Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXII. Jahrgang, 1911. (22)

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Tat findet man häufig zwei bis drei dem Strande 
parallel verlaufende Sandwälle, die offenbar auf diese 
Weise entstanden sein müssen. Dieser Lagunenbildung 
im kleinen begegnet man an der Küste Campo-Riong 
sehr häufig, und es wird hier sehr deutlich, in wie 
engem Zusammenhange die Küstenströmung mit der 
Lagunenbildung überhaupt steht. Wo eine Karte La- 
gunen zeigt, muß man auch auf Küstenströmungen 
schließen, in man kann dem Lartenbilde sogar die Rich- 
tung dieser Strömung entnehme 
e, Reihe von Tatsachen sorechen dafür,. deis die 
gamernnküste in einer Hebung begriffen ist. Ich habe 
indessen nirgends an der Südküste Zeichen isicher 
Meeresbedeckung, wie Strandterrassen, Gerölle, ge- 
funden, trotzdem ich besonderes Augenmerk daraufs richtete. 
Pflanzungen. 
Die irrige Meinung, daß der Perwitterungsboden 
vulkanischen Ursprungs von erschöpflicher rucht- 
barkeit sei, hat zur Folge gehabt, daß sich der Plau- 
tagenbau fast ausschließlich am Kamerungebirge zu- 
sammendrängte. Neuerdings beginnt sich erfreulicher- 
weise das Interesse für die Anlage von Pflanzungen 
auch im Süden der Kolonie zu regen, es sollen deshalb 
Veobach rungen mitgeteilt werden, die für Plantagen 
von Bedentung sing. Ein wichtiges Ergebnis der Reise 
ist die Erkenntnis, daß die Kautschukbäume Hevea 
und Kickria im Süden Kameruns bessere 
Waahsturß,ingnger finden als im Norden, 
und zwar dank der Gunst der klimatischen Verhältnisse; 
besonders in die Angen fallend ist der Unterschied bei 
der Kickria, während die Hevea auch im Norden be- 
friedigen? gedeiht. Es ist die Zone mit zwei Regen- 
Trockenzeiten im Jahr, in der sich die Kautschuk- 
bäume durch üppige Dickenentwicklung auszeichnen. Es 
ist auch verständlich, daß der schnelle Wechsel von 
Regen= und Trockenzeit die #bilbeng. des Milchgefäß- 
sostems begünstigt. Daß die Ursache für das 
bessere Gedeihen im Süden nicht im Boden, 
sondern in Klima zu suchen ist, beweisen Duala 
und Edea, die auch schon lateritische Verwitterungs- 
böden von Gneis und Granit haben, aber klimatisch 
zum Norden zu rechnen sind. Hier kommen die Kaut- 
schukbäume nicht besser fort, als auf den Basaltböden 
des Kamerungebirges. 
Kickria gedeiht aufabgebautem Farmkande 
schlecht, eine Beobachtung, die dür die Gummi- 
inspektion von Bedeutung ist. ebena dagegen ist 
viel anspruchsloser ann unempfindlicher, sie 
kommt auch auf an sgesoenm. Boden sehr gut fort. 
Im Süden zeigt Kickria mehr als im Norden die 
Neigung, bushi zu wachsen. Dieser Rbelstand läßt 
sich indessen vermeiden, wenn man bei der Anlage der 
Pflanzung auf die natürlichen Wachstumsbedingungen 
der Kickria Rücksicht nimmt. Kickria ist ein Waldbaum, 
der des Schattens bedarf, und es ist zweckmäßig, die 
hohen Urwaldbäume stehen zu lassen, Woburch die An- 
lage außerdem verbilligt wird. Es ist daher ein Fehler, 
Kickria auf kahl geschlagene Flächen zu flanzen, wie 
es meist eschehen ist und noch geschieht. 
e, ob Kickria oder Hevea vorzuziehen sei, 
ist heute wohl endgültig danunsten der Hevea ent- 
schieden. Einerseits ist der Heveenkautschuk seiner 
Qualität nach der überlegenere. Anderseits liefert 
Kevea weitaus größere Mengen. Es lohnt sich kaum, 
ickria vor dem achten Jahre zu zapfen, die sprithe 
Ernte beträgt dann hochgerechnet 50 g Kautschuk und 
nimmt im Laufe der PW eher ab als zu. Im Süden 
freilich liegen die Verhältnisse etwas günstiger, wie die 
Zapfversuche von Schulte im Hofe beweisen. 
Der 3 Treichel hat zahlreiche Zapf- 
  
