Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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von denen 877 (etwa 64,4 v. H.) aus dem Bezirk 
Lome-Land, 115 (8,4 v. H.) aus Misahöhe, 231 
(17,0 v. H.) aus Atakpame, 44 (3,3 v. H.) aus 
Anecho, 51 (3,8 v. H.) aus Sokode, 28 (2,0 v. H.) 
aus englischen, 7 (0,5 v. H.) aus französischen und 
9 (0,6 v. H.) aus anderen Gebieten stammen. 
Wenngleich die Zahl der freiwilligen Arbeiter 
eine erfreuliche Höhe erreicht hat, so darf doch 
nicht unberücksichtigt bleiben, daß etwa nur die 
Hälfte als regelmäßige Arbeiter in Frage kommt, 
während nach den gemachteu Erfahrungen die 
andere Hälfte nach kurzer Arbeitszeit die Arbeits- 
stelle wieder verläßt. 
Die Zahl der Vorleute blieb dieselbe wie 
im Vormonate. Das Verhalten der Arbeiter gab 
abgesehen von den oben erwähnten Unregel- 
mäßigkeiten in der Beschäftigung der freiwilligen 
Arbeiter, zu besonderen Klagen keinen Anlaß. 
Die Lebensmittel= und Wasserversorgung machte 
keine Schwierigkeiten. 
Um einen Überblick über den gesundheit- 
lichen Zustand der beim Bahnbau beschäftigten 
Beamten und Arbeiter zu geben, soll ein Auszug 
aus dem die Zeit vom 1. Juli bis 30. Sep- 
tember d. Is. umfassenden Berichte des Bahn- 
arztes mitgeteilt werden. Von den Europäern 
erkranken im Juli 2 an Malaria, 1 an Dysenterie, 
im August 2 an Malaria und im September 3 an 
Malaria. Sonst ist unter dem europäischen 
Personal an Krankheiten nichts besonderes vor- 
gekommen. Im ganzen kamen also 7 Malaria- 
fälle im dritten Vierteljahr vor, gegenüber 4 im 
ersten und 11 im zweiten Vierteljahr 1909. 
Von Eingeborenen kamen zur Behandlung im 
Juli 261 Pflichtarbeiter, 11 Freiwillige und 
5 Frauen, im August 240 Pflichtarbeiter, 6 Frei- 
willige und 13 Frauen, im September 210 Pflicht- 
arbeiter, 6 Freiwillige und 5 Frauen. Davon 
waren im Juli 2, im August 9 und im Sep- 
tember 9, insgesamt also 20 an Dysenterie er- 
krankt. An Genickstarre erkrankte 1 Sokodemann. 
Es ist dies seit dem 10. März d. Is. wieder der 
erste Fall. Gestorben sind im Juli 9, im August 
10 und im September 7, insgesamt also 26 Pflicht- 
arbeiter. Davon starben an chronischer Dysenterie 
7, an akuter Dysenterie und Bauchfellentzündung 2, 
an Lungenentzündung 9, an Eiterfieber 2, an 
Blinddarm= und Bauchfellentzündung 1, an Herz- 
leiden 2 und an Genickstarre 1. Einer wurde 
durch einen Baum erschlagen, 1 bekam Hirnhaut- 
entzündung nach einer Kopfverletzung. Ferner 
starb eine Frau im Schacht; die Todesursache 
konnte nicht festgestellt werden. 
Das Trinkwasser wurde aus den Brunnen 
am Lili, Haho und in Nuatjä bezogen, außerdem 
auch aus dem Kuni, Agbato und anderen kleinen 
  
Flüssen, solange sie fließendes Wasser enthielten. 
Neue Brunnen werden am Joto und in Agbatitoc 
angelegt. 
* * 
Da Mitte September d. Is. der Bahnbau 
etwa ein Jahr im Gange gewesen ist, soll im 
folgenden ein kurzer UÜberblick über die Gesund- 
heitsverhältnisse in diesem ersten Jahre der Bau- 
tätigkeit vom 1. Oktober 1908 bis 30. Septem- 
ber 1909 gegeben werden. 
Unter den beim Bahnbau beschäftigten Euro- 
päern waren trotz regen= und moskitoreicher Zeit 
nur 27 Malaria-Erkrankungen vorgekommen, von 
den 33 Europäern erkrankten 7 zweimal, 13 ein- 
mal und 13 hatten gar keinen Fieberanfall. 
Schwarzwasserfieber kam bislang nicht vor. Ge- 
storben ist bis jetzt niemand. Das günstige 
Resultat darf wohl in erster Linie einer fast 
allgemein streng und regelmäßig durchgeführten 
Chinin-Propyhlaxe zugeschrieben werden. An 
Dysenterie erkrankten 4 Europäer. 
Von den beim Bahnbau beschäftigt gewesenen 
4687 Pflichtarbeitern kamen im Laufe des Jahres 
1884 (d. h. 40 v. H.) zur Behandlung. Gestorben 
sind 45, d. h. 0,95 v. H. 
Für die freiwilligen Arbeiter lassen sich keine 
genauen Prozentzahlen angeben, weil sie zu schnell 
und häufig wechseln. 
Der weitaus größte Teil der Arbeitsunfähigen, 
nämlich 30 bis 50 v. H., in manchen Monaten 
sogar bis 70 v. H., litt an einem für die Tropen 
spezifischen Beingeschwür, das durch Infektion 
kleiner, nicht beachteter Verletzungen, Kratzwunden, 
Sandflohgeschwüre usw. entsteht und innerhalb 
kurzer Zeit einen solchen Umfang annehmen kann, 
daß selbst bei energischer Behandlung eine Arbeits- 
unfähigkeit von mehreren Wochen eintritt. Es 
scheinen beim Bahnbau die Bedingungen für die 
Infektion besonders günstig zu sein, vor allem 
durch die bei den Erdarbeiten so häufig kleinen 
und größeren Verletzungen, die dann durch 
Erde usw. verschmutzt werden. 
Daß die Trinkwasser= und Nahrungsmittel- 
versorgung relativ gut war, geht daraus hervor, 
das nur 14 wegen Guineawurm, nur 30 wegen 
Dysenterie zur Behandlung kamen. Es handelte 
sich dazu bei der Dysenterie meist um chronische 
Fälle, deren Anfang auf die Zeit vor der An- 
kunft zum Bahnbau zurückzuverlegen war. 
An Lungenentzündung erkrankten 35 Leute. 
Da die Arbeiter überhaupt leicht zu Erkältungs- 
krankheiten neigen, wurde jedem Arbeiter von der 
Bauleitung eine wollene Decke verabreicht. Außer- 
dem wurde auf guten Bau der Hütten ganz be- 
sonders geachtet.
	        
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