Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIV. Jahrgang, 1903. (14)

Mwele und Esum habe ich keine Verstümmelung 
wahrgenommen. 
Die Dörfer sind bei den vier Stämmen im all- 
gemeinen nach Art der Fang angelegt, zwei mehr 
oder minder geschlossene Häuserreihen zu Seiten der 
Dorfstraße waren meistenteils vorhanden. Der reinste 
Typ der Fangdorfanlage: zwei geschlossene Häuser- 
reihen, Blockhäuser an den Enden der Dorfstraße und 
Pallisadierung mit verschließbarer, schmaler Tür an 
den beiden Dorfeingängen, war bei den Gokum und 
Maka zu sehen, während die Mwele am meisten von 
diesem Typ abwichen. Bei ihnen fanden sich zuweilen 
die Häuser radial zum Dorfplatz angeordnet oder 
völlig unsymmetrisch gestellt. 
Der Anbau erstreckt sich bei den vier Stämmen 
hauptsächlich auf Bananen (Planten), Mais, Maniok 
und Zuckerrohr, dann Jams, Taro und Tabak. In 
unmittelbarer Nähe der Dörfer sind häufig Citronen 
und Ananas angepflanzt. 
An Haustieren werden nur Schafe, Ziegen und 
Hühner gehalten; von Schafen sah ich häufig schöne, 
große, gut im Fleisch stehende Exemplare. 
Für den Handel kommen vorläufig nur zwei 
Produkte, Kautschuk und Elfenbein, in Betracht. Wie 
bereits erwähnt, liefern besonders das Gokum= und 
Makaland Kautschuk in ansehnlicher Menge, wenn 
auch die Produktion bei weitem nicht an die des 
Ngoko-Sangagebietes heranreichen wird. 
Das Vorkommen der Kickxie ist wahrscheinlich im 
Süden und Südosten der Kolonie an sich häufiger 
als in diesen Gebieten, und der Raubbau der Ein- 
geborenen hat ein übriges getan, die Kickxiebestände 
zu verringern. 
In die Elfenbeinproduktion habe ich nur geringen 
Einblick gewinnen können. Nach den Fährten zu 
urteilen, kommt der Elefant nur noch häufiger in 
dem Urwald zwischen Gurgo und Koeng im Gokum- 
gebiet und im südlichen Esumlande vor, die übrigen 
von mir bereisten Landschaften sind zu dicht bewohnt, 
als daß sich das Tier dort halten könnte. Wahr- 
scheinlich aber gibt es seitwärts meines Reiseweges 
noch Elefantenjagdgründe, und sicher besitzt auch fast 
jeder Dorfschulze und wohlhabendere Mann einen 
wohlverborgenen Elfenbeinvorrat. Nach den An- 
gaben von Jaundeleuten ist die Elfenbeinausfuhr 
aus dem Makalande ziemlich bedeutend. 
Die Tauschwaren: Zeuge, Steinschloßgewehre, 
Schießpulver und Feuersteine, Perlen, Messingdraht, 
Tabak und Salz rc. werden in der Hauptsache von 
Jaunde eingeführt; in zweiter Linie stehen Lolodorf 
(Kulumakag) und Ebolova. 
Der eine Handelsweg führt über Esum, das mit 
dem Makaland in direkter Verbindung steht, der 
andere über Bane und Akonolinga. Das Bane- 
gebiet wieder erhält die Waren von Jaunde, Kulu- 
makong und Ebolova. Das Wutegebiet im Norden 
soll wenig am Handel nach dem Maka= und Gokum- 
land beteiligt sein; ein Teil des Kautschuks und Elfen- 
beins der Gokum aber geht sicher noch nach Osten 
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nach Bertua, wo diese Produkte bisher die franzö- 
sische Gesellschaft La Haute Sangha aufgekauft hat, 
oder wo sie von den Haussa erhandelt und dann in 
das französische oder englische Gebiet geschleppt wurden. 
Auch die im östlichen Gokumgebiet vorkommenden Kola- 
nüsse wandern in die Hände der Haussa. Den Haussa- 
handel, von dem das Schutzgebiet Kamerun bisher 
kaum einen Vorteil gehabt hat, aus dem die Fran- 
zosen und Engländer den Gewinn fast allein gezogen 
haben, nach der Kamerunküste zu leiten, dürfte eine 
der nächsten Aufgaben sein, an deren Lösung sich 
vornehmlich die Jaundestation beteiligen könnte. Dazu 
wird diese Station aber nur befähigt sein, wenn sie 
ihren Einfluß weiter nach Norden in die südlichen 
Haussaländer und nach Osten bis zur Grenze ausdehnt. 
Um den Wert des Gokum-, Maka-, Mwele= und 
Esumgebiets für unsern heutigen Handel, der hier 
zunächst allein in Betracht kommt, zu heben, müßten 
Anpflanzungen von Kickxrien und Landolphien, wie sie 
z. B. im Kongostaat im größten Maßstabe mit 
Manihot Glaziovii und Landolphien ausgeführt 
worden sind, und zwar als Eingeborenenkultur, vor- 
genommen werden. Das setzt Ausdehnung der Ver- 
waltung auf dieses Gebiet voraus. Wenn diese auch 
von einem erfahrenen Offizier oder Beamten ohne 
Anwendung von Waffengewalt eingeführt werden 
könnte, und Aufbietung von bedeutenden Mitteln 
für die Verwaltung nicht nötig sein würde, so liegt 
es doch näher, in dem küstennahen, südwestlichen 
Teil des Schutzgebietes anzufangen; einerseits, weil 
sich diese Kultur bei den Eingeborenen, die hier 
bereits längere Zeit unter der Verwaltung stehen und 
deren Anordnung zu folgen sich gewöhnt haben, leichter 
einführen lassen würde; andererseits, weil der Trans- 
port für den Kautschuk wesentlich weniger kosten würde. 
So wird es sich vorläufig nur darum handeln, 
die noch vorhandenen Kickrien= und Landolphienbestände 
jener Gebiete dadurch vor völliger Vernichtung zu 
schützen, daß den Eingeborenen gelegentlich der Be- 
reisung ihres Landes die sachgemäße Gewinnung des 
Kautschuks gelehrt wird, wie ich dies bereits versucht 
habe, und darum die Handelswege offen zu halten. 
Die Aufgabe, die sich die Expedition gestellt hatte, 
einen Weg von Bertua nach Jaunde zu öffnen, ist 
als gelöst zu betrachten. Die Expedition ist, abgesehen 
von den beiden erwähnten Fällen, in denen Repressalien 
und strafendes Einschreiten notwendig wurden, stets 
in freundlichem Verkehr mit den Eingeborenen ge- 
blieben, und auch nach den Vorkommnissen am Long 
und bei Bene, bei denen niemand getötet und kein 
Schuß abgegeben worden ist, wurden die guten Be- 
ziehungen zur Bevölkerung rasch wieder hergestellt. 
Gerade die beiden Vorkommnisse haben dazu bei- 
getragen, das Ansehen der Weißen zu erhöhen, da 
den Eingeborenen hierbei gezeigt werden konnte, daß 
der Weiße seinen Willen durchsetzt und sich ungestraft 
kein Unrecht antun läßt. 
 
	        
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