Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXI. Jahrgang, 1910. (21)

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Es ist nicht gestattet, neue amerikanische Saat ein- 
zuführen, wird dies einmal ausnahmsweise erlaubt, 
so muß diese auf getrennten Feldern ausgesät und 
die Ernte dem Regierungs-Baumwollsachver- 
ständigen vorgelegt werden; ist die Oualität 
gut, darf die Saat weiter verwendet werden; 
andernfalls wird sie vernichtet. Es werden vom 
Gouvernement weiter Versuche mit ägyptischer 
Baumwolle gemacht; man hofft auch darin eine 
Sorte zu erzielen, die dem Boden und Klima 
zusagt und dabei gute Qualität gibt. Es werden 
jedoch Versuche für einige Jahre nötig sein. 
Zeit der Aussaat. Man sät im April, 
Mai, und August September; als beste Zeit zur 
Aussaat hat man die Monate Mai bis Juli 
herausgefunden, jedoch läßt sich diese nicht ein- 
heitlich durchführen. 
Ernte. Die Pflanzen brauchen 5½ Monate 
bis zur Reife, länger als ein Jahr ist es nicht 
erlaubt, die Stande stehen zu lassen; nach dieser 
Zeit sind dieselben zu verbrennen. Da die Aus- 
saat von den Eingeborenen nicht einheitlich vor- 
genommen wird, findet ein Pflücken eigentlich 
während des ganzen Jahres statt. 
Erntemenge pro Acre. In Uganda erntet 
man nur etwa 300 lbs. pro Acre, in Usoga 800 
bis 1000 lbs. Diese Menge wird von dem 
Cotton-Expert der Regierung als recht schlecht 
bezeichnet, nur die ganz allgemein aufsgenommene 
Baumwollkultur läßt so glänzende Gesamterfolge 
erzielen. 
Es sei hier erwähnt, daß im Jahre 1909/10 
rund 1100 t entkernte Baumwolle exportiert 
wurden; für das laufende Jahr schätzt man den 
Export auf 2500 t und für das nächste Jahr 
wohl schon auf 4000 bis 5000 t. Mit 2500 t 
hat Uganda schon die Lagos-Kolonie überflügelt, 
die nach 25 jähriger Baumwollkultur bisher als 
die beste Kolonie für Baumwolle galt. 
In den Monaten April, Mai, Juni 1910 
wurden 635 t entkernte Baumwolle exportiert; 
da die Haupternte in die Monate Oktober/ Januar 
fällt, so dürfte die Schätzung eines Exports von 
2500 t für das laufende Jahr durchaus nicht zu 
hoch gegriffen sein. 
Stapellänge und Preis. Der Stapel ist 
durchschnittlich 11/16 engl. Zoll; es werden bei 
sachverständigem Aussuchen erheblich längere 
Stapel erzielt. Der in Liverpool erzielte Preis 
lag zwischen 8 bis 10½ d. 
Pflücken. Da die Baumwollstaude nicht auf 
einmal reift, macht das Pflücken in Uganda mehr 
Arbeit als in Amerika, wo einfach alle Kapseln 
auf einmal gepflückt werden. Hier hat der 
Neger sich reife herauszusuchen, daher kann er 
  
auch nicht mehr als etwa 20 lbs. pro Tag 
herausbringen. 
Ginkosten. Man rechnet, daß 1 d pro lb. 
ein guter Preis für das Entkernen ist, der Nutzen 
übrig läßt. 
Pflugkulturen. Von der Anwendung des 
Pfluges ist man abgekommen; die Eingeborenen 
verstehen nicht, die Pflüge ohne ständige Beauf- 
sichtigung durch einen Europäer zu hantieren. 
Nebenbei zerbrechen die handlichen leichten Pflüge 
schnell und die schwereren sind nicht geeignet für 
die hiesigen Ochsen. 
(Nach einem Berichte des Kaiserl. Rizekonfsulats in 
Entebbe.) 
Die Baumwollernte von 1910 im Staate Texas 
und ihre Kusfuhr über Galveston. 
Was Nord-Texas im Jahre 1909 unter Trocken- 
heit zu leiden hatte, ist durch reichlichen Schneefall 
im Winter 1909/10 und durch Regen, der stets 
mehr oder minder ausgiebig eintrat, wenn die 
Wetterpropheten über zu große Trockenheit zu 
klagen begannen, wett gemacht worden. 
Die Baumwollernte von Texas wird von Op- 
timisten auf 3½ Millionen Ballen geschätzt. Rich- 
tiger dürfte die vorsichtigere Schätzung mit 3¼ 
Millionen Ballen sein, namentlich wenn man die 
Möglichkeit eines frühzeitigeren Frostes in den 
Kreis der Berechnung einschließt. 
Daß die Ernte eine frühe, große und gute 
sein wird, erhellt schon daraus, daß das bloße 
Gerücht über den Ausbruch eines Streikes in 
Lancashire den Markt zusammenbrechen und die 
Baumwolle um 3 Dollar für den Ballen billiger 
verkaufen ließ, ferner daraus, daß die Fachzeitungen 
und die Farmer-Vereinigungen ihre Kunden war- 
nen, die Ernte nicht zu schnell zu verkaufen, weil 
sie sonst den Preis drücken würden. Dabei ver- 
weisen diese darauf, daß die letztjährige Ernte um 
3 200 000 Ballen kleiner als die vorhergehende 
war, aber für Baumwolle 95 Millionen Dollar 
und für Baumwollsaat 32 Millionen Dollar mehr 
gebracht hat. Es sei in einer kleineren Ernte 
weniger Arbeit, dafür aber mehr Geld. 
Den sichersten Beweis aber für die frühe und 
große Baumwollernte und nebenbei für die große 
Leistungsfähigkeit der Verschiffungsanlagen liefern 
die amtlichen Zahlen über die Ausfuhr von Baum- 
wolle im Monat September (dem ersten Monat 
in der Baumwoll-Saison) l. Is. aus dem Hafen 
von Galveston. Galveston nimmt als Ausfuhr- 
hafen von Baumwolle schon seit Jahren den ersten 
Rang ein und verschifft allein mehr Baumwolle 
als die nächstgroßen fünf bis sechs Häfen der 
Vereinigten Staaten von Amerika zusammen. Die
	        
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