Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

Anleitung zum Tabalbau in Deutsch-vüdwestafrita. 
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Nach Berichten, die der Reglerung der Kap- 
kolonie von den Tabak-Sachverständigen R. Schenck, 
P. Bornemiseza und Dr. L. Simon erstattet sind, 
hat der landwirthschaftliche Beirath beim Kaiserlichen 
Gouvernement in Windhoek, Watermayer, eine 
ausführliche „Anleitung für Anbau und Behandlung 
des Tabaks unter Berücksichtigung der klimatischen 
Verhältnisse Deutsch-Südwestafrikas“ bearbeitet, der 
wir Folgendes entnehmen: 
Das Tabaksblatt soll von mittlerer Größe und 
gleichmäßiger Farbe, elastisch und dünn sein, die 
Rippen dünn, Geruch und Brennbarkeit gut und die 
Asche weiß. Dies sind die Hauptbedingungen, die 
erfüllt werden müssen. Damit die Blätter gut 
brennen, braucht die Pflanze viel Kalk und Kali. 
Chlorverbindungen vermehren den Ertrag, verringern 
aber die Güte und beeinträchtigen die Brennbarkeit. 
Die schlechte Brennbarkeit des Tabaks der Kapkolonie 
ist auf den geringen Kalk= und Kaligehalt und auf 
die übermäßigen Chlorverbindungen in den Blättern 
zurückzuführen. Das Einsaugen von Chlorsalzen kann 
nur dadurch verringert werden, daß der Boden tiefer 
aufgelockert wird und das Wasser in der Mitte 
zwischen den Reihen geleitet wird. Die Pflanzen 
werden dann gezwungen, ihr Wurzelsystem über eine 
größere Bodenfläche auszudehnen. Dadurch wird die 
Brennbarkeit des Tabaks bedeutend verbessert werden. 
Bei Tabakbau ebenso wie bei anderen Kulturen 
sind die Methoden je nach der Oertlichkeit verschieden, 
und jeder Bauer muß daher die hier gegebenen 
Winke modifiziren und seiner Bodenbeschaffenheit an- 
passen. Die Hauptsache ist, die Natur der Pflanze, 
d. h. ihre Bedürfnisse bezüglich Klima, Boden und 
Bebauung, verstehen zu lernen. 
Ein warmes und etwas trockenes Klima ist für 
Tabakbau das geeignetste. Die Pflanze ist gegen 
Frost und kalte Winde, die bald die Blätter an- 
greifen, sehr empfindlich. Es ist eine bekannte That- 
sache, daß der Boden die Qualität des Tabaks stark 
beeinflußt. Da die Bodenbestandtheile in die Pflanze 
durch das Wurzelsystem eintreten, muß man das 
Wurzelsystem betrachten, um den Einfluß des Bodens 
zu verstehen. Die Wurzeln der Tabakspflanze dringen 
nicht sehr tief in den Boden ein, sondern bilden 
einen gut verzweigten Ballen in der Nahe der Ober- 
fläche. Da die Wurzeln zart und weich sind und 
einen zu bündigen (thonigen) Boden nicht leicht 
durchdringen können, ist ein mäßig lockerer, nahrhafter 
Boden vorzuziehen. Die Erfahrung hat bewiesen, 
daß ein trockener, warmer Boden (Lehm oder sandiger 
Lehm), nahrhaft, tief und kalkhaltig, für Tabakbau 
der gecignetste ist. Je sandiger der Boden bis zu 
einem gewissen Grade ist, desto besser wird der 
Tabak sein; je thonhaltiger, desto geringer wird die 
Ernte unter gleichen Umständen, obwohl der Ectrag 
dennoch befriedigend sein mag. Nasser, schwerer, 
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thoniger oder bracker Boden ist unter keinen Um- 
ständen für Tabakbau geeignet. 
Wie schon erwähnt, beeinflussen Bodenbeschaffenheit 
und Klima den Tabak sehr stark. Es ist daher 
falsch, zu glauben, daß Tabak, in Deutsch-Südwest- 
afrika von auswärtigem Samen gezogen, dieselben 
Eigenschaften haben werde wie der Tabak des 
Landes, aus welchem der Samen stammt. Keine 
Pflanze artet so bald aus wie der Tabak. Wenn 
die Güte des Tabaks nur vom Samen abhinge, 
würden wir einfach Samen von der bekanntlich besten 
Sorte (Habana) beziehen müssen, um guten Tabak 
zu bauen. Da dieses jedoch durchaus nicht der Fall 
ist, müssen wir uns die Aufgabe stellen, zu prüfen, 
welche Sorte für Boden und Klima Deutsch-Südwest- 
afrikas die beste ist. 
Dem Bauer muß es überlassen sein, festzustellen, 
welcher Samen in seiner Gegend sich am besten be- 
währt. Zu Versuchen werden folgende amerikanische 
Sorten empfohlen: Sumatra, Habana, Java, Con- 
necticut Seed Leaf, St. Felix und Virginia, außer- 
dem noch verschiedene Bauerntabaksorten (nicotiana 
rustica = der grünblättrige Tabak). Das Aufziehen 
von Tabakpflanzen aus Samen ist der Aufzucht von 
Kohlpflanzen ähnlich, nur dauert das Keimen der 
Samen länger, und wegen ihrer zarten Wurzeln 
kann die junge Pflanze nicht gut das Ausreißen von 
Unkraut vertragen. Deshalb muß das Saatbeet 
sorgfältigst vorbereitet werden, damit es von allem 
Unkraut frei ist. Die Lage des Saatbeetes muß 
gegen Wind geschützt sein. Ein Gelände mit nörd- 
lichem Abhang ist vorzuziehen. Das Beet sollte nicht 
mehr als 1,20 m breit sein, damit es leicht bearbeitet 
werden kann. Da die Saatbeete fortwährender Auf- 
merksamkeit bedürfen, bis das Auspflanzen statt- 
findet, sollten sie möglichst nahe an der Wohnung 
liegen. · 
Ein kräftiger sandiger Lehmboden ist der beste; 
er darf nicht zu feucht noch zu trocken sein. Zur 
Bereitung der Saatbeete muß eine starke Schicht gut 
zersetzten Düngers oder Kompost, mit Holzasche ge- 
mischt, etwa 5 cm tief über den Boden ausgebreitet 
werden; diese muß dann mit dem Boden vollkommen 
durchgearbeitet und die ganze Oberfläche muß mit 
einem eisernen Rechen sehr fein zerpulvert werden. 
Alles, was das Wachsthum der Pflanzen hindern 
oder sie beim Herausheben schädigen könnte, muß 
vorher sorgfältig entfernt werden. Nachdem der 
Boden mögluchst fein zerrieben und flach und horizontal 
gemacht worden ist, muß er einen Tag liegen und 
dann das ganze Beet mu dem Gartenrechen gerecht 
werden. Nun ist das Beet zur Aufnahme des 
Samens beren. Ein Eßlöffel voll guten Samens 
wird für 10 qm Boden genügen; ein solches Beet 
wird unter guten Bedingungen etwa 10 000 Pflanzen 
liefern. Der Samen muß breit und gleichmäßig 
gesät werden, mit Asche oder Sand vermischt. Wenn 
zu dick gesät wird, werden die Pflanzen zusammen- 
gedrangt sein und nicht zur richtigen Zeir die nöthige 
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