Anleitung zum Tabalbau in Deutsch-vüdwestafrita.
1
Nach Berichten, die der Reglerung der Kap-
kolonie von den Tabak-Sachverständigen R. Schenck,
P. Bornemiseza und Dr. L. Simon erstattet sind,
hat der landwirthschaftliche Beirath beim Kaiserlichen
Gouvernement in Windhoek, Watermayer, eine
ausführliche „Anleitung für Anbau und Behandlung
des Tabaks unter Berücksichtigung der klimatischen
Verhältnisse Deutsch-Südwestafrikas“ bearbeitet, der
wir Folgendes entnehmen:
Das Tabaksblatt soll von mittlerer Größe und
gleichmäßiger Farbe, elastisch und dünn sein, die
Rippen dünn, Geruch und Brennbarkeit gut und die
Asche weiß. Dies sind die Hauptbedingungen, die
erfüllt werden müssen. Damit die Blätter gut
brennen, braucht die Pflanze viel Kalk und Kali.
Chlorverbindungen vermehren den Ertrag, verringern
aber die Güte und beeinträchtigen die Brennbarkeit.
Die schlechte Brennbarkeit des Tabaks der Kapkolonie
ist auf den geringen Kalk= und Kaligehalt und auf
die übermäßigen Chlorverbindungen in den Blättern
zurückzuführen. Das Einsaugen von Chlorsalzen kann
nur dadurch verringert werden, daß der Boden tiefer
aufgelockert wird und das Wasser in der Mitte
zwischen den Reihen geleitet wird. Die Pflanzen
werden dann gezwungen, ihr Wurzelsystem über eine
größere Bodenfläche auszudehnen. Dadurch wird die
Brennbarkeit des Tabaks bedeutend verbessert werden.
Bei Tabakbau ebenso wie bei anderen Kulturen
sind die Methoden je nach der Oertlichkeit verschieden,
und jeder Bauer muß daher die hier gegebenen
Winke modifiziren und seiner Bodenbeschaffenheit an-
passen. Die Hauptsache ist, die Natur der Pflanze,
d. h. ihre Bedürfnisse bezüglich Klima, Boden und
Bebauung, verstehen zu lernen.
Ein warmes und etwas trockenes Klima ist für
Tabakbau das geeignetste. Die Pflanze ist gegen
Frost und kalte Winde, die bald die Blätter an-
greifen, sehr empfindlich. Es ist eine bekannte That-
sache, daß der Boden die Qualität des Tabaks stark
beeinflußt. Da die Bodenbestandtheile in die Pflanze
durch das Wurzelsystem eintreten, muß man das
Wurzelsystem betrachten, um den Einfluß des Bodens
zu verstehen. Die Wurzeln der Tabakspflanze dringen
nicht sehr tief in den Boden ein, sondern bilden
einen gut verzweigten Ballen in der Nahe der Ober-
fläche. Da die Wurzeln zart und weich sind und
einen zu bündigen (thonigen) Boden nicht leicht
durchdringen können, ist ein mäßig lockerer, nahrhafter
Boden vorzuziehen. Die Erfahrung hat bewiesen,
daß ein trockener, warmer Boden (Lehm oder sandiger
Lehm), nahrhaft, tief und kalkhaltig, für Tabakbau
der gecignetste ist. Je sandiger der Boden bis zu
einem gewissen Grade ist, desto besser wird der
Tabak sein; je thonhaltiger, desto geringer wird die
Ernte unter gleichen Umständen, obwohl der Ectrag
dennoch befriedigend sein mag. Nasser, schwerer,
261
thoniger oder bracker Boden ist unter keinen Um-
ständen für Tabakbau geeignet.
Wie schon erwähnt, beeinflussen Bodenbeschaffenheit
und Klima den Tabak sehr stark. Es ist daher
falsch, zu glauben, daß Tabak, in Deutsch-Südwest-
afrika von auswärtigem Samen gezogen, dieselben
Eigenschaften haben werde wie der Tabak des
Landes, aus welchem der Samen stammt. Keine
Pflanze artet so bald aus wie der Tabak. Wenn
die Güte des Tabaks nur vom Samen abhinge,
würden wir einfach Samen von der bekanntlich besten
Sorte (Habana) beziehen müssen, um guten Tabak
zu bauen. Da dieses jedoch durchaus nicht der Fall
ist, müssen wir uns die Aufgabe stellen, zu prüfen,
welche Sorte für Boden und Klima Deutsch-Südwest-
afrikas die beste ist.
Dem Bauer muß es überlassen sein, festzustellen,
welcher Samen in seiner Gegend sich am besten be-
währt. Zu Versuchen werden folgende amerikanische
Sorten empfohlen: Sumatra, Habana, Java, Con-
necticut Seed Leaf, St. Felix und Virginia, außer-
dem noch verschiedene Bauerntabaksorten (nicotiana
rustica = der grünblättrige Tabak). Das Aufziehen
von Tabakpflanzen aus Samen ist der Aufzucht von
Kohlpflanzen ähnlich, nur dauert das Keimen der
Samen länger, und wegen ihrer zarten Wurzeln
kann die junge Pflanze nicht gut das Ausreißen von
Unkraut vertragen. Deshalb muß das Saatbeet
sorgfältigst vorbereitet werden, damit es von allem
Unkraut frei ist. Die Lage des Saatbeetes muß
gegen Wind geschützt sein. Ein Gelände mit nörd-
lichem Abhang ist vorzuziehen. Das Beet sollte nicht
mehr als 1,20 m breit sein, damit es leicht bearbeitet
werden kann. Da die Saatbeete fortwährender Auf-
merksamkeit bedürfen, bis das Auspflanzen statt-
findet, sollten sie möglichst nahe an der Wohnung
liegen. ·
Ein kräftiger sandiger Lehmboden ist der beste;
er darf nicht zu feucht noch zu trocken sein. Zur
Bereitung der Saatbeete muß eine starke Schicht gut
zersetzten Düngers oder Kompost, mit Holzasche ge-
mischt, etwa 5 cm tief über den Boden ausgebreitet
werden; diese muß dann mit dem Boden vollkommen
durchgearbeitet und die ganze Oberfläche muß mit
einem eisernen Rechen sehr fein zerpulvert werden.
Alles, was das Wachsthum der Pflanzen hindern
oder sie beim Herausheben schädigen könnte, muß
vorher sorgfältig entfernt werden. Nachdem der
Boden mögluchst fein zerrieben und flach und horizontal
gemacht worden ist, muß er einen Tag liegen und
dann das ganze Beet mu dem Gartenrechen gerecht
werden. Nun ist das Beet zur Aufnahme des
Samens beren. Ein Eßlöffel voll guten Samens
wird für 10 qm Boden genügen; ein solches Beet
wird unter guten Bedingungen etwa 10 000 Pflanzen
liefern. Der Samen muß breit und gleichmäßig
gesät werden, mit Asche oder Sand vermischt. Wenn
zu dick gesät wird, werden die Pflanzen zusammen-
gedrangt sein und nicht zur richtigen Zeir die nöthige
3