Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIII. Jahrgang, 1902. (13)

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der heiligen Handlung über zwei Stunden hinge- 
gangen waren. 
In derselben Missionszeitschrift berichtet P. Guillemé 
aus dem Vikariat Nyassa: 
Doas Vikariat Nyassa ist eines unserer jüngsten 
Vikariate und zählt somit erst wenige Getaufte. Bis 
im vorigen Jahre leistete der alte Sultan den Euro- 
päern noch stets den hartnäckigsten Widerstand, sowohl 
der Militärbehörde als den Missionaren. Jetzt aber 
hat er sich endlich folgenden Gesetzen unterwerfen 
müssen: „Die Behörde behält sich das Recht vor, 
allein als befugte richterliche Gewalt aufzutreten 
allemal, wo es Fälle betrifft, in welchen eine schwerere 
Strafe verhängt werden muß als 12 Stockschläge. 
Es ist keinem Häuptling mehr erlaubt, seine Unter- 
thanen zu verstümmeln und strafweise oder aus irgend- 
welchem sonstigen Grunde Jemandem Hände, Füße, 
Nase oder Ohren abzuschneiden oder dies von Anderen 
ausführen zu lassen. Sie sollen ihren Sängern 
fernerhin nicht mehr die Augen ausstechen. Sie 
dürfen durchaus nicht mehr die Giftprobe in An- 
wendung bringen. Alle Menschenopfer auf dem Grabe 
der Reichsgroßen sind strengstens verboten. Bei dem 
  
Absterben eines Häuptlings soll man dessen Frauen 
nicht mehr tödten, um ihn in die andere Welt zu 
begleiten. Es steht allen Bewohnern des Landes 
frei, sich Arbeit zu suchen, wo sie wollen, und sich 
von oder bei den Missionaren unterrichten zu lassen.“ 
— Mit der allergrößten Freude wurden diese Ge- 
setze von den Missionaren ausgenommen, die nun- 
mehr völlige Freiheit haben, sich ganz und gar dem 
Belehrungswerke der Insassen des Landes zu widmen, 
und noch am meisten freut sich darüber der gemeine 
Mann, der nun endlich auf immer befreit ist von 
der launenhaften Grausamkeit der unzähligen kleineren 
Tyrannen. Und ich gestehe gern, daß das gewöhn- 
liche Volk recht viel Neigung zu haben scheint, eine 
Religion anzunehmen, welche die Erlösung und die 
Gleichheit aller Menschen als solche predigt. Nur 
die Großen im Lande sehen mit unruhigem Blick 
diesem Erwachen des Volkes zu, und ebenso, wie 
vormals die Pharisäer, sagen sie, indem sie auf die 
Missionen deuten: „Seht, alles Volk läuft ihnen 
nach!" 
Die Baseler Missionare Ernst zu Lobethal und 
Hässig in Edea haben von ihren Stationen aus eine 
weitere Missionsreise im südlichen Kamerun unter- 
nommen. Edea bildet den Schlüssel für das Vor- 
dringen ins Innere, von wo schon mehrfache Auf- 
forderungen an die Baseler Mission ergangen sind, 
ihre Thätigkeit auch auf die Gegenden landeinwärts 
auszudehnen. Es liegt deshalb im Bestreben der 
Missionare, von Edea aus nicht nur die umliegenden 
Gebiete immer eingehender zu erkunden und sie mit 
dem Evangelium zu bedienen, sondern auch die im 
Nordosten liegenden Länderstrecken soweit wie möglich 
in den Kreis ihrer Wirksamkeit hereinzuziehen. Ueber 
  
das Ergebniß der mehrwöchigen Missionsreise be- 
richtet Missionar Ernst im „Evangelischen Missions- 
magazin"“: 
Zunächst darf der Umstand als Erfolg betrachtet 
werden, daß wir in Ndogomakumak Bresche gelegt 
und dieses Land der Missionsarbeit erschlossen haben. 
Es ist das nicht zu unterschätzen, da Ndogomakumak, 
oder wie der Name sagt, „das große Geschlecht“ 
unter den anderen Stämmen eine hervorragende Rolle 
spielt. Freilich dürfen wir uns dadurch, daß die 
Häuptlinge uns um Lehrer gebeten haben, nicht fal- 
schen Hoffnungen hingeben. Es entspringt dieses 
Verlangen nach Lehrern zunächst keinem religiösen 
Bedürfniß, sondern einem unbestimmten Suchen nach 
etwas Neuem. Doch kann der Herr dasselbe auch 
noch zu einem Suchen und Fragen nach dem leben- 
digen Gott werden lassen. Ein weiterer Erfolg 
unserer Reise ist darin zu erblicken, daß wir dadurch 
über die dortigen Sprachverhältnisse ins Klare ge- 
kommen sind. Es ist uns zur Gewißheit geworden, 
daß das ganze Hinterland vom Ydong — also von 
Klein-Batanga im Süden — bis zum Manenguba= 
gebirge im Norden, und auf der Linie Mangamba— 
Edea ostwärts bis eine oder zwei Tagereisen vor 
dem Mbam und Yaünde Alles die Basasprache redet. 
Es ist diese Thatsache eine große Wohlthat für uns 
Missionare, wenn wir in einem Gebiete, das größer 
ist als Württemberg und Baden zusammen, mit einer 
Sprache auskommen können, während sonst in West- 
afrika das Sprachengewirr auf verhältnißmäßig kleinen 
Gebieten das Kreuz aller Missionen ist. Die Missions- 
arbeit wird aber trotzdem in jenem Gebiet immerhin 
noch ziemlich erschwert sein, da die Leute nicht in 
Dörfern zusammenwohnen, sondern auf einzelnen 
Höfen zerstreut leben. Wir dürfen indessen trotz aller 
Schwächen unserer afrikanischen Christen doch getrost 
sein und daran festhalten, daß das Werk des Herrn 
unter ihnen nicht vergeblich ist. Die Neger müssen 
erst allmählich für das Christenthum erzogen werden. 
Die Vertiefung christlichen Lebens und Glaubens bei 
den Einzelnen bleibt eine Hauptaufgabe, an der wir 
nicht müde werden dürfen. Bis aber eine Durch- 
dringung des ehemals heidnischen Volkslebens mit 
christlichem Geiste erreicht ist, ist viel Geduld nöthig. 
Inzwischen gilt es aber auch, das Netz so weit wie 
möglich auszuwerfen, damit wir ihrer Viele gewinnen 
und Viele erziehen können zu einem neuen Wandel 
in Christo. 
In dem Jahresbericht der Norddeutschen Missions= 
gesellschaft, seit 66 Jahren im Evhelande (Togo) 
thätig, heißt es: 
Zu unseren bisherigen vier Hauptstationen Keta, 
Lome, Ho und Amedzoyhe ist als fünfte die Station 
Agu hinzugekommen. Die Nebenstationen haben sich 
um vier vermehrt: Nyive im Hobezirk, Kpoeta im 
Bezirk von Amedzovhe und Agudeve und Gbeme in 
der zu Agu gehörigen Landschaft Kpele. Zu den 
am 31. Dezember 1901 vorhandenen 37 Außen=
	        
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