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und die Abgabe von Pflänzlingen an Europäer-
plantagen und an die eingeborene Bevölkerung
betreiben.
Dividivikultur in Deutsch-Ostafrika.
Einer Anregung des Gouvernements von
Deutsch-Ostafrika entsprechend, hat sich das Komitee
mit den heimischen Gerbstoff-Interessenten wegen
Aufbringung von Mitteln für die Beschaffung
der kostspieligen Dividivisaat in den nächsten drei
Jahren in Verbindung gesetzt.
Der Centralverein der deutschen Lederindustrie
und das Komitee haben beschlossen, die jährlich
etwa 1500 i betragenden Kosten zu ½ bzw. ½
gemeinsam zu tragen.
Die bis jetzt mit der Dividivikultur gemachten
Versuche versprechen ein gutes Resultat. Die
außerordentlich einfache Art der Gewinnung der
Gerbstoffhülsen läßt die Kultur auch als für
Eingeborene geeignet erscheinen.
Reiskultur in Deutsch-Ostafrika.
Mit der Frage der Reiskultur in Deutsch-
Ostafrika wird sich das Komitee dauernd be-
schäftigen. Als geeignete Maßnahme erscheint u. a.,
ähnlich wie bei der Baumwoll= und Olpalmen-
kultur, die Errichtung von Pionier-Dampfreis-
schälwerken und deren Überleitung an neu zu
bildende Genossenschaften. Zur Zeit wird Reis in
großen Mengen aus Indien in das Schutzgebiet
eingeführt, der wegen seiner besseren Aufbereitung
dem von den Eingeborenen produzierten Reis
vorgezogen wird.
Guttapercha= und Kautschuk-Unternehmen
in Neuguinea.
Professor Dr. Warburg berichtet über die
vorläufigen Ergebnisse des Guttapercha= und
Kautschuk-Unternehmens in Neuguinea,
das bekanntlich von Dr. Schlechter geführt
wurde und der Oberleitung des Gouverneurs
Dr. Hahl unterstand:
Nach dreijähriger Dauer hat das Guttapercha-
und Kautschuk-Unternehmen in Neuguinea im
Oktober vorigen Jahres programmäßig seinen
Abschluß gefunden. Sovweit bis jetzt beurteilt
werden kann, scheint von mehreren aufgefundenen
Gutta-Arten nur das von Schlechter schon
früher entdeckte Palaquium Supfianum wirklich
gute Gutta zu liefern. Die Verbreitung dieses
Baumes ist in dem Gebiete recht stark. Mit
Sicherheit ist die Art bis jetzt bekannt von der
Gegend des Kap Croisselle bis zur Ray-Küste;
doch ist es wahrscheinlich, daß sich das Ver-
breitungsgebiet noch bedeutend nach Osten und
Westen ausdehnt. Nach dem Innern zu, also
nach Süden, erstreckt sich das Vorkommen bis in
das Bismarck-Gebirge. Die Erträge der einzelnen
Bäume schwankten recht bedeutend. So ergab
ein Baum von 182 cm Stammumfang etwa
20 engl. Pfund Gutta, während ein solcher von
187,5 cm Umfang nur 9⅛ Pfund brachte, ein
dritter von 180 cm Umfang wieder 10½ Pfund
und ein vierter von 192,5 cm Umfang nur
7 Pfund. Die Gründe für diese Erscheinung
sind noch nicht geklärt. Man kann ungefähr
mit einem Baum pro Hektar rechnen.
Die Ausbeutung aufgefundener Bestände ist,
soweit dieses die Witterungsverhältnisse und das
vorhandene Personal erlaubten, durchgeführt
worden. Durch die Expedition und später die
Sammeltätigkeit der Eingeborenen sind im Jahre
1907 660, 1908 1510, 1909 2660 und 1910
bis März 1100 kg nach Deutschland verschifft
worden. Weitere Sendungen nach Deutschland
sind unterwegs. Damit ist der erste Anfang
einer allmählichen Versorgung Deutschlands mit
einem der wichtigsten Rohstoffe aus den deutschen
Kolonien gemacht, der wegen der Legung deutscher
Kabel auch des politischen Hintergrundes nicht
entbehrt. Das Komitee hat nunmehr aus eigenen
Mitteln dem Gouvernement Gelder für den
weiteren Aufkauf von Guttapercha zur Verfügung
gestellt, bis dieser von Interessenten übernommen
wird. Damit die Eingeborenen nur bessere
Qualitäten Gutta produzieren und besonders auch
auf die Reinheit des Produktes achten, wurde
beschlossen, den zunächst garantierten Minimal-
preis von 1 pro kg bis auf weiteres auf
1 J bis 2 J pro kg, je nach Qualität, zu
erhöhen. Den Behörden in Neuguinea ist eine
Summe bis zu 10 000 .“ für Aufkaufzwecke pro
1910 zur Verfügung zu stellen.
Die Heranziehung und Anlernung der Ein-
geborenen zur rationellen Guttagewinnung ist mit
Unterstützung der Regierung in verschiedenen
Teilen des Schutzgebietes, besonders im Bezirke
Friedrich-Wilhelmshafen, mit Erfolg durchgeführt
worden. Die noch verbleibenden Mittel der
Expedition sind dem Gouvernement für die weitere
Durchführung der Anlernung der Eingeborenen
durch die amtlichen Organe zur Verfügung ge-
stellt worden.
Durch Schlechters Reisen sind im Schutzgebiete
bisher fünf Kautschukpflanzen mit Sicherheit
bekannt geworden; drei derselben gehören der
Familie der Apocynaceen, zwei der Familie der
Moraceen an. Besonders letztere, Arten der
großen Gattung Ficus, scheinen für manche Teile
Neuguineas von wirtschaftlicher Bedeutung zu
sein. Als Durchschnittsertrag für eine mittel-
starke Liane von etwa 15 cm Durchmesser kann
etwa 1 bis 1½ Pfund Kautschuk angenommen
werden. Die Ausbeutung von Kautschuk und