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Stellenweise ist der Boden mit „!Dsacha“ be—
wachsen, einer dem Blaubeerkraut ähnlichen
Pflanze, die eine nußgroße eßbare Frucht haben soll.
Im weiteren Verlauf unseres Marsches
kommen wir an eine Lichtung. Wie von einem
Forstmann im großen Kreise niedergeschlagen,
hört der Wald plötzlich auf. Die Pfanne ist mit
Gras bewachsen und bietet dem Auge keine be—
sonderen Reize. Jedoch für den Jäger ist sie
von Interesse, da hier das Wild gern heraustritt.
Solcher Blößen überschreiten wir noch mehrere,
bis wir nach 32 km Achatzchüa erreichen. Der
floristische Charakter der verschiedenen Pfannen
wechselt nicht. Hier haben wir aber zum ersten-
mal wieder Wasser. Und dort drüben am Rande
des Waldes, wo der Rauch aufwirbelt, liegt auch
eine Werst. Aber die Bewohner sind ausge-
flogen, sei es aus Furcht oder sei es, um Feld-
kost zu sammeln.
Nur gering ist die Ergiebigkeit des Wasser-
loches. Zwei Futterbeutel voll Wasser werden
aus der 3 m tiefen, ganz engen Sandpütz, zu
der einige Stufen herunterführen, an das Tages-
licht befördert. Das Wasser ist gut und schmack-
haft, wenn auch etwas erdig.
Gewiß ist es ausreichend für die anspruchs-
losen Bewohner der nahen Werft, die sich
schwerlich herbeilassen werden, ihren Brunnen zu
vergrößern, wenn die Not sie nicht dazu zwingt.
Die gleichen Wasserverhältnisse finden wir
6 km weiter in Nurücha.
Die Schönheit des Waldes nimmt immer
mehr zu. Die Mopanebäume werden noch
häufiger, und im herrlichsten Schatten reiten wir
weiter. Bei Maügära treten die ersten Fächer-
palmen auf, wie wir sie zuletzt in Otjituo ge-
sehen haben.
Diese schlanken Hyphaenen, welche über die
Kronen der Laubbäume weit hinausragen oder
in jungen Exemplaren boskettartig die Landschaft
beleben, geben ein prächtiges Bild der tropischen
Vegetation.
Eine etwas reichere Wasserstelle finden wir
in Gugüssen und unmittelbar daneben eine
stark bewohnte Werft.
In Bogara haben die Bewohner der Werft
die ganze Pfanne abgebrannt, um das Wild
heranzulocken. Bei dem hohen Stande des
Grundwassers ist das Gras schnell nachgewachsen
und wir haben hier im Abendsonnenglanz den
erfrischenden Anblick einer saftigen deutschen Wald-
wiese.
Leider beschränken sich die Buschleute nicht
auf das Abbrennen der Pfannen, sondern es
werden meist noch große Grasstrecken im Walde
niedergebrannt. Auch dieser Anblick soll uns
nicht erspart bleiben. Mit Bedauern sehen wir,
wie die kleinen Flammen am Fuße der mächtigen
Baumriesen lecken, um sie nach Jahr und Tag
zu Fall zu bringen. An manchen Stellen glaubt
man Holzfäller hätten hier ihr Werk getrieben,
so stark ist der Niederbruch infolge der regel-
mäßigen Waldbrände. Wieviel kostbares Nutzholz
geht hier verloren!
Als wir am Abend des 5. September kurz
vor Sonnennntergang wieder auf eine große
Lichtung heraustreten, machen uns die Buschleute
auf eine einzelne Palme aufmerksam, die abseits
auf der Fläche stand.
Hier ist Wasser!
„Kawachadang", so heißt das metertiefe
enge Loch, aus dem uns eine schmutzige Flüssigkeit
entgegenstarrt. Zwar hätten wir nicht nötig
gehabt, nach Wasser zu graben, aber es scheint
doch interessant, mal ein solches Buschmannsloch
auf seine Ergiebigkeit zu prüfen. Der Erfolg ist
überraschend. Schon nach einer halben Stunde
haben wir mit unserem kleinen Spaten so viel
Wasser aufgemacht, daß alle Leute ihren Bedarf
decken können.
Die Wasserstelle ist nach der einsamen Palme
(Kawacha = Palme?) benannt. Daß man sich
aber nicht immer darauf verlassen kann, einen
solchen markanten Punkt wiederzufinden, sollte ich
erst später erfahren:
Eines Tages ist der Baum spurlos ver-
schwunden. Er ist nicht dem Zahn der Zeit zum
Opfer gefallen, sondern dem Zahn des Busch-
manns, der nicht nur die Früchte, sondern auch
den Stamm der Palme durch seinen »armoed
penze wandern läßt.
Am nächsten Morgen durchreiten wir die
Magoro-Vley. Ein gänzlich verändertes Bild
bietet sich hier unseren Augen. Wir sehen eine
herrliche Parklandschaft, wie sie in der Kalahari
südöstlich Arahoab so wunderbar zu finden ist.
In dem großen Laubmeer plötzlich wieder Dornen!
Hier ist Acacia horrida und detinens, der
Kamelbaum und Zizyphus mucronatus, jener
Laubbusch mit bösartigen Dornen, von denen
einer nach unten, einer nach oben gerichtet ist.
Von dem Laubwald ist nichts mehr zu sehen.
Weit ist er in den Hintergrund getreten. Schöne
große Flächen wechseln mit Buschgruppen ab,
aus denen schlanke Palmen siegreich hervorragen.
Perlhühner beleben in großen Mengen die Land-
schaft.
Allmählich werden die Flächen kleiner, die
Dornengruppen schließen sich immer mehr zu-
sammen und schließlich reiten wir in einem aus-
gesprochenen Omuramba. Die Erkundung ergibt,
daß er nach kurzer Zeit sackartig nach Südosten
verläuft. Zweifellos hat hier mal ein Omuramba
bestanden, der im Laufe der Zeit verweht ist.
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