Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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vernichtet werden; das entstehende Loch ist mit 
neuer Erde auszufüllen. 
3. Eine Raupe; diese frißt die jungen 
Blätter an und verspinnt sich in den Blättern; 
die Raupe muß sorgfältig abgesammelt und ver- 
nichtet werden. Wo Schweinfurter Grün vor- 
handen ist, kann man sie mit einer einprozentigen 
Lösung erfolgreich bespritzen. 
Richtiges Pflanzalter: Die Frage des 
richtigen Alters zum Verpflanzen ist sehr wichtig. 
Die Keimpflanzen sind von der Bildung des 
achten Blattes an, bis sie eine Höhe von 30 bis 
35 em erreicht haben, verpflanzbar. Unter und 
über diesem Alter ist ein Verpflanzen nicht zu 
empfehlen. Sehr junge Pflanzen werden sehr 
leicht von Unkraut erstickt, zu alte Pflanzen ver- 
dorren sehr leicht. 
Zeitpunkt des Verpflanzens: Für den 
Zeitpunkt des Verpflanzens sollen in erster Linie 
die Witterungsverhältnisse maßgebend sein. Am 
besten wird man im ersten Drittel der Regenzeit 
pflanzen, weil hier die meiste Aussicht besteht, 
daß die Pflanzen anwachsen. Am Ende der 
Regenzeit und in der Ubergangszeit zu pflanzen, 
ist aus dem Grunde nicht ratsam, weil in den 
meisten Gegenden in dieser Zeit oft Tage mit 
völlig klarem Himmel und außerordentlich inten- 
siver Sonnenbestrahlung häufig sind; in dieser 
Zeit trocknet besonders lateritischer Boden sehr 
schnell aus. 
Pflanzweite: In der Plantagenkultur 
kann man Kickxia elastica sowohl zur Zwischen- 
pflanzung bei anderen Kulturen benutzen, als 
sie auch in reinen Beständen anpflanzen. Im 
ersteren Falle kann man eine beliebige Pflanz- 
weite annehmen, denn da die erste Kultur regel- 
recht gepflegt werden muß, verursacht Kickria 
keine besonderen Pflegekosten und bei weiter 
Pflanzung entwickelt sich das einzelne Exemplar 
besser. Will man dagegen geschlossene Bestände 
anlegen, so hat man sich folgende Frage vorzu- 
legen: 
Wie kann ich mit den denkbar geringsten 
Kosten die größtmögliche Menge gut gewachsener 
Bäume erzielen? 
Bei enger Pflanzung deckt sich der Bestand 
schon nach 1 bis 2 Jahren, die Bäume treiben 
sich gegenseitig hoch und haben einen glatten 
Schaft. Vom zweiten bis fünften Jahre habe 
ich überhaupt keine Arbeit mit den Pflanzen 
und kann dann die schlechtesten Bäume heraus- 
nehmen und auslichten nach Bedürfnis. 
Bei weiter Pflanzung bedarf es in den ersten 
Jahren einer intensiven Pflege und man wird 
am besten in dem Bestande irgend eine kurzfristige 
Zwischenkultur (Mais, Cassada) betreiben; der 
Bestand deckt spät, in den ersten Jahren muß 
  
ich, was bei enger Pflanzweise überhaupt nicht 
nötig, um spätere große Lücken zu vermeiden, 
die ausgebliebenen Pflanzen nachpflanzen. 
Man kann daher den Grundsatz aufstellen: 
Wo wenig Arbeiter und Mittel zur Verfügung 
stehen, ist eine enge Pflanzweite anzuwenden. 
Bei Kickria als Zwischenkultur oder da, wo in 
dem geschlossenen Kickriabestande eine Zwischen- 
kultur betrieben wird, läßt sich eine weite Pflanz- 
weite rechtfertigen, wenn die Zwischenkultur die 
vermehrten Ausgaben deckt. 
Für die Zwecke der Kautschukstationen 
und für die Eingeborenen ist unbedingt 
eine enge Pflanzweite, nicht über 2½ m 
im Dreiecksverbande anzuwenden, die beste 
Pflanzweite dürften 2 m sein. 
Bei dem Einpflanzen in den Eingeborenen- 
Farmen gibt man dem betreffenden Häuptlinge 
einen 2 m langen Stab als Maß mit; obwohl 
eine gewisse Regelmäßigkeit anzustreben ist, kommt 
es doch keineswegs darauf an, daß in diesen 
Pflanzungen die Bäume nun in Reih und Glied 
stehen. 
In den Regierungspflanzungen selbst wird 
man Reihen abstecken und mit der Schnur pflanzen, 
wie es auch in Deutschland gebräuchlich ist. 
Anzucht von Hevea brasiliensis: Um 
bei eventuellem günstigen Wachstum der Hevea 
brasiliensis in den Kautschukdistrikten das nötige 
Saatmaterial für eine Verbreitung der Hevea- 
kultur sofort an Ort und Stelle zu haben, ist 
die Versuchsanstalt bemüht, den nach den Kaut- 
schukdistrikten versetzten Beamten möglichst viel 
Hevea-Pflanzen mitzugeben. Der Beamte wird 
also in den nächsten vier Jahren kaum in die 
Lage kommen, Heveapflanzen aus Samen heran- 
zuziehen, da Hevea erst im vierten bis fünften 
Jahre beginnt Früchte zu tragen. 
Die Früchte sind dreiteilig und enthalten 
drei Samen. Die Samen find von einer harten 
Schale umschlossen, die zur Reifezeit aufspringt 
und die Samen weit wogschleudert. Der 
Schleudermechanismus ist so eingerichtet, daß die 
Samen nur bei trockner Luft aufspringen. Die 
Ernte fällt in die Monate Juni bis Ende August. 
Ein volltragender Baum bringt durchschnittlich 
400 Früchte. 
Die Samen müssen sofort nach der 
Ernte ausgelegt werden, und zwar ebenso, 
wie dies bei Kickria genauer beschrieben wurde, 
in wohlvorbereitete Saatbeete. Die Samen der 
Hevea werden von Erdratten, Wühlmäusen und 
dergleichen Tieren gern aus der Erde gescharrt 
und aufgefressen; ein einziges Tier kann in einer 
Nacht, wenn die Saatbeete nicht genügend ge- 
schützt sind, ein ganzes Beet zerstören. Ferner 
schneiden große Zikaden die eben aus der Erde
	        
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