulabaumes, der nach diesen als das gewiß
sehr werthvolle Nutzholz liefernde Parinarium
Salicifolium Engl. erkannt wurde.