Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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gewiesen ist, bedeutend zu nennen. Als Verkehrs- 
wege kommen nur die Wasserwege in Frage. 
Man muß staunen, wenn man an 30 em tiefen 
Bächen die ½ bis 1½ m dicken Stämme liegen 
sieht, bereit zum Abflößen. Geben sie doch den 
sichersten Anhalt dafür, daß diese Wässer in der 
Regenzeit derart anschwellen, daß die Flößerei 
möglich ist. Ein Überlandtransport dieser Holzklötze, 
welche etwa 4 m lang find und zum großen Teil 
aus schweren Holzarten bestehen, ist für den Neger 
unmöglich. Für die Ausnutzung kommen daher 
nur die Bestände an Wasserläufen in Frage. An 
der Küste fand jetzt ein starker Export von Baum- 
wollbaumstämmen statt, die ihrer guten Schall- 
dämpfung wegen zur Anfertigung von Telephon= 
zellen verwandt werden. -- 
Die Holzausfuhr aus der gesamten Monda- 
bucht soll jährlich einen Wert von 2 bis 3 Mil- 
lionen .&¾ haben. 
Für das neue deutsche Gebiet kommt für die 
Holzausfuhr in der Mondabucht der Ongambo- 
Kreek, der Milambie= und der Massotie- 
Iluß neben einigen festen Küstenpunkten in Frage. 
Die Olpalme hier an der Küste ist vollständig 
wild und wird von den Eingeborenen nicht ge- 
pflegt, ihr Ol auch nicht verwertet. 
Für das Innere kommen für die Holzflößerei 
das Flußgebiet des Massotie und besonders das 
des Endüja (Noya) in Frage. Bis die Ol- 
palmenkultur weiter ausgedehnt ist, bleibt neben 
dem nur für Jahre als Exportartikel in Frage 
kommenden Kautschuk nur der Holzexport als 
Wirtschaftswert für das Land übrig. Ich bemerke 
nebenbei, daß in dem von der Grenzexpedition 
bisher berührten Gebiet zwar Elefanten vor- 
kommen, doch in so geringer Menge, daß der 
Elfenbeinexport nie eine Rolle spielen wird, be- 
sonders da grundsätzlich die Pangwes ihr Elfen- 
bein nur für Weiber oder Pulver hergeben. 
Der Endlja ist bis Nkan zu jeder Jahres- 
zeit mit Brandungsbooten befahrbar, bei Nkan 
befinden sich Schnellen. Von diesen Schnellen 
bis Médégusé fahren Kanus. Oberhalb Médé- 
gus befinden sich Fälle. Den Endpunkt der 
Holzflößerei bildet Mewanne (Mewan der Karte 
1: 300.000), das am End#ja liegt. 
Bargeld geht bis zum Endsja, jedoch werden 
überall Tauschwaren, besonders Tabak, Pfeifen 
und Tücher vorgezogen. 
Wege waren zahlreicher vorhanden, als wir 
angenommen hatten. Wenn sie auch oft kaum 
passierbar waren, so gaben sie doch wenigstens 
die Möglichkeit, vorwärts zu kommen. Ein Durch- 
schlagen durch den Busch war nur an solchen 
Stellen nötig, wo besondere Vermessungen statt- 
finden mußten. Das Überschreiten der Flässe 
geschah meistens auf über den Fluß gefällten 
  
Bäumen, der Endüja war verschiedentlich nur 
mit Hilfe der Faltboote zu überschreiten. 
Kanus waren fast auf allen auch nur miteel- 
mäßigen Wasserläufen vorhanden, oft allerdings 
von den Eingeborenen versteckt. 
Von wenigen Einsprengseln an der Küste ab- 
gesehen, ist das Land von Pangwes (franzöfich 
Pahouins) bewohnt. Sie sfind ein kriegerisches 
Volk, das wenig zur Arbeit neigt. Sie liegen 
vielfach untereinander in Krieg, so daß Führer 
nie über die nächsten Dörser hinaus zu bekommen 
find. Zahlreiche Gewehre find im Besitz der 
Pangwes, auch scheinen fie noch genügend Pulver 
zu haben. 
Die Bevölkerungsdichte beträgt im Grenz- 
streifen, soweit die Leute nicht noch abgewandert 
find, 100 bis 200 Menschen auf 100 qkm. Bei 
den Dörfern find meist mehrere örtlich auseinander- 
gelegene Farmen. çl 
Hauptnahrungsmittel bildet die Kassave (Ma- 
nihot utilissima), daneben Planten, Bananen, 
sehr wenig Mais, Makabo, Yams. Ziegen, Enten, 
Hühner sind fast überall vorhanden, werden jedoch 
bei Annäherung eines Europäers im Busch ver- 
steckt. Oft waren bei unserer Ankunft die Dörfer 
vollständig verlassen und erst allmählich kamen 
die Männer zurück. - 
Verpflegung wurde nie ausreichend gebracht, 
und es mußte stets auf Reis zurückgegriffen 
werden. Überhaupt machte die Bevölkerung einen 
stark ablehnenden Eindruck. 
Geschossen aus dem Busch wurde bisher ein- 
mal auf einen Soldaten, der eine Trägerkolonne 
führte. Verletzt wurde niemand, wiedergeschossen 
wurde auch nicht, der feindliche Schütze wurde 
ergriken und nach Ekododo abgeliefert. Ge- 
fährliche Bambusspitzen als Hindernis wurden 
verschiedentlich auf den Wegen ausgesteckt. Ein 
Träger wurde so durch chronische Eiterung in 
der Ferse dienstunbrauchbar. · 
Eine Europäerkolonne wurde nachts von mit 
Gewehren bewaffneten Leuten angeschlichen. Die 
Leute waren bis unmittelbar an das Zelt des 
Europäers gekommen, als sie von der Wache be- 
merkt wurden. Ihre Gefangennahme und Ent- 
waffnung gelang ohne Schießen und Blutvergießen. 
Die Kriegstrommel wurde öfter geschlagen. Auch 
versammelte sich die Bevölkerung verschiedentlich 
mit Gewehren und folgte seitwärts im Busch den 
Kolonnen. 
Irgendwelche besonders stark grassierende 
Krankheiten wurden unter den Eingeborenen 
nicht bemerkt. Glossina palpalis wurde am En- 
düja (Noya) aufwärts bis in die Nähe von 
Médégu6 festgestellt. » 
Das Klima ist das bekannte Urwaldklima 
in entsprechender Breitenlage. An der Monda-
	        
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