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höhle, etwa gegen Südwesten hin, ausge „fressen“
haben. So aber trat ein neuer Umschlag ein:
Etwas oberhalb des „Portals“ mit seiner „ngoma“
muß das zeitenweise einflutende Alluvialwasser
einen Spalt im Sedimentärgestein der Höhlensohle
gesunden haben, so daß hier eine Art Senkschacht
entstand, den wir wegen mangelhafter Beleuch-
tung nicht genügend untersuchen konnten. Nur
so viel war wahrzunehmen, daß das Wasser auch
hier groteske Gebilde herausgearbeitet hatte:
Mulden, Schalen, Schachte, von denen sich einer
wie eine Wendeltreppe ausnahm. Der nieder-
steigende Neger verschwand auf einige Augenblicke
und trat wie bei einem neuen, zweiten Portal
unten hervor, um alsbald emporzuklimmen. Wer
es unternimmt, die Höhle im ganzen wie in ihren
Einzelheiten wissenschaftlich zu untersuchen, wird
neben den nötigen Instrumenten sich auch mit
einer Anzahl Fackeln versehen müssen.
Von der „Vorhalle“ aus stiegen wir über ein
Chaos von Steintrümmern, Stein= und Erdmassen
zur Mittelpartie der Höhle empor. Ich hatte das
Bewußtsein, in einem riesigen Schlauche mit teil-
weise größeren Ausweitungen vorwärtszutasten;
erst wiederholtes Passieren wird ein größeres Ge-
fühl von Sicherheit gewähren. Weckauf schätzte
die durchschnittliche Höhe dieses Schlauches auf
mindestens 8 m, die Weite ist jedenfalls beträcht-
licher. Diese Mittelpartie bildete das eigentliche
Versteck für Tausende von Aufständischen 1905/06.
Für heute ist die Nangomahöhle als Versteck
entwertet; denn jedenfalls wird man bei neuen
kriegerischen Verwicklungen darauf ein ganz be-
sonderes Augenmerk haben, womit allerdings noch
nicht gesagt ist, daß die Matumbi nicht noch
mehrere solcher Höhlen kennen.
Der Höhlenboden der Mittelpartie zeigt noch
überall Spuren vom ehemaligen „Feldlager“:
Fenerstellen und Speiseabfälle. Die JFaeces
konnten in den Schwemmassen und angesammelten
Guanoschichten verscharrt werden. Da hier ohne
Zweifel reichliche Vorräte schon vor und bei dem
Ausbruche des Aufstandes aufgespeichert worden
waren und die Höhle selbst eine Art Brunnen
mit reichlichem Wasser barg, hatten die Flüchtlinge
keinen Anlaß, sich zu entfernen, so daß die üppig
wuchernde Vegetation schnell die Spuren zur
Höhle verwischen konnte. Ubrigens haben zwei-
felsohne ausgestellte Posten vor den Mündungen
und auf den nächsten Höhen die Insassen jeder-
zeit auf dem laufenden gehalten und besonders
bei Annäherung vorüberziehender Truppen ge-
warnt. Möglicherweise hätte das dumpfe Geräusch
der mehlstampfenden Weiber die Höhle verraten
können; wegen der Feuerstellen war Vorsicht
kaum geboten.
Wie die Matumbi aber 1905/06 getan haben,
so werden sie und ihre Vorfahren auch früher
diese Höhle als Versteck benutzt haben, um sich
bei drohenden Überfällen mächtigerer Gegner in
Sicherheit zu bringen. Damit aber eröffnet sich
eine ungeahnte Aussicht auf ein reiches Forschungs-
gebiet. Die Ausbeutung der Guanolager, ein
Wegschaffen der Stein= und Erdmassen, das Aus-
räumen der Höhle würde sicher reiche Funde aus
der Vorzeit erschließen. Nun ist ja richtig, daß
in den Tropen die Einwohner viel weniger auf
Höhlen angewiesen waren, als unter dem rauhen
Himmel Mittel= und Nordeuropas, daß wir also
nicht auf Aufdeckung dauernder Wohnstätten rechnen
dürften, wohl „aber auf Flüchtlingslager, wohin
in Notzeiten nicht bloß Lebensmittel, sondern auch
der ganze Kulturbesitz in Hab und Gut gerettet
wurde.
Gegen Ende der Mittelpartie der Höhle senkt
sich das Gewölbe ganz bedeutend, und zwar der-
art, daß man beim Ubergang in ihren dritten
Teil, ihren Mündungsschlauch, zunächst nur lang-
sam und gebückt vorwärts dringen kann, zuletzt
aber genötigt ist, auf Händen und Füßen zu
kriechen. Aus der Beschaffenheit des Bodens, der
weder anstehendes Gestein noch Schuttmassen zeigt,
dagegen aber pulverisierten Guano, dürfte man
auf Verschwemmung und Auffüllung der Höhlen-
sohle schließen.
Kaum gestattet die Höhe des Gewölbes wieder
das Aufrichten des Körpers, da fällt von ferne
leichter Lichtschimmer herein, die Höhle erweitert
sich wieder, und zwar nach oben und nach den
Seiten hin. Das Portal des Ausganges weist
geradezu ein monumental-architektonisches Aus-
sehen auf; es erinnert an einen halbverschütteten
Tunneleingang. Die senkrecht aufsteigende Mauer
der Schlucht biegt in einem weiten Winkel nach
rechts um, schließt nach oben hin in einer Geraden
ab, über welcher der Berg in steilem Aufstieg sich
fortsetzt, während unten die großenteils verschüttete
Höhlenmündung sich in einer Höhe von etwa
7 m, einer Breite von 16 m repräsentiert.“