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Die Qualität der geernteten Baumwolle ist
nicht gut. Namentlich hat sich die besonders
wichtige Mittelsorte „Mitafift“ in Klasse und Fein-
heit der Faser verschlechtert. Die Sorte degene-
riert und bildet jetzt nur noch die Hälfte der
Ernte. Die Regierung will, um ihre weitere
Verschlechterung zu verhindern, eine Kontrolle
über die Verteilung des zur Aussaat bestimmten
Samens an die Pflanzer einrichten und vor allem
die Vermischung dieses Samens mit oberägyptischem
verbieten. Die Qualität der Sorten „Joannovich,
Nubari, Sakelarides und Abassi“ ist gut aus-
gefallen. Die Sorte Nubari wird mehr von den
Spinnern verlangt, weil ihre Faser regelmäßiger
geworden ist. Eine zum ersten Male in kleinerem
Umfang angepflanzte Sorte „Assil““), die
„Mitafifi“ ersetzen soll, ist zufriedenstellend aus-
gefallen. Das Ergebnis in den Entkernungs-
fabriken war 3½ v. H. und etwa dasselbe wie
im Vorjahr. Die Preise waren bis in den
Oktober hinein fest und ziemlich hoch und betrugen
noch Ende September 19 Tallari (1 Tallari —=
4,15 .6) den Kantar für Lieferung im November.
Dann fielen sie wegen des reichlichen Ergebnisses
der amerikanischen Ernte und der ungünstigen
Einwirkung des italienisch-türkischen Krieges auf
den Handel im östlichen Mittelmeer Mitte Oktober
auf 16 3¾/4 Tallari und gingen, als sich heraus-
stellte, daß die Ernte normal sein werde, im De-
zember bis auf 14¾ Tallari für Lieferung im
November 1912 herunter. Seit Jannar d. Js.
sind sie infolge der großen Nachfrage der Spinner
langsam wieder gestiegen und betrugen Anfang
Februar 16½ Tallari für Lieferung im No-
vember d. Is. Eine weitere Steigerung ist nicht
ausgeschlossen. Der Unterschied der Preise der
ägyptischen gegen die der amerikanischen Baum-
wolle ist zur Zeit nur 6½ Cents, so daß ägyp-
tische im Verhältnis zur amerikanischen billig ist.
Das Geschäft hat sich normal abgewickelt.
Die Nachfrage der Spinner war sehr bedeutend,
weil sie die billigen Preise benutzten, um sich mit
großen Mengen Baumwolle zu versehen. Manche
Spinner haben schon Käufe in Baumwolle nener,
sogar schon in Baumwolle der Ernte von 1913
abgeschlossen. Die Exporteure haben gute Geschäfte
gemacht, während die Zwischenhändler im Innern
schlecht abgeschnitten haben. Die Bauern haben,
verwöhnt durch die hohen Preise des Vorjahrs,
nicht zu Anfang der Ernte, als die Preise 18 Tallari
betrugen, verkaufen wollen, sondern in der Hoff-
nung auf Steigerung dieser Preise so lange ge-
wartet, bis sie auf der Basis von 15½ Tallari
abschließen mußten. Der Ausfall, den sie gegen
das vorige, allerdings günstige Jahr erlitten
*) Agl. „D. Kol. Bl.“ 1912, S. 174.
haben, kann auf etwa 4 Millionen L#E. berechnet
werden.
Bis zum 9. Februar d. Is. waren 6 026 197
Kantar oder 2707 449 dz in Alexandrien an-
gekommen. Die Vorräte beliefen sich auf 2064260
Kantar oder 927 430 dz. Vom 1. September
ab bis zum genannten Tage sind 559 789 Ballen
zu 7½ Kantar oder 1921777 dz ausgeführt
worden. Davon gingen 295 182 Ballen nach
Großbritannien, 216929 Ballen nach dem euro-
päischen Festland und 47 678 Ballen nach den
Vereinigten Staaten von Amerika.
Die Aussaat für die diesjährige Ernte
beginnt Mitte März. Die Anbaufläche wird
keinesfalls kleiner sein als im Vorjahr. Die
Sorten Joannovich und Abassi dürften im gleichen
Umfang, die Sorte Nubari etwas mehr als im
Vorjahr angebaut werden. Der Anbau der sich
durch lange und feste seidige Faser auszeichnenden
Sorte Sakelarides, von der etwa 269 000 dr:
geerntet worden sind, wird voraussichtlich ein-
geschränkt werden, weil die Pflanzer mit den
dafür erzielten Preisen nicht zufrieden sind. Ob
die neue Sorte Assil auf größeren Flächen an-
gebaut werden wird, ist fraglich, da die Pflanzer
schwer dazu zu bewegen sind. Versuche mit dem
Anbau werden jedoch in allen Gegenden gemacht
werden. Die Meinungen der Spinner über Assil-
Baumwolle sind verschieden. Während englische
Spinner sie als sehr brauchbar und als geeigneten
Ersatz für Mitafisi gefunden haben, sind Spinner
in Nordfrankreich und in der Schweiz nicht damit
zufrieden gewesen.
(Bericht des Kaiserl. Konsulats in Alerandrien.)
Baumwollanbau in Britisch- Indien."“)
Bekanntlich wird in Indien zur Zeit fast aus-
schließlich die kurzschürige Baumwolle gebaut, die
außer nach England hauptsächlich nach Deutsch-
land und Japan ausgeführt wird. Nun ist im
Jahre 1910 eine Deputation englischer Baumwoll-
interessenten bei Lord Morley, dem damaligen
Staatssekretär für Indien, dahin vorstellig ge-
worden, daß es erforderlich sei, im Anbanu von
indischer Baumwolle, insbesondere langschüriger,
sortan größere Anstrengungen zu machen. Bei der
kürzlich in Pusa abgehaltenen landwirtschaftlichen
Konferenz wurde in Verbindung hiermit aus-
geführt, daß vom hiesigen Landwirtschafts-
ministerium alles Mögliche getan worden sei, um
dieses Ziel zu erreichen. Wenn diese Schritte
bisher keinen größeren Erfolg gehabt hätten, so
sei dies insbesondere darauf zurückzuführen, daß
*) Agl. „D. Kol. Bl.“ 1912, S. 54f.