Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIII. Jahrgang, 1912. (23)

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Stellenweise ist der Boden mit „!Dsacha“ be— 
wachsen, einer dem Blaubeerkraut ähnlichen 
Pflanze, die eine nußgroße eßbare Frucht haben soll. 
Im weiteren Verlauf unseres Marsches 
kommen wir an eine Lichtung. Wie von einem 
Forstmann im großen Kreise niedergeschlagen, 
hört der Wald plötzlich auf. Die Pfanne ist mit 
Gras bewachsen und bietet dem Auge keine be— 
sonderen Reize. Jedoch für den Jäger ist sie 
von Interesse, da hier das Wild gern heraustritt. 
Solcher Blößen überschreiten wir noch mehrere, 
bis wir nach 32 km Achatzchüa erreichen. Der 
floristische Charakter der verschiedenen Pfannen 
wechselt nicht. Hier haben wir aber zum ersten- 
mal wieder Wasser. Und dort drüben am Rande 
des Waldes, wo der Rauch aufwirbelt, liegt auch 
eine Werst. Aber die Bewohner sind ausge- 
flogen, sei es aus Furcht oder sei es, um Feld- 
kost zu sammeln. 
Nur gering ist die Ergiebigkeit des Wasser- 
loches. Zwei Futterbeutel voll Wasser werden 
aus der 3 m tiefen, ganz engen Sandpütz, zu 
der einige Stufen herunterführen, an das Tages- 
licht befördert. Das Wasser ist gut und schmack- 
haft, wenn auch etwas erdig. 
Gewiß ist es ausreichend für die anspruchs- 
losen Bewohner der nahen Werft, die sich 
schwerlich herbeilassen werden, ihren Brunnen zu 
vergrößern, wenn die Not sie nicht dazu zwingt. 
Die gleichen Wasserverhältnisse finden wir 
6 km weiter in Nurücha. 
Die Schönheit des Waldes nimmt immer 
mehr zu. Die Mopanebäume werden noch 
häufiger, und im herrlichsten Schatten reiten wir 
weiter. Bei Maügära treten die ersten Fächer- 
palmen auf, wie wir sie zuletzt in Otjituo ge- 
sehen haben. 
Diese schlanken Hyphaenen, welche über die 
Kronen der Laubbäume weit hinausragen oder 
in jungen Exemplaren boskettartig die Landschaft 
beleben, geben ein prächtiges Bild der tropischen 
Vegetation. 
Eine etwas reichere Wasserstelle finden wir 
in Gugüssen und unmittelbar daneben eine 
stark bewohnte Werft. 
In Bogara haben die Bewohner der Werft 
die ganze Pfanne abgebrannt, um das Wild 
heranzulocken. Bei dem hohen Stande des 
Grundwassers ist das Gras schnell nachgewachsen 
und wir haben hier im Abendsonnenglanz den 
erfrischenden Anblick einer saftigen deutschen Wald- 
wiese. 
Leider beschränken sich die Buschleute nicht 
auf das Abbrennen der Pfannen, sondern es 
werden meist noch große Grasstrecken im Walde 
niedergebrannt. Auch dieser Anblick soll uns 
nicht erspart bleiben. Mit Bedauern sehen wir, 
  
wie die kleinen Flammen am Fuße der mächtigen 
Baumriesen lecken, um sie nach Jahr und Tag 
zu Fall zu bringen. An manchen Stellen glaubt 
man Holzfäller hätten hier ihr Werk getrieben, 
so stark ist der Niederbruch infolge der regel- 
mäßigen Waldbrände. Wieviel kostbares Nutzholz 
geht hier verloren! 
Als wir am Abend des 5. September kurz 
vor Sonnennntergang wieder auf eine große 
Lichtung heraustreten, machen uns die Buschleute 
auf eine einzelne Palme aufmerksam, die abseits 
auf der Fläche stand. 
Hier ist Wasser! 
„Kawachadang", so heißt das metertiefe 
enge Loch, aus dem uns eine schmutzige Flüssigkeit 
entgegenstarrt. Zwar hätten wir nicht nötig 
gehabt, nach Wasser zu graben, aber es scheint 
doch interessant, mal ein solches Buschmannsloch 
auf seine Ergiebigkeit zu prüfen. Der Erfolg ist 
überraschend. Schon nach einer halben Stunde 
haben wir mit unserem kleinen Spaten so viel 
Wasser aufgemacht, daß alle Leute ihren Bedarf 
decken können. 
Die Wasserstelle ist nach der einsamen Palme 
(Kawacha = Palme?) benannt. Daß man sich 
aber nicht immer darauf verlassen kann, einen 
solchen markanten Punkt wiederzufinden, sollte ich 
erst später erfahren: 
Eines Tages ist der Baum spurlos ver- 
schwunden. Er ist nicht dem Zahn der Zeit zum 
Opfer gefallen, sondern dem Zahn des Busch- 
manns, der nicht nur die Früchte, sondern auch 
den Stamm der Palme durch seinen »armoed 
penze wandern läßt. 
Am nächsten Morgen durchreiten wir die 
Magoro-Vley. Ein gänzlich verändertes Bild 
bietet sich hier unseren Augen. Wir sehen eine 
herrliche Parklandschaft, wie sie in der Kalahari 
südöstlich Arahoab so wunderbar zu finden ist. 
In dem großen Laubmeer plötzlich wieder Dornen! 
Hier ist Acacia horrida und detinens, der 
Kamelbaum und Zizyphus mucronatus, jener 
Laubbusch mit bösartigen Dornen, von denen 
einer nach unten, einer nach oben gerichtet ist. 
Von dem Laubwald ist nichts mehr zu sehen. 
Weit ist er in den Hintergrund getreten. Schöne 
große Flächen wechseln mit Buschgruppen ab, 
aus denen schlanke Palmen siegreich hervorragen. 
Perlhühner beleben in großen Mengen die Land- 
schaft. 
Allmählich werden die Flächen kleiner, die 
Dornengruppen schließen sich immer mehr zu- 
sammen und schließlich reiten wir in einem aus- 
gesprochenen Omuramba. Die Erkundung ergibt, 
daß er nach kurzer Zeit sackartig nach Südosten 
verläuft. Zweifellos hat hier mal ein Omuramba 
bestanden, der im Laufe der Zeit verweht ist. 
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