Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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höhle, etwa gegen Südwesten hin, ausge „fressen“ 
haben. So aber trat ein neuer Umschlag ein: 
Etwas oberhalb des „Portals“ mit seiner „ngoma“ 
muß das zeitenweise einflutende Alluvialwasser 
einen Spalt im Sedimentärgestein der Höhlensohle 
gesunden haben, so daß hier eine Art Senkschacht 
entstand, den wir wegen mangelhafter Beleuch- 
tung nicht genügend untersuchen konnten. Nur 
so viel war wahrzunehmen, daß das Wasser auch 
hier groteske Gebilde herausgearbeitet hatte: 
Mulden, Schalen, Schachte, von denen sich einer 
wie eine Wendeltreppe ausnahm. Der nieder- 
steigende Neger verschwand auf einige Augenblicke 
und trat wie bei einem neuen, zweiten Portal 
unten hervor, um alsbald emporzuklimmen. Wer 
es unternimmt, die Höhle im ganzen wie in ihren 
Einzelheiten wissenschaftlich zu untersuchen, wird 
neben den nötigen Instrumenten sich auch mit 
einer Anzahl Fackeln versehen müssen. 
Von der „Vorhalle“ aus stiegen wir über ein 
Chaos von Steintrümmern, Stein= und Erdmassen 
zur Mittelpartie der Höhle empor. Ich hatte das 
Bewußtsein, in einem riesigen Schlauche mit teil- 
weise größeren Ausweitungen vorwärtszutasten; 
erst wiederholtes Passieren wird ein größeres Ge- 
fühl von Sicherheit gewähren. Weckauf schätzte 
die durchschnittliche Höhe dieses Schlauches auf 
mindestens 8 m, die Weite ist jedenfalls beträcht- 
licher. Diese Mittelpartie bildete das eigentliche 
Versteck für Tausende von Aufständischen 1905/06. 
Für heute ist die Nangomahöhle als Versteck 
entwertet; denn jedenfalls wird man bei neuen 
kriegerischen Verwicklungen darauf ein ganz be- 
sonderes Augenmerk haben, womit allerdings noch 
nicht gesagt ist, daß die Matumbi nicht noch 
mehrere solcher Höhlen kennen. 
Der Höhlenboden der Mittelpartie zeigt noch 
überall Spuren vom ehemaligen „Feldlager“: 
Fenerstellen und Speiseabfälle. Die JFaeces 
konnten in den Schwemmassen und angesammelten 
Guanoschichten verscharrt werden. Da hier ohne 
Zweifel reichliche Vorräte schon vor und bei dem 
Ausbruche des Aufstandes aufgespeichert worden 
waren und die Höhle selbst eine Art Brunnen 
mit reichlichem Wasser barg, hatten die Flüchtlinge 
keinen Anlaß, sich zu entfernen, so daß die üppig 
wuchernde Vegetation schnell die Spuren zur 
Höhle verwischen konnte. Ubrigens haben zwei- 
felsohne ausgestellte Posten vor den Mündungen 
und auf den nächsten Höhen die Insassen jeder- 
  
zeit auf dem laufenden gehalten und besonders 
bei Annäherung vorüberziehender Truppen ge- 
warnt. Möglicherweise hätte das dumpfe Geräusch 
der mehlstampfenden Weiber die Höhle verraten 
können; wegen der Feuerstellen war Vorsicht 
kaum geboten. 
Wie die Matumbi aber 1905/06 getan haben, 
so werden sie und ihre Vorfahren auch früher 
diese Höhle als Versteck benutzt haben, um sich 
bei drohenden Überfällen mächtigerer Gegner in 
Sicherheit zu bringen. Damit aber eröffnet sich 
eine ungeahnte Aussicht auf ein reiches Forschungs- 
gebiet. Die Ausbeutung der Guanolager, ein 
Wegschaffen der Stein= und Erdmassen, das Aus- 
räumen der Höhle würde sicher reiche Funde aus 
der Vorzeit erschließen. Nun ist ja richtig, daß 
in den Tropen die Einwohner viel weniger auf 
Höhlen angewiesen waren, als unter dem rauhen 
Himmel Mittel= und Nordeuropas, daß wir also 
nicht auf Aufdeckung dauernder Wohnstätten rechnen 
dürften, wohl „aber auf Flüchtlingslager, wohin 
in Notzeiten nicht bloß Lebensmittel, sondern auch 
der ganze Kulturbesitz in Hab und Gut gerettet 
wurde. 
Gegen Ende der Mittelpartie der Höhle senkt 
sich das Gewölbe ganz bedeutend, und zwar der- 
art, daß man beim Ubergang in ihren dritten 
Teil, ihren Mündungsschlauch, zunächst nur lang- 
sam und gebückt vorwärts dringen kann, zuletzt 
aber genötigt ist, auf Händen und Füßen zu 
kriechen. Aus der Beschaffenheit des Bodens, der 
weder anstehendes Gestein noch Schuttmassen zeigt, 
dagegen aber pulverisierten Guano, dürfte man 
auf Verschwemmung und Auffüllung der Höhlen- 
sohle schließen. 
Kaum gestattet die Höhe des Gewölbes wieder 
das Aufrichten des Körpers, da fällt von ferne 
leichter Lichtschimmer herein, die Höhle erweitert 
sich wieder, und zwar nach oben und nach den 
Seiten hin. Das Portal des Ausganges weist 
geradezu ein monumental-architektonisches Aus- 
sehen auf; es erinnert an einen halbverschütteten 
Tunneleingang. Die senkrecht aufsteigende Mauer 
der Schlucht biegt in einem weiten Winkel nach 
rechts um, schließt nach oben hin in einer Geraden 
ab, über welcher der Berg in steilem Aufstieg sich 
fortsetzt, während unten die großenteils verschüttete 
Höhlenmündung sich in einer Höhe von etwa 
7 m, einer Breite von 16 m repräsentiert.“
	        
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