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der heiligen Handlung über zwei Stunden hinge-
gangen waren.
In derselben Missionszeitschrift berichtet P. Guillemé
aus dem Vikariat Nyassa:
Doas Vikariat Nyassa ist eines unserer jüngsten
Vikariate und zählt somit erst wenige Getaufte. Bis
im vorigen Jahre leistete der alte Sultan den Euro-
päern noch stets den hartnäckigsten Widerstand, sowohl
der Militärbehörde als den Missionaren. Jetzt aber
hat er sich endlich folgenden Gesetzen unterwerfen
müssen: „Die Behörde behält sich das Recht vor,
allein als befugte richterliche Gewalt aufzutreten
allemal, wo es Fälle betrifft, in welchen eine schwerere
Strafe verhängt werden muß als 12 Stockschläge.
Es ist keinem Häuptling mehr erlaubt, seine Unter-
thanen zu verstümmeln und strafweise oder aus irgend-
welchem sonstigen Grunde Jemandem Hände, Füße,
Nase oder Ohren abzuschneiden oder dies von Anderen
ausführen zu lassen. Sie sollen ihren Sängern
fernerhin nicht mehr die Augen ausstechen. Sie
dürfen durchaus nicht mehr die Giftprobe in An-
wendung bringen. Alle Menschenopfer auf dem Grabe
der Reichsgroßen sind strengstens verboten. Bei dem
Absterben eines Häuptlings soll man dessen Frauen
nicht mehr tödten, um ihn in die andere Welt zu
begleiten. Es steht allen Bewohnern des Landes
frei, sich Arbeit zu suchen, wo sie wollen, und sich
von oder bei den Missionaren unterrichten zu lassen.“
— Mit der allergrößten Freude wurden diese Ge-
setze von den Missionaren ausgenommen, die nun-
mehr völlige Freiheit haben, sich ganz und gar dem
Belehrungswerke der Insassen des Landes zu widmen,
und noch am meisten freut sich darüber der gemeine
Mann, der nun endlich auf immer befreit ist von
der launenhaften Grausamkeit der unzähligen kleineren
Tyrannen. Und ich gestehe gern, daß das gewöhn-
liche Volk recht viel Neigung zu haben scheint, eine
Religion anzunehmen, welche die Erlösung und die
Gleichheit aller Menschen als solche predigt. Nur
die Großen im Lande sehen mit unruhigem Blick
diesem Erwachen des Volkes zu, und ebenso, wie
vormals die Pharisäer, sagen sie, indem sie auf die
Missionen deuten: „Seht, alles Volk läuft ihnen
nach!"
Die Baseler Missionare Ernst zu Lobethal und
Hässig in Edea haben von ihren Stationen aus eine
weitere Missionsreise im südlichen Kamerun unter-
nommen. Edea bildet den Schlüssel für das Vor-
dringen ins Innere, von wo schon mehrfache Auf-
forderungen an die Baseler Mission ergangen sind,
ihre Thätigkeit auch auf die Gegenden landeinwärts
auszudehnen. Es liegt deshalb im Bestreben der
Missionare, von Edea aus nicht nur die umliegenden
Gebiete immer eingehender zu erkunden und sie mit
dem Evangelium zu bedienen, sondern auch die im
Nordosten liegenden Länderstrecken soweit wie möglich
in den Kreis ihrer Wirksamkeit hereinzuziehen. Ueber
das Ergebniß der mehrwöchigen Missionsreise be-
richtet Missionar Ernst im „Evangelischen Missions-
magazin"“:
Zunächst darf der Umstand als Erfolg betrachtet
werden, daß wir in Ndogomakumak Bresche gelegt
und dieses Land der Missionsarbeit erschlossen haben.
Es ist das nicht zu unterschätzen, da Ndogomakumak,
oder wie der Name sagt, „das große Geschlecht“
unter den anderen Stämmen eine hervorragende Rolle
spielt. Freilich dürfen wir uns dadurch, daß die
Häuptlinge uns um Lehrer gebeten haben, nicht fal-
schen Hoffnungen hingeben. Es entspringt dieses
Verlangen nach Lehrern zunächst keinem religiösen
Bedürfniß, sondern einem unbestimmten Suchen nach
etwas Neuem. Doch kann der Herr dasselbe auch
noch zu einem Suchen und Fragen nach dem leben-
digen Gott werden lassen. Ein weiterer Erfolg
unserer Reise ist darin zu erblicken, daß wir dadurch
über die dortigen Sprachverhältnisse ins Klare ge-
kommen sind. Es ist uns zur Gewißheit geworden,
daß das ganze Hinterland vom Ydong — also von
Klein-Batanga im Süden — bis zum Manenguba=
gebirge im Norden, und auf der Linie Mangamba—
Edea ostwärts bis eine oder zwei Tagereisen vor
dem Mbam und Yaünde Alles die Basasprache redet.
Es ist diese Thatsache eine große Wohlthat für uns
Missionare, wenn wir in einem Gebiete, das größer
ist als Württemberg und Baden zusammen, mit einer
Sprache auskommen können, während sonst in West-
afrika das Sprachengewirr auf verhältnißmäßig kleinen
Gebieten das Kreuz aller Missionen ist. Die Missions-
arbeit wird aber trotzdem in jenem Gebiet immerhin
noch ziemlich erschwert sein, da die Leute nicht in
Dörfern zusammenwohnen, sondern auf einzelnen
Höfen zerstreut leben. Wir dürfen indessen trotz aller
Schwächen unserer afrikanischen Christen doch getrost
sein und daran festhalten, daß das Werk des Herrn
unter ihnen nicht vergeblich ist. Die Neger müssen
erst allmählich für das Christenthum erzogen werden.
Die Vertiefung christlichen Lebens und Glaubens bei
den Einzelnen bleibt eine Hauptaufgabe, an der wir
nicht müde werden dürfen. Bis aber eine Durch-
dringung des ehemals heidnischen Volkslebens mit
christlichem Geiste erreicht ist, ist viel Geduld nöthig.
Inzwischen gilt es aber auch, das Netz so weit wie
möglich auszuwerfen, damit wir ihrer Viele gewinnen
und Viele erziehen können zu einem neuen Wandel
in Christo.
In dem Jahresbericht der Norddeutschen Missions=
gesellschaft, seit 66 Jahren im Evhelande (Togo)
thätig, heißt es:
Zu unseren bisherigen vier Hauptstationen Keta,
Lome, Ho und Amedzoyhe ist als fünfte die Station
Agu hinzugekommen. Die Nebenstationen haben sich
um vier vermehrt: Nyive im Hobezirk, Kpoeta im
Bezirk von Amedzovhe und Agudeve und Gbeme in
der zu Agu gehörigen Landschaft Kpele. Zu den
am 31. Dezember 1901 vorhandenen 37 Außen=