  
  
*m 
  
  
versuche bei wilden Kickrien vorgenommen und bis zu 
3 1 Milch von einem Baume geerntet. Gleichwohl 
kommt er zu dem Ergebnis, daß eine Kickria durch- 
schnittlich während ihrer ganzen Lebensdauer in Summa 
etwa 1,6 kg Kautschuk liefere. Demgegenüber ist Hevea 
der Dicke vom füngten bis sechsten Jahre an 
zapfreif und der Ertrag steigt schnell an; man kann 
etwa folgende Zahlen annehmen: 
6 Jahre 150 bis 200 g 
7. 250 350 
8 350. 450= 
9. 500 650 = 
Vom neunten Jahre an kann a auf eine jähr- 
liche Erntesteigerung von 20 v. H. rechnen. Eine Heveen- 
pflanzung, zumal im Süden der Kolonit, ist daher als 
ein sicheres und deir aussichtsreiches Unternehmen an- 
zusehen. Je nach den Verhältnissen sind als Zwischen- 
kaltur Kakao oder Kickria und Planten zu empfehlen. 
s läßt sich mit ziemlicher Sicherheit voraussagen, 
welssss Umfang die Kautschukplantagen in den nächsten 
Hahren annehmen werden. Ende 1910 waren in 
amerun etwa 7000 ha mit Kautschuk bepflanat= die 
Hälfte davon Hevea, die andere Hälfte Das 
Tempo der weiteren Entwicklung hängt im in: 
von dem Ausfall der Ernte an Heveasamen in Kamerun 
selbst ab, da Kickria mit Recht immer mehr in Miß- 
kredit gerät und die Pflanzungen sich nur schwer zu 
dem Risiko entschließen. Stumps aus Ceylon kommen 
fplassen, se Ich a sschig-. d ie — 1911 in Kamerun 
amen mit denen — alle 
Verluste aense men — 3000 W—# werden 
können. Die Samenernte 200 von Jahr zu Jahr 
schnell steigen. Die Nachfrage nach Hedasencn, über- 
seigt die Produktion bei weitem, nnd es ist kein Zweifel, 
daß wir in den nächsten Jahren auf eine Zunahme 
der Kautschukkulturen um mindestens 8000 bis ha 
jährlich rechnen können. Im Jahre 1920 * wir 
wenigstens 80 000 ha Hevea haben, bepflanzt mit 
etwa 6 000 000 Bäumen. Bei vorsichtiger Kallulation 
kann man die Ausfuhr von Plantagenkautschuk im 
Jahre 1000 nauf 1000, t Ichäten, und dvon da an wird 
sie schnell ie Hö diese Entwicklung 
durch en Preisstm0 *— n h aunterbrochen 
werden wird, ist nicht zu befürch s sicher kann 
man dagegen ammehien dab die rigen Produktion 
an Plantagengummi den Preis drücken wird, doch liegt 
kein Anlaß zu der Beunruhi gung vor, es könne eine 
Überproduktion eintreten. Seine vielseitige Verwen- 
dungsfähigkeit sichert dem Kautschuk einen lohnenden 
  
  
her als der Plantagenbau wäre durch sinkende 
Preise der Kautschukhandel bedroht, da die zweiten 
Qualitäten bei flauerem Markte die größte Einbuße 
an Wert erleiden. Je nach dem Standpunkte wird 
man diese Entwicklung bedauern oder begrüßen. Jeder 
er Kolonie ist untrenubar an Fortschritte 
er Landwirtschaft gebunden, der Kautschukhandel aber 
hinterläßt eine verarmte, des Landbaus entwöhnte 
Bevölkerung. Auf der anderen Seite ist unbestreitbar, 
daß das Schutzgebiet die Haupteinnahmen dem Kaut- 
schukhandel zu krhaeen hat. Sachkundige behaupten 
übrigens, daß der Kautschukexport in den nächsten 
Jahren infolge der fortschreitenden Erschöpfung der 
nattirlichen Bestände erheblich an Umfang verlieren 
wü 
Der Kakao wächst im Süden langsamer als am 
Kamerungebirge und bleibt um 1 bis 2 Jahre in der 
Entwiclung, W Auf n cheiStlleng 
gar nicht, e daß man äußere Unterschiede in der 
küicht. opne de feststellen könnte. Ein sehr gutes 
  
  
  
  
 
	        
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