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ich sehr ermüdet ins Lager zurück und setzte den
Marsch erst am andern Nachmittag fort, nachdem
wir für alle Fälle zwei große Wassersäcke gefüllt
hatten. Wir verfolgten das an unserem Lager-
platz mündende Revier und bogen nach ungefähr
12 km in ein Nebenrevier nach Westen ab, wo
wir zwei Schilfstellen und ein stark brackiges
Regenwasserloch fanden. Diese Schilfstellen waren,
wie sich später herausstellte, Klein= und Groß-Aub.
Am nächsten Morgen verfolgten wir das Revier
weiter, das immer enger und steiler wurde, bis
wir vor einem steilen Aufstieg standen, den die
Maultiere allerdings spielend nahmen. Dagegen
kamen die Kamele nicht mehr vorwärts.
stürzten und waren nicht hochzubringen, während
die andern nicht mehr weiterklettern wollten.
Wir holten nun die Maultiere zurück und brachten
mit diesen die Last hinüber. Dann zogen, schoben
und trieben wir die entlasteten Kamele einzeln
bis auf die Höhe, wozu wir vier Stunden brauch-
ten. Der Abstieg war leichter und schnell über-
wunden. Doch waren die Kamele durch den
Aufstieg so angestrengt, daß ich sie mit den beiden
Reitern und einem Eingeborenen zurückließ, wäh-
rend ich selbst mit den beiden andern Eingebo-
renen weiter zum Oranje ritt, wo ich nachmittags
ankam. Die Kamele trafen erst abends ein.
Hier lief von Nordwesten eine breite Fläche
zum Oranje, auf der wir auf eine wenig aus-
gefahrene Pad stießen, die zum Oranje führte.
Die Berge traten weit zurück; ungefähr 3 km
vor dem Oranje erhoben sich bis zum Fluß
mächtige, unbewachsene Sanddünen, in denen jede
Wagenspur aufhörte. Das Oranjegebüsch gewährte
uns etwas Schutz gegen den Sandsturm.
Wir waren alle derartig erschöpft, daß wir
wieder einen Ruhetag nötig hatten, den wir auch
zum Reparieren der stark mitgenommenen Kamel-
sättel und vor allem unserer Kleider gebrauchten.
Aber wo befanden wir uns? Ich sagte
Sendlingsdrift, Pitt bezeichnete den Bergrücken,
der ungefähr 6 km flußabwärts an den Oranje
trat, als Loreley. Wir ritten an diesen Berg
heran; ich habe dabei einige Aufnahmen gemacht.
Bei Loreley mußte nach der Kriegskarte der
nördlichste Punkt des Oranje sein. An diesem
Berge, wo wir uns befanden, machte der Oranje
eine scharfe Biegung nach Süden (s. Bild Jakals-
water). Steil fiel der Berg zum Fluß ab, an
dem dichtes, undurchdringliches Gebüsch stand.
Nach dem Kompaß konnte ich auch nicht feststellen,
ob diese Stelle oder die erste, die wir bereits
umgangen hatten, nördlicher läge. Ich suchte
nach einem Fußweg durch die Berge, die aber
so zerklüftet waren, daß ich den überanstrengten
Kamelen eine nochmalige Kletterei nicht zumuten
wollte. Als mir Pitt auch noch versicherte, daß
Zwei
er jetzt wirklich wieder Bescheid wüßte und mich
über Namus nach Sendlingsdrift führen würde,
hielt ich diesen Berg auch für Loreley, entschloß
mich, Pitt zu folgen, und ritt zum Lagerplatz
zurück. Wäre ich eine halbe Stunde weiter in die
Berge gegangen, dann hätte ich gesehen, daß diese
bald einer weiten Fläche Raum gaben, und daß
der Oranje in großen Windungen weiterfloß, die,
weil auf der Kriegskarte angegeben, mich sofort
orientiert hätten.
Am 29. Oktober rückten wir mit zwei ge-
füllten, großen Wassersäcken vom Oranje ab. Pitt
führte zuerst die gleiche Pad, die wir herunter-
gekommen waren, wieder zurück und bog nach
20 km in nordwestlicher Richtung ab. Am nächsten
Morgen zeigte er mir in einer engen Felsschlucht
ein Wasserloch, das nach seiner Angabe Groß-Aub
sein sollte; von hier nach Namus wäre es nicht
mehr weit, mittags könnten wir schon in Namus
sein. So folgten wir ihm weiter; es wurde
Mittag, ohne daß wir Namus erreichten. Immer
weiter ging es revieraufwärts, bis wir endlich
gegen Abend die Höhe erreichten, die zu einer
breiten Fläche steil abfiel.
Bei diesem Aufstieg stürzte nur ein Kamel;
während des Abstiegs zur Ebene zerbrachen uns
aber leider die letzten Flaschen Rotwein.
Als wir auf halbem Wege zu Tale waren,
sahen wir in der Ebene eine Staubwolke, die
sich schnell nach Norden zu bewegte. Ich lief
sofort vollends hinunter, bestieg ein Maultier und
galoppierte auf die Staubwolke los, aus der
schließlich der Bezirksamtmann von Lüderitzbucht
hervorkam. Dieser kehrte eben von einem In-
spizierungsritt nach Angwigarub-Sendlingsdrift
zurück und ein gütiges Geschick führte ihn mir
hier in den Weg. Er orientierte mich und be-
schrieb mir Obib. Wir befanden uns also auf
der Pad Witpüts—Numeis—Obib, ungefähr in
der Nähe von Gamgarib. Nach kurzem Aufent-
halt trennten wir uns; der Bezirksamtmann setzte
seinen Weg nach Witpüts fort, während ich der
Pad nach Numeis folgte. Nach Angabe des ge-
nannten Beamten liegt Numeis am Schnittpunkt
der Pads Witpüts—Obib und Witpüts— Send-
lingsdrift und hat wenig Wasser. Da es deshalb
für mich nicht in Betracht kam, ritt ich nachts
daran vorbei und traf am Morgen in Obib ein.
Obib liegt in einer Felsschlucht, 200 m öst-
lich der Pad, die hier von der im allgemeinen
südlichen Richtung eine kleine Biegung nach Osten
macht. Am Eingang zur Felsschlucht sieht man
verlassene Werftplätze. Obib hat Grabwasser, das
reichlich zuläuft.
Das Tränken der Tiere war etwas umständ-
lich, da das gegrabene Wasserloch so eng ist, daß