Full text: Deutsches Kolonialblatt. XIX. Jahrgang, 1908. (19)

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die dafür gezahlten Preise waren im Durchschnitt 
höher als die Londoner Preise. Der hier ge- 
handelte Kautschuk ging überwiegend nach dem 
europäischen Kontinent, nur kleine Probesendungen 
nach Amerika. Das Geschäft trug in letzter Zeit 
häufig spekulativen Charakter, oft in Erwartung 
höherer Preise. 
„Sheet" und „Crepe“ erzielten die besten 
Preise, hellfarbige höhere wie dunkle. „Biscuits“ 
stellen nunmehr meist die jüngeren Plantagen her, 
die noch mit Handbetrieb arbeiten und größere 
Mengen von Kautschuk nicht erzielen. Zur Her- 
stellung von „Sheets“ und „Crepe“ sind Wasch- 
maschinen erforderlich; „Blocks“ können nur mit 
besonderen Maschinen hergestellt werden. „Wet 
blocks“ enthalten einen gewissen Prozentsatz Wasser; 
bei diesen Marken handelt es sich meistens um 
Versuchssendungen, da der Kautschuk in dieser 
Form am wenigsten dem Verderben ausgesetzt 
sein soll. Als das beste Mittel zur Verhinderung 
der Fäulnis gilt gutes Auswaschen und Trocknen 
im Rauch. Namentlich sollen gutes Waschen und 
nachheriges Auspressen genügen, um Proteinstoffe 
und zersetzende Säuren zu entfernen. Das 
Trocknen im Rauch ist bei „Crepe“ und „Block“" 
überflüssig, weil diese Formen schon nach drei 
bis vier Tagen verladungsfähig sind. Räucher- 
einrichtung gilt als kostspielig; diese Frage be- 
findet sich noch im Versuchsstadium. 
„Scrap“ wird seitens einer hiesigen hollän- 
dischen Gummiwarenfabrik direkt auf den Plantagen 
gekauft. Von den nach London verschifften Sen- 
dungen von „Scrap“ ist in einem Fall ein um 
2 bis 3 Pence höherer Preis erzielt worden als 
für die besten „Sheets“ oder „Crepe“. 
Pflanzerorganisation. 
Die Pflanzer der Vereinigten Malayenstaaten, 
der Straits Settlements und von Johore haben 
sich zur Vertretung ihrer Interessen meist staaten- 
weise in verschiedenen Körperschaften organisiert. 
Solche sind: 
The Malay Peninsula Agricultural Association, 
The Perak Planters Association, 
The United Planters Association of Selangor, 
The Negri Sembilan Planters Association. 
Aus dem „TKropenpilanzer“. 
Die soeben erschienene Aprilnummer des 
„Tropenpflanzer"“, Organs des Kolonial-Wirt- 
schaftlichen Komitees, bringt an erster Stelle einen 
beachtenswerten Artikel von Dr. Endlich über 
die Zapupekultur in Mexiko. Der VBerfasser, 
einer der besten Kenner der merikanischen land- 
wirtschaftlichen Verhältnisse, gibt hier wertvolle 
  
Aufschlüsse über die Wachstumsbedingungen, Kultur 
und Ernte dieser Agavenart, die den Indianern 
zwar schon seit Jahrhunderten als faserliefernde 
Pflanze bekannt war, aber erst in den letzten 
Jahren in Mexiko in Kultur genommen wurde. 
Die Zapupefaser ist feiner, biegsamer und durch- 
schnittlich länger als der Sisalhanf, außerdem 
sehr widerstandsfähig und bei sorgfältiger Be- 
handlung glänzend und von weißer Farbe; 
namentlich wird sie auch zur Herstellung von 
Schiffstauen empfohlen. Die günstige Beurteilung 
der Faser auf dem amerikanischen Markte läßt 
erwarten, daß sie sich im Falle einer Üüber- 
produktion an Sisalhanf diesem gegenüber als 
Konkurrent behaupten wird. Da die Wachstums- 
bedingungen des Zapupe denjenigen der Sisal- 
agave ähnlich sind, so rät der Verfasser an, in 
Deutsch-Ostafrika und Togo Kulturversuche mit 
der neuen aussichtsreichen Faserpflanze anzustellen. 
In einem Aufsatz „Die Malletrinde als 
Gerbmaterial“ beschreibt Dr. Paeßler die 
Herkunft, Eigenschaften und den Wert dieses 
neuen Gerbmaterials, das sich in den letzten 
Jahren in der Lederindustrie, besonders in der 
deutschen, sehr gut eingeführt hat. Dem west- 
australischen Baume Eucalyptus occidentalis ent- 
stammend, kommt die Malletrinde hinsichtlich des 
Gerbstoffgehaltes den bisher bekannten gerbstoff- 
reichsten Materialien wie Dividivi, Mangroven- 
rinde u. a. nicht nur vollständig gleich, sondern 
übertrifft sie in mancher Beziehung. Da die 
Malletbestände Australiens nicht sehr umfangreich 
sind und schon nach einigen Jahren erschöpft sein 
dürften, so wäre es eine dankbare Aufgabe, auch 
diesen Baum wie früher die Gerberakazie von 
Australien nach Afrika zu verpflanzen und be- 
sonders in Natal und Deutsch-Ostafrika in Kultur 
zu nehmen. 
Unter den ständigen Rubriken des „Tropen- 
pflanzer“ finden sich interessante Angaben über 
den Schutz der Bäume gegen schädliche Insekten 
und Krankheiten, über synthetischen Kampfer, 
Baumwolle, Kautschuk, Kakao und andere tro- 
pische Produkte. 
Der Nummer ist als zweites Beiheft der Be- 
richt über eine Reise beigegeben, die Gouverne-= 
mentsgärtner Deistel mit finanzieller Unterstützung 
des Kolonial-Wirtschaftlichen Komitees nach 
Britisch= und Niederländisch-Indien aus- 
geführt hat. Deistel legt darin seine während 
der Reise gemachten Beobachtungen und Er- 
fahrungen nieder und regt zu ihrer Nutzan-- 
wendung in Kamerun an. 
*E
	        
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