Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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kommenden Keime ab und richten so viel Unheil 
an. Die Saatbeete müssen also sehr geschützt 
angelegt und durch Drahtgeflecht oder Matten 
gegen diese Angriffe geschützt werden. Die Samen 
legt man flach, mit der gewölbten Seite nach 
unten, etwa 1 cm tief in den Boden und zwar 
in Abständen von etwa 2 cm. Haben die Samen 
gekeimt, was nach 10 bis 15 Tagen eintritt, so 
nimmt man die jungen Pflanzen, wenn sie eben 
anfangen die ersten Blätter zu bilden, heraus 
(mit dem Samen!) und pikiert wie in den Baum- 
schulen in Deutschland auf ein gut vorbereitetes 
freies Stück Land in Abständen von 30 cm in 
den Reihen und 50 cm zwischen den Reihen. 
Hier bedürfen die Pflanzen nur in den ersten 
Tagen des Schattens, aber auch nur, wenn die 
Sonne stark scheint. 
Wenn die Pflanzen den dritten Trieb zu 
machen beginnen, sie sind dann etwa ½ m hoch, 
kann man sie an ihren definitiven Standort 
bringen, Hevea bildet eine bedeutend mächtigere 
Krone als Kickria und muß deshalb in bedeutend 
weiteren Abständen gepflanzt werden. 
Man pflanzt auf gutem Boden in Abständen 
von 9 Lm im Verbande, auf schlechtem Boden 
in Abständen von 7XC 7 m im Verbande. 
Krankheiten der Heveabäume sind bis jetzt 
in Kamerun nicht bekannt geworden, sollten solche 
sich auf irgend einer Station zeigen, so ist sofort 
die Versuchsanstalt davon zu benachrichtigen und 
das nötige Untersuchungsmaterial dorthin ein- 
zusenden. 
UÜber die in den Kulturen vorgenommenen 
Arbeiten muß das „Landwirtschaftliche Tagebuch“ 
so genau Auskunft geben, daß der sich daraus 
ergebende Jahresbericht ein klares Bild von dem 
Stand der Kulturen, deren Umfang und den auf- 
gewandten Kosten gibt. 
  
Gewinnung und Aufbereitung des 
Kautschuks. Sind in der Umgebung der Station 
oder überhaupt im Tätigkeitsbereiche der Beamten 
wilde ausnützbare Kautschukbestände vorhanden, 
so hat der Beamte die Eingeborenen in der ge- 
bräuchlichen Zapfmethode, nämlich dem Längs- 
schnitt, wie es ihm bei seiner Tätigkeit in der 
Versuchsanstalt in Viktoria gezeigt wurde, zu 
unterrichten (siehe auch Anlage 1). Hierbei 
wird er selbst Bäume anzapfen. Die günstig- 
sten Stunden zum Anzapfen sind die frühesten 
Morgenstunden und die Stunde vor Sonnen- 
untergang. In den übrigen Stunden liefern 
freistehende Bäume fast gar keinen, im Bestande 
stehende auffallend geringe Erträge an Kautschuk. 
Da uns die Erträgnisse wilder Kickrien in den 
verschiedenen Bezirken noch sehr wenig bekannt 
sind, so kann der Beamte durch gewissenhafte 
Ausfüllung des anliegenden Formulars sehr viel 
zur Förderung unserer Kenntnis der Kickxia 
elastica beitragen. 
Es sei hier darauf aufmerksam gemacht, 
daß nur eine wahrheitsgetreue, gewissenhafte Auf- 
zeichnung Wert besitzt und daß geschätzte oder 
unbegründete Angaben besser unterbleiben, da sie 
nicht nur keinen Wert haben, sondern auch ge- 
eignet sind, falsche Ansichten zu verbreiten. 
Sämtliche derartige Versuche werden am 
besten von dem Beamten selbst und nicht durch 
Farbige ausgeführt. Die Beamten werden mit 
den hierzu nötigen Gerätschaften ausgerüstet und 
haben für deren Instandhaltung zu sorgen. 
Die ausgefüllten Formulare über die Auf- 
bereitungsversuche sind an die Versuchsanstalt für 
Landeskultur in Victoria zu übersenden. 
Die Aufbereitung der Kautschukmilch geschieht 
nach der auliegenden Anleitung. (S. Anl. 1.) 
  
Deutsch-Ostafrikanische Gesellschatt.) 
I. Handelsbericht. 
Das Jahr 1909 kann für unsere Handels- 
saktoreien als erfolgreich bezeichnet werden. Die 
günstigen für Produkte erzielten Preise im Verein 
mit einem durch die gestiegenen Baumwollpreise 
geförderten Absatz von unseren Warenlagern, er- 
möglichten es der Generalvertretung in Ostafrika, 
mit einem Gewinn von 358 763,40 ¼ gegen 
294 802,13 für das Jahr 1908 abzuschließen. 
Die Warenlager sind vorsichtig ausgenommen; 
zur Sicherung eventuell gefährdeter Außenstände 
find dem Delkrederekonto in Ostafrika 80 353,67 Rs. 
zugeführt. Durch das lebhafte Geschäft konnte 
*) Aus dem Geschäftsbericht für 1909. 
  
eine Verringerung der Lager erreicht werden, 
und ein befriedigender Eingang der Außenstände 
ermöglichte einen Rückgang des in Ostafrika be- 
schäftigten Kapitals von 5 318 918,44 auf 
4 611 838,95 , so daß unsere Liquidität trotz 
der Ausdehnung unserer geschäftlichen Unter- 
nehmungen recht befriedigend ist. 
Die in unserem letzten Bericht in Aussicht 
gestellte Besserung bei unseren Niederlassungen 
auf Madagaskar ist erfreulicherweise eingetreten. 
Diese Niederlassungen konnten mit einem Gewinn 
von 76 320,20 J nach einer 4 prozentigen Ver- 
zinsung des arbeitenden Kapitals abschließen. 
Das lebhafte und gesündere Geschäft auf Mada- 
gaskar ließ eine weitere Einschränkung unserer 
Engagements als nicht notwendig erscheinen. Das
	        
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