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* Ein Gefecht im kranzösischen Tsadsee-Gebiet.
Über ein Gefecht der französischen Besatzung
von Kanem (östlich vom Tsadsee) unweit Arn
Galakka im Borku-Gebiet werden folgende Einzel-
heiten bekannt:
Nomadenstämme hatten Ende vorigen Jahres
einen zum Schutz der Viehweide vorgeschobenen
französischen Posten überfallen, vier ,tirailleurs“
getötet und hundert Kamele erbeutet. Zu ihrer
Bestrafung rückte der Kommandant des cerele du
Kanem, Kapitän Cellier, mit 120 Gewehren
und zwei Offizieren gegen Borku (rund 650 km
nordöstlich des Tsadsee) vor. Er traf bei Aln
Galakka auf eine vom Feind besetzte starke
Bergfeste, die obendrein mit einer 1,80 m hohen
Mauer umgeben war. Gleichwohl beschloß er
den Angriff. Dieser scheiterte indes an der starken
„enceinte“ und einem vernichtenden Feuer des
Gegners. In kurzer Zeit zählte die französische
Truppe zwölf Tote und neunzehn Verwundete;
einer der beiden Offiziere, Leutnant Langlois,
und ein weißer Sergeant wurden verwundet.
Schließlich hatte die Abteilung ein Drittel ihrer
Mannschaften verloren; es mußte der Rückzug
angetreten werden, der, wie eine französische
Nachricht sich äußert, „zum désastre hätte werden
können, wenn der Gegner den Mut zur Ver-
solgung gefunden hätte".
Hiernach scheinen die Hauptgegner der Fran-
zosen in jenen Gebieten, die Senussisten und das
ihnen verbündete Wadai, neue Kräfte gesammelt
zu haben, nachdem infolge mehrerer empfindlicher
Niederlagen die ersteren um die Mitte des vorigen
Jahres die Borkulandschaft geräumt und sich auf
die Oase Kufra (nordöstlich Borku) zurückgezogen
hatten. Die Niederlage bei Ailn Galakka wirkt
um so empfindlicher, als die Franzosen im Jahre
1908 einige wesentliche Erfolge gegen ihre Feinde
zu verzeichnen hatten: so die Besetzung von Arada
(120 km nöäördlich Abecher) durch die Abteilung
Ferrandi, wodurch die Hauptverbindung zwischen
Borku und Wadai durchschnitten wurde, und die
Unterwerfung von N’Délé, der Hauptstadt von
Dar Kuti, wodurch man Wadai auch nach Süd-
osten isolierte.
Ob hiernach der Kommandant des französischen
Tsadsee-Gebiets, zu dem der cerele du Kanem
zählt, mit diesem kühnen Zug gegen Borku ohne
Geschütz und Maschinengewehr ganz einverstanden
sein wird, erscheint fraglich. Mit erneuter Rüh-
rigkeit des Gegners werden die dortigen Be-
satzungen der Franzosen zu rechnen haben, nach
dem bislang bewiesenen Geschick werden sie aber
wohl der Schwierigkeiten Herr werden. Die
Gesamtstärke der französischen Besatzungen im
Tsadsee-Gebiet beträgt 1200 Mann, darunter sind
100 Berittene; außerdem stehen vier Geschütze
zur Verfügung. Die Hauptmasse ist im Batha-
Tal, unweit des Fittri-Wassers (etwa 300 km
ostnordöstlich von Ft. Lamy) vereinigt.
Von unserer Kameruner Schutztruppe steht
als nächste die 3. Kompagnie in Kusseri (am
Schari, Ft. Lamy gegenüber), die mit zwei
Maschinengewehren ausgestattet ist und neben
Postierungen in Dikoa und Bongor (am Logone)
anch Mani Illing am mittleren Schari besetzt hält.
Dampferverbindung zwischen Queensland
und Europa.
Der Plan einer neuen Dampferverbindung
zwischen Queensland und Europa durch die
Torresstraße ist vor einigen Monaten verwirklicht
worden. Am 17. November 1908 konnte der
Gouverneur in einer Thronrede zur Eröffnung
einer neuen Session des queensländischen Parla=
ments bekannt geben, daß der Premier eine Reise
nach England dazu benutzt habe, mit der British
India Steam Navigation Company, vorbehaltlich
der Genehmigung durch die gesetzgebenden Fak-
toren, einen diesbezüglichen Vertrag abzuschließen.
Dieser ist inzwischen genehmigt worden und in
Kraft getreten; seine Hauptbestimmungen sind
folgende:
Die Gesellschaft läßt unter der Bezeichnung
„Queensland Line“ monatlich einen Dampfer von
London über Suez und durch die Torresstraße
nach Brisbane fahren, der Thursday Island,
Cairns, Townsville, Port Alma und solche an-
deren queensländischen Häfen anläuft, für die
sich mindestens 150 Tonnen Ladung bieten. Die
Rückreise geht über die Südküste von Australien
und das Kap der Guten Hoffnung. Die Dampfer
sollen eine Größe von mindestens 5500 Register-
tonnen haben und Vorrichtungen besitzen, um
1500 Tonnen gefrorene Ladung aufzunehmen.
Die Reise von London nach Thursday Island
darf höchstens 46 Tage dauern bei Vermeidung
einer Vertragsstrafe von 250 K für jede 24
Stunden Verspätung, abgesehen vom Falle höherer
Gewalt. Die Frachtsätze zwischen London und
allen queensländischen Häfen müssen gleich sein.
Alle in Australien benötigten Schiffsvorräte sollen
in Queensland beschafft werden.
Jeder Dampfer muß imstande sein, auf der
Ausreise 200 Auswanderer unter Beobachtung
der vom Board of Trade jeweils erlassenen Be-
stimmungen zu befördern. Der queensländische
Generalagent in London ist berechtigt, nach Maß-
gabe des verfügbaren Raumes die Beförderung