Full text: Deutsches Kolonialblatt. XX. Jahrgang, 1909. (20)

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ich sehr ermüdet ins Lager zurück und setzte den 
Marsch erst am andern Nachmittag fort, nachdem 
wir für alle Fälle zwei große Wassersäcke gefüllt 
hatten. Wir verfolgten das an unserem Lager- 
platz mündende Revier und bogen nach ungefähr 
12 km in ein Nebenrevier nach Westen ab, wo 
wir zwei Schilfstellen und ein stark brackiges 
Regenwasserloch fanden. Diese Schilfstellen waren, 
wie sich später herausstellte, Klein= und Groß-Aub. 
Am nächsten Morgen verfolgten wir das Revier 
weiter, das immer enger und steiler wurde, bis 
wir vor einem steilen Aufstieg standen, den die 
Maultiere allerdings spielend nahmen. Dagegen 
kamen die Kamele nicht mehr vorwärts. 
stürzten und waren nicht hochzubringen, während 
die andern nicht mehr weiterklettern wollten. 
Wir holten nun die Maultiere zurück und brachten 
mit diesen die Last hinüber. Dann zogen, schoben 
und trieben wir die entlasteten Kamele einzeln 
bis auf die Höhe, wozu wir vier Stunden brauch- 
ten. Der Abstieg war leichter und schnell über- 
wunden. Doch waren die Kamele durch den 
Aufstieg so angestrengt, daß ich sie mit den beiden 
Reitern und einem Eingeborenen zurückließ, wäh- 
rend ich selbst mit den beiden andern Eingebo- 
renen weiter zum Oranje ritt, wo ich nachmittags 
ankam. Die Kamele trafen erst abends ein. 
Hier lief von Nordwesten eine breite Fläche 
zum Oranje, auf der wir auf eine wenig aus- 
gefahrene Pad stießen, die zum Oranje führte. 
Die Berge traten weit zurück; ungefähr 3 km 
vor dem Oranje erhoben sich bis zum Fluß 
mächtige, unbewachsene Sanddünen, in denen jede 
Wagenspur aufhörte. Das Oranjegebüsch gewährte 
uns etwas Schutz gegen den Sandsturm. 
Wir waren alle derartig erschöpft, daß wir 
wieder einen Ruhetag nötig hatten, den wir auch 
zum Reparieren der stark mitgenommenen Kamel- 
sättel und vor allem unserer Kleider gebrauchten. 
Aber wo befanden wir uns? Ich sagte 
Sendlingsdrift, Pitt bezeichnete den Bergrücken, 
der ungefähr 6 km flußabwärts an den Oranje 
trat, als Loreley. Wir ritten an diesen Berg 
heran; ich habe dabei einige Aufnahmen gemacht. 
Bei Loreley mußte nach der Kriegskarte der 
nördlichste Punkt des Oranje sein. An diesem 
Berge, wo wir uns befanden, machte der Oranje 
eine scharfe Biegung nach Süden (s. Bild Jakals- 
water). Steil fiel der Berg zum Fluß ab, an 
dem dichtes, undurchdringliches Gebüsch stand. 
Nach dem Kompaß konnte ich auch nicht feststellen, 
ob diese Stelle oder die erste, die wir bereits 
umgangen hatten, nördlicher läge. Ich suchte 
nach einem Fußweg durch die Berge, die aber 
so zerklüftet waren, daß ich den überanstrengten 
Kamelen eine nochmalige Kletterei nicht zumuten 
wollte. Als mir Pitt auch noch versicherte, daß 
Zwei 
  
er jetzt wirklich wieder Bescheid wüßte und mich 
über Namus nach Sendlingsdrift führen würde, 
hielt ich diesen Berg auch für Loreley, entschloß 
mich, Pitt zu folgen, und ritt zum Lagerplatz 
zurück. Wäre ich eine halbe Stunde weiter in die 
Berge gegangen, dann hätte ich gesehen, daß diese 
bald einer weiten Fläche Raum gaben, und daß 
der Oranje in großen Windungen weiterfloß, die, 
weil auf der Kriegskarte angegeben, mich sofort 
orientiert hätten. 
Am 29. Oktober rückten wir mit zwei ge- 
füllten, großen Wassersäcken vom Oranje ab. Pitt 
führte zuerst die gleiche Pad, die wir herunter- 
gekommen waren, wieder zurück und bog nach 
20 km in nordwestlicher Richtung ab. Am nächsten 
Morgen zeigte er mir in einer engen Felsschlucht 
ein Wasserloch, das nach seiner Angabe Groß-Aub 
sein sollte; von hier nach Namus wäre es nicht 
mehr weit, mittags könnten wir schon in Namus 
sein. So folgten wir ihm weiter; es wurde 
Mittag, ohne daß wir Namus erreichten. Immer 
weiter ging es revieraufwärts, bis wir endlich 
gegen Abend die Höhe erreichten, die zu einer 
breiten Fläche steil abfiel. 
Bei diesem Aufstieg stürzte nur ein Kamel; 
während des Abstiegs zur Ebene zerbrachen uns 
aber leider die letzten Flaschen Rotwein. 
Als wir auf halbem Wege zu Tale waren, 
sahen wir in der Ebene eine Staubwolke, die 
sich schnell nach Norden zu bewegte. Ich lief 
sofort vollends hinunter, bestieg ein Maultier und 
galoppierte auf die Staubwolke los, aus der 
schließlich der Bezirksamtmann von Lüderitzbucht 
hervorkam. Dieser kehrte eben von einem In- 
spizierungsritt nach Angwigarub-Sendlingsdrift 
zurück und ein gütiges Geschick führte ihn mir 
hier in den Weg. Er orientierte mich und be- 
schrieb mir Obib. Wir befanden uns also auf 
der Pad Witpüts—Numeis—Obib, ungefähr in 
der Nähe von Gamgarib. Nach kurzem Aufent- 
halt trennten wir uns; der Bezirksamtmann setzte 
seinen Weg nach Witpüts fort, während ich der 
Pad nach Numeis folgte. Nach Angabe des ge- 
nannten Beamten liegt Numeis am Schnittpunkt 
der Pads Witpüts—Obib und Witpüts— Send- 
lingsdrift und hat wenig Wasser. Da es deshalb 
für mich nicht in Betracht kam, ritt ich nachts 
daran vorbei und traf am Morgen in Obib ein. 
Obib liegt in einer Felsschlucht, 200 m öst- 
lich der Pad, die hier von der im allgemeinen 
südlichen Richtung eine kleine Biegung nach Osten 
macht. Am Eingang zur Felsschlucht sieht man 
verlassene Werftplätze. Obib hat Grabwasser, das 
reichlich zuläuft. 
Das Tränken der Tiere war etwas umständ- 
lich, da das gegrabene Wasserloch so eng ist, daß
	        
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