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Herbertshöhe an Land gesetzt worden mit dem
Auftrage, in der Richtung auf Toma vorzugehen
und die Funkentelegraphenstation zu suchen.
Im Laufe des Nachmittags ist außerdem eine
Abteilung von 800 Mann mit einem Zwölf-
pfünder und mehreren Maschinengewehren aus-
geschifft wordeen, welche den Befehl erhielt, land-
einwärts zu marschieren, um die fechtenden Truppen
aufzunehmen. Sie ist aber, da der Zweck nicht
mehr nötig war, alsbald zurückgerufen worden.
Den von Kabakaul vorrückenden Truppen
trat der Kriegsfreiwillige Hornung mit 12 ein-
geborenen Polizeisoldaten entgegen. Mit diesen
zusammen hat Hornung eine Anzahl feind-
licher Offiziere und Soldaten erschossen.
Die Polizeisoldaten sind teilweise auf Bäume ge-
klettert und haben auch von da geschossen, wurden
aber von dem Feinde leicht entdeckt und herunter-
geholt. Die vorderste Mine wurde vom Feinde
noch unbesetzt aufgefunden und unschädlich gemacht.
Da der einzige vorhandene Zündapparat weg-
genommen wurde, konnten auch die rückliegenden
Minen nicht abgefeuert werden. Hornung mußte
sich vor der Übermacht in den Busch zurückziehen
und hat mit 3 oder 4 Polizeisoldaten noch tage-
lang einen Privatkrieg geführt.
Mittlerweile hatte der Hauptmann d. R.
Wuchert seine Leute in die vorbereiteten Stellungen
gebracht. Da die ausgesandten Patrouillen nicht
zurückgekehrt waren, ging Wuchert selbst auf Er-
kundung. Er wurde von den seitlich des Weges
im Busch vordringenden britischen Truppen um-
zingelt und gefangengenommen.
In diesem Stadium des Kampfes suchte der
Oberleutnant Maier, welcher frühmorgens mit
der ganzen Abteilung Herbertshöhe nach Takubar
ausgerückt war, mit dem Polizeimeister Mauderer
und einem Zuge farbiger Polizeisoldaten auf Busch-
pfaden den am Wege von Kabakaul vordringenden
britischen Truppen in die Flanke zu kommen. Die
Abteilung wurde von britischen Seitenpatrouillen
heftig beschossen und zerstreut, wobei der Polizei-
meister Mauderer schwer verwundet wurde. Der
Oberleutnant Maier suchte sich nunmehr nach
dem ersten Schützengraben durchzuschlagen. Da
hörte er den Hauptmann d. R. Wuchert auf dem
Wege laut sprechen. Er trat vor, wurde um-
zingelt und gefangengenommen. Seine Befehle,
nachzukommen, hatten den Rest der Abteilung
Herbertshöhe nicht mehr erreicht.
Die britische Spitze ging nun auf dem Wege
von Kabakaul nach Bitapaka vor und erhielt
vor dem ersten Schützengraben Feuer. In dem
Schützengraben lag der Leutnant d. R. Kempf
mit einigen Weißen und etwa 16 farbigen Sol-
daten. Die kleine Abteilung unterhielt stunden-
lang ein lebhaftes Feuer gegen den im Busch
langsam vordringenden Feind. Kempf konnte sich,
wie grundsätzlich angeordnet war, vor den über-
legenen Kräften nicht zurückziehen, da er mittler-
weile den Befehl erhalten hatte, den Graben unter
allen Umständen zu halten, bis der Oberleutnant
Maier seinen Flankenangriff ausgeführt habe. In-
zwischen wurde der kurze Schützengraben von den
starken britischen Kräften, welche sich von einem
Halbblut auf Buschpfaden führen ließen, um-
gangen und mit Maschinengewehren umstellt. Dann
wurde vom Feinde die Parlamentärflagge gehißt.
Der Leutnant d. R. Kempf und der Unteroffizier
d. R. Ritter wurden in den feindlichen Stellungen
herumgeführt und aufgefordert, binnen fünf Mi-
nuten den Rest der Abteilung Bitapaka und
die Funken = Telegraphenstation zu über-
geben. Das tat Kempf gegen 2 Uhr nach-
mittags. Er und Ritter begleiteten dann die bri-
tischen Truppen unter der Parlamentärflagge zu dem
zweiten Schützengraben. Dort versuchte, wie die
britischen Offiziere erzählen, ein Weißer sich zur
Wehr zu setzen, indem er die farbigen Polizei-
soldaten im Busch zu sammeln suchte. Es ent-
stand eine wilde Schießerei, bei der mehrere
englische Soldaten getroffen wurden und auf
unserer Seite der Unteroffizier d. R. Ritter mit
mehreren farbigen Polizeisoldaten siel. Dann
wurde der Rest der Weißen und Farbigen von
den britischen Truppen entwaffnet und gefangen-
genommen. Im Spätnachmittag erschien der
Leutnant d. R. Kempf mit britischen Offizieren
unter der Parlamentärflagge auf der Funken-
Telegraphenstation in Bitapaka, wo die An-
gestellten der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie
beim Essen saßen. Alle wurden festgