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unangenehm. Ohne größeres Gepäck, mit pein-
lich genauer Benutzung der Ebbezeiten, bei Vor-
legen von Proviant und Wasser kann man na-
türlich auch diese Tour glatt erledigen. Ich ging
von Meob mit zwei Pferden und einem zuver-
lässigen Hottentotten, der sich bewährt hatte, an
die Reise. Nach Osterklipp hatte ich Hafer ge-
legt, auch für Wasser (Kondensator) sorgen lassen.
Leider hatte ich nicht vorsorgen können, von
Sylvia-HLügel eventuell ins Innere zu gehen,
denn gerade dieser Punkt bot mir ungemein über-
raschendes und hat mich geologisch reichlich für
die Unannehmlichkeiten der Reise entschädigt.
Von Osterklipp ab mußte ich leider meine Reise
nach Lüderitzbucht beschleunigen, da die beiden
Pferde anfingen, bedenklich schlapp zu werden.
Sechs Wochen nur Hafer, der überdies beim
Landen durch Seewasser gelitten hatte, jede Nacht
Nebel, der sogar durch den Schlafsack dringt, eine
Kälte, welche die Tiere ganz klamm und krumm
zieht — das alles arbeitet die armen Kreaturen
mächtig herunter.
Vor Sylvia-Hügel, ungefähr bei Schwarze-
Kuppe (auch Noas-Kuppe genannt), beginnt die
sehr abwechselnde Fundamental-Gneisformation
den eintönigen kristallinen Schiefern Platz zu
machen, die mit dentlichem Nord-Süd-Streichen
und wechselndem flacherem oder steilerem Einfallen
nach Westen die Fundamental-Gneise ganz deut-
lich überlagern.
Letztere scheinen nach den kärglichen Beob-
achtungen, die man machen kann, sich an das
Conception-Meob--Granitmassiv anzuschließen, eine
Beobachtung, die hervorragend mit meinen Beob-
achtungen am östlichen Namibrande Überein-
suammt.
Der Strand wird auf dieser Strecke vielfach
von nordsüdlich verlaufenden Diabasgängen ge-
bildet, die sich unter dem Einfluß der Brandung
in ein ganz übles Haufwerk abgerundeter aalglatter
Kopfklippen zersetzt haben, über dem der Meeres-
schaum oft meterhoch liegt. Da die Brandung
vielfach direkt auch kleine, bis ein Meter breite
und drei bis vier Meter tiefe Schluchten
ins Gestein bis an die steilen Dünen ge-
fressen hat und der Weg am Fuß der
Tünen selbst nicht passierbar ist, so kann man sich
bisweilen nur unter großer Anstrengung mit den
zitternden und nervösen Tieren vorwärts arbeiten.
Ganz auffallend ist die zuweilen enorme Steil-
heit der Dünen: Bei sehr tiefen Ebben wird eine
Tüne bis ans Wasser vorgebaut; die Flut reißt
dann immer mehr vom Fuße ab, bis schließlich
nach der Springflut eine völlig senkrechte Mauer
stehen bleibt, die sich natürlich dann durch Nach-
stürzen der Sandmassen etwas verflacht. Ich
selbst passierte eine zur Zeit hundertfünfzig Meter
lange, zehn Meter hohe, völlig senkrechte Dünen-
wand, deren abrieselnde Sandmassen das Passieren
in nächster Nähe direkt lebensgefährlich machten.
Über diesen kristallinen Schiefern, die übrigens
meistenteils in Gestalt von Quarziten, quarzitischen
Schiefern usw. zutage treten, erhebt sich nun
der Sylvia-Hügel in seiner blendenden Weiße bis
zu einer Höhe von einigen achthundertfünfzig
Fuß (nach meinem nicht ganz zuverlässigen
Aneroid). Am Fuße dieses imposanten Hügel-
massivs findet man ein ausgezeichnetes Wasser,
die Wasserstelle wird bei Hochflut vom Meere
überspült. Wir haben es mit Johannesburger
Dolomit zu tun, mit einem ganz flach bzw.
wellenförmig nach Norden gelagerten System von
Kalken, Dolomiten (in allen Farben, lila, blau,
weiß), Marmoren und kalkigen Schiefern. Die
Schichten sind, wie zu erwarten, ungemein silizi-
fiziert und entsprechen in jeder Weise den Kalken,
Dolomiten usw. des Naukluftsystems. Wie wir
also im Süden, bei Pomona, über unserer alten
archäischen Formation die Tafelberge, eine in
puncto Alter dubiöse sedimentäre Ablagerung
haben (wahrscheinliches Alter black-Reef), tritt uns
bei Sylvia-Hügel eine geologisch fixierte Formation
entgegen, die eventuell bis in die Länge von
Naukluft zu verfolgen ist.
Der Dolomit ist die Wasserformation in Süd-
afrika, die das große Johannesburg mit seinen
Minen mit unerschöpflichem Wasser versorgt,
das trotz der Überflutung bei Hochwasser nur
leicht salzigen Geschmack zeigt. In dieser, bezüg-
lich Atmosphärilien ungemein aufnahmefähigen,
kalkigen Formation finden wir daher einen relativ
üppigen, jedenfalls sehr erfrischenden Wuchs von
allerhand grünen Buschsorten, die wunderbarerweise
auf der Höhe des Plateaus dem rasenden Südwest-
orkan trotzen. Die Formation bedeckt nach Süden
zu in immer abnehmender Mächtigkeit die kristal-
linen Schiefer, welche dann schließlich nördlich
Spencer-Bai dem alten intrusiven Granit Platz
machen. Es steht zu erwarten, daß südlich
Sylvia-Hügel, insbesondere bei Osterklipp noch
Quellwasser gefunden wird, wenn Wasser auch
nach Süden zu immer spärlicher auftreten dürfte,
da die Dolomitformation im Maße ihrer nach
Süden zu abnehmenden Mächtigkeit auch die
Aufnahmefähigkeit für atmosphärilische Wasser
einbüßt. Nördlich Spencer-Bai setzen wieder
Fundamental-Gneise mit intrusivem Granit ein,
die das Gelände bis Lüderitzbucht bilden.
* Sollte wirklich an dem sog. „Hottentotten-
paradies“ etwas sein — ich persönlich halte die
Geschichte für ein recht albernes Märchen eines
phantasievollen Reisenden — so würde es wohl
östlich von Sylvia-Hügel in diesem Dolomit-
system zu finden sein. Bei dem reichlichen Gehalt