Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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Kameruns, besonders aber die Algenvegetation 
seiner Meeresküsten zu erforschen. Er sammelte 
der Reihe nach an den Plätzen Viktoria, 
Dikollo, Kribi, Groß-Batanga, Bodje, 
Campo, Elabe-Ilende, Nkolebunde und 
Maneman zji, suchte also methodisch das ganze 
Küstengebiet von Viktoria bis zum äußersten 
Süden ab und brachte dabei eine Kollektion von 
rund 1000 Nummern zusammen. Es befinden 
sich darunter gegen 150 Meeresalgen, die meist 
durch Dredgezüge erbeutet wurden. Sie wurden 
in Formol konserviert und dadurch in einen 
Erhaltungszustand versetzt, der ihre sichere Be- 
stimmung ermöglichte. Da Westafrika in bezug 
auf die Algenvegetation seiner Küsten so gut wie 
unbekannt war, läßt sich schon jetzt sagen, daß 
das erzielte Resultat höchst wertvoll und erfreu- 
lich gewesen ist. Viele Arten stellten sich als 
neu für die Wissenschaft heraus, bei anderen 
ergab sich eine überraschende Übereinstimmung 
mit westindischen Arten. 
Die Expedition selbst brach Mitte November 
1908, nachdem Herr Riggenbach zu ihr gestoßen 
war, von Jabassi aus ins Innere auf. Sie 
wandte sich zunächst nach Norden zum Manen- 
gubagebirge, umkreiste dieses und hielt sich an 
den östlichen Ausläufern der anschließenden hohen 
Gebirgsketten, über Bare, Mbo, ÖDschang, 
Babadju und Bamenda marschierend, bis zu 
den Kumbobergen. Sie bewegte sich dabei meist 
in Höhenlagen zwischen 1200 und 1800 m, be- 
stieg aber auch einige Gipfel, die sich als 2000 
bis 2300 m hoch erwiesen und eine äeußerst 
interessante Flora darboten. Nunmehr ostwärts 
wandernd, erreichten die Reisenden Anfang 
Januar 1909 die Banjo-Station. Nach Über— 
schreitung des 6. Breitengrades war im Charakter 
der Vegetation, die bis dahin immer noch Anklänge 
an die Urwaldregion der Küstenbezirke gezeigt 
hatte, eine Wandlung eingetreten. Man hatte 
die typischen Graslandschaften Adamauas erreicht 
und verblieb in diesen bis Garua, dem Ziel- 
punkt der Expedition. 
Ein längerer, bis Mitte März sich hinziehender 
Aufenthalt im Banjo-Bezirk, der schon wegen 
Verpackung und Heimsendung der bis auf 2600 
Nummern angewachsenen Pflanzensammlungen 
nötig war, wurde zu einem Vorstoß noch weiter 
nach Osten bis Tibati verwendet. 
Nach Wiederaufnahme der nördlichen Route 
gelangte man auf dem durch von Stetten er- 
schlossenen Wege über Jakuba, den Mao Jim 
und Dodo nach Kontscha, wobei der 1420 m 
hohe Paß Tschape zu überschreiten war. In 
Garua traf die Expedition am 4. April ein. 
Mit der Station als Basis wurde noch vor Schluß 
des Monats eine Reise südlich zum Ssari-Ge- 
  
gebirge angetreten über Alhadschin-Galibu 
bis zum Posten Ssagdje marschiert, dann ost- 
wärts zum Benue abgebogen und dem Lamido 
in Rei-Buba ein Besuch abgestattet. Auf dem 
Wasserwege kam man nach Garua zurück. Ein 
weiterer Abstecher brachte die Reisenden westlich 
bis zur englischen Grenze. « 
Herr Riggenbach trennte sich nun von Leder— 
mann, nahm alle bis dahin zusammengebrachten 
Sammlungen mit sich und fuhr auf dem Benue 
zur Küste, während Ledermann am 10. September 
den Rückmarsch zu Fuß antrat. Eine 88-tägige 
Wanderung, die durch die eingetretene Regenzeit 
und Überschwemmung aller Flußtäler sehr be- 
hindert war, ließ ihn erst am 8. Dezember wieder 
nach Duala gelangen und nötigte ihn, zur 
Wiederherstellung seiner infolge der überwundenen 
Strapazen erschütterten Gesundheit noch vier 
Wochen auf Teneriffa zu bleiben. Wenn er sich 
entschloß, den Rückmarsch auf ungefähr demselben 
Wege wie den Hinmarsch zu machen, so war 
dafür die Erwägung maßgebend, daß er dadurch 
die gleichen Gegenden unter völlig veränderten 
Verhältnissen wiedersah, daß er neben den in 
der Trockenzeit blühenden oder fruchtenden Pflanzen 
jetzt auch die Vegetation auf der Höhe ihrer 
Entwicklung kennen lernte. Der Rückmarsch 
brachte ihm noch 1500 Nummern blühender 
Gewächse ein und, wie sich zeigt, ganz anderer, 
als die Hinreise geliefert hatte. 
Ledermann hat eine reiche, mustergültig präpa- 
rierte und etikettierte Sammlung heimgebracht. 
Sie umfaßt 6500 Nummern, ist fast ausnahms- 
los in einem Zustande, der die Möglichkeit ihrer 
Bestimmung gewährleistet und bietet eine brauch- 
bare Grundlage zur Beurteilung der Vegetations- 
verhältnisse eines weit ausgedehnten Gebietes dar. 
Obgleich ihre Bearbeitung naturgemäß ein 
bis zwei Jahre beansprucht, läßt sich doch schon 
jetzt erkennen, daß sie eine Fülle neuer Gattungen 
und Arten bringen und damit dem Ausbau des 
natürlichen Pflanzensystems von großem Nutzen 
sein wird. Aber auch nach der praktischen Seite 
ist sie von Bedeutung. Gewissenhaft geführte 
Tagebücher, Aufzeichnungen über alle am Wege 
zur Beobachtung gekommenen Pflanzenformationen 
und Kulturen der Eingeborenen, Augaben über 
eine etwaige Verwendung der ausgenommenen 
Gewächse, pflanzengeographische Skizzen und 
Photographien, die der Sammlung beigegeben 
sind, legen davon Zeugnis ab, daß Herr Ledermann 
bestrebt gewesen ist, nicht nur der reinen Wissen- 
schaft zu nützen, sondern auch die wirtschaft- 
lichen Verhältnisse des durchwanderten Gebiets 
erläuterndes Material zu gewinnen. 
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