Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXIV. Jahrgang, 1913. (24)

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Wenn die großen projektierten Arbeiten ausgeführt 
sind und neue Frachten bringen, werden hoffentlich 
die französischen Reeder nicht zulassen, daß die fremden 
Flangen die französischen von der Küste Gabuns ver- 
drängen. 
Handelsgeschäfte der Konzessions- 
gesellschaften. 
ber die Handelsgeschäfte der Konzessionsgesell- 
schafn werden seit 1903 besondere Erhebungen ange- 
stellt, die dazu dienen, ihre Täuksi= zu verfolgen und 
die Angaben ihrer Bilanzen zu kontrollieren. Im 
Jahre 1911 haben diese Gesellschaften folgende Ope- 
rationen ausgeführt: 
Einfuhr 3 287 000 Fr. 
Ausfuhr 10 595 000 = 
Gesamtumsatz 19 881 000 Fr. 
Im Verhältnis zum Gesamtumsatz der Kolonie 
machen diese Umsäte der Lonzessionsgeiellichaften 
26 v. H. bei der Eins . i der Ausfuhr und 
45 v. H. beim Gesamthapdel aus. * einer Zusammen- 
stellung der so erhaltenen Anteilziffern zeigt sich sol- 
gende Bewegung: 
Anteil der Konzessionsgesellschaften am Umsatz 
im Spezialhandel. 
- Gesamt- 
Jahr Einfuhr Ausfuhr hondel 
1903 36 v. O 6° v. H. 55 v. H. 
1904 37.7„ - ö7 - 
1905 19 5 - 59 - 
1906 49 - 75 - 63 — 
1907 49 68 60 
1908 41 8 — 58 
1909090 33 = 78 60 - 
1910 29 72 57 
191 26 64 46 
Hiernach haben die Konzessionsgesellschaften nur 
noch weniger als die Hälfie der Handelsumsätze in 
Händen und sic geraten sehr schnell vor dem nicht- 
vrivilegierten Handel mehr und mehr ins Hintertreffen. 
a sie das ausschließliche Recht haben, die Boden- 
produkte anzukaufen, bebaupten sie sich im Ausfuhr- 
handel zwar noch gegenüber ihren Konkurrenten. Im 
Einfuhrhandel dagegen ist ihr Anteil an Handelswaren 
bereits ganz unbedeutend, denn von der Einfuhr der 
Gesellschaften müssen noch die für ihre eigenen An- 
gestellten bestimmten Materialien und Lebensmittel 
abgezogen werden. Die ständige Verminderung der 
Einfuhr von Tauschwaren, die sich viel deutlicher geigt 
als die Verminderung der Produktenausfuhr, deutet 
darauf hin. daß die Geschäfte der Kongessionsgesell- 
schaften sich in ganz anderer Weise vollziehen als beim 
eigentlichen Handel. Bei sehr vielen von ihnen besteht 
das Hauptgeschäft in dem Ankauf der Naturprodukte, 
welche die Eingeborenen einsammeln, um sich das für 
die Kopfstener nötige Geld zu beschaffen. Hierauf 
ging offensichtlich nicht die Absicht der Regierung, als 
sie ihnen die weitgehenden Privilegien zugestand. Die 
Gesellschaften werden nicht mehr lange besteden bleiben 
können, wenn sie sich nicht vollständig von den Irr- 
wegen abwenden, die sie bisher verfolgt haben. 
Schlußbetrachtung. 
Vom Standpunkt des Handels, der Schiffahrt, der 
Zollerträgnisse, der Erschließung des Landes hat das 
Jahr 1911 Resultate erbracht, zu denen die Verwaltung 
  
sich aufrichtig Glück wünschen darf. Weniger als drei 
Jahre nach einer außerordentlich heftigen Krise hat 
Französisch-Aquatorial-Afrika in allen erwähmen 
Punkten die früher in den günstigsten Jahren er- 
reichten Ziffern wieder übertroffen. Das Jahr 1912 
verspricht ein noch besseres Ergebnis. Aber die Ab- 
tretung von einem Sechstel unseres Gebietes an 
Deutschland wird unmittelbare Folgen haben und 
vielleicht auch noch mittelbare Folgen, deren Trag- 
weite sehr schwer abzuschäpen ist. In allen Teilen des 
vorliegenden Berichts sind die Zahlen gegeben worden. 
als ob sich an der gegenwärtigen Gestaltung Französisch- 
Aquatorial-Afrikas nichts geändert hätte. 
Soweit eine Schätzung möglich ist, wird infolge 
der Gebietsabtretung vermindert werden: 
1. Unsere Einfuhr im Spezialhandel um etwa 
20 v. H. bei allen Artikeln außer bei Alkohol und 
Metallwaren, welche wenig betroffen werden; 
2. unsere Ausfuhr um 20 v. H. bei Elfenbein und 
Kautschuk und 10 v. H. beim Holz; 
3. unsere Zolleinnahmen um 15 v. H., die sich ä#u 
2 auf die Ausfuhrgölle und zu einem Drittel auf die 
Einfuhrzölle verteilen. 
Aber welches auch die Folgen des französisch- 
deutschen Vertrages vom 4. November 1911 sein mögen, 
so darf man doch nicht vergessen, daß die wirtschaft- 
liche Entwicklung der Kolonie eine in wenigen Jahren 
zu erreichende Grenze nicht übersteigen kann, wenn 
man ihr nicht die Möglichkeit gibt, sich Transport= 
mittel zu beschaffen, welche mit geringen Unkosten 
auch diejenigen Gegenden erschließen, welche nicht an 
schiffbare#Flüsse grenzen. Die Umgebung der schiff- 
baren Flüsse wird seit langer Zeit hinsichtlich der wert- 
vollen Produkte ausgebeutet; die weniger wertvollen 
Produkte dagegen können wegen der Unkosten, welche 
den Transport belasten, nicht exportiert werden. Eisen- 
bahnen sind daher #öllig unentbehrlich, zunächst um 
Brazzaville, den glänzend gelegenen Flußhafen durch 
eine französische Bahn mit mäßigem Tarife und großer 
Leiscungssähigteit an das Meer anzuschließen, ferner 
um den Produkten besonders reicher und bisher fast 
unzugänglicher Gegenden den Abfluß zu gestatten und 
äwar entweder zur Küste oder zur Hauptlinie von 
Pointe—Noire zum Pool oder zu den schiffbaren 
Flüssen des Kongobeckens. Ohne Eisenbahnen würde 
Französisch-Aquatorial-Afrika noch einige Jahre langsam 
sortschreiten, dann würde es ein nicht mehr zu über- 
schreitendes Maximum der Produktion erreichen, so 
daß dieses Land in einen Zustand der Stagnation 
geriete, der für Frankreich höchst demütigend wäre: 
denn Frankreich hat die Aufgabe auf sich genommen. 
dies Land zu moralischem und materiellem Fortschritr 
zu entwickeln und es in weitem Umfange europäüscher 
Zivilisation und Tatkraft zu eröffnen. 
(Übersetzung der Beilage zum Journal officiel 
de IAf# irigue. Equatorinle FrmInçaise vom 
15. November 1912.) 
  
  
Die Sauptausfuhrerzeugulsse Angolas. 
Die Hauptansführerzeuguiss Angolas, die im 
allgemeinen wegen der hohen Ausfuhrzölle über 
Lissabon gehen, wo die Gesamtkosten für die 
Nationalisierung der Waren sowie Aus= und Um- 
laden sich nur auf etwa 0,60 . für 100 kg
	        
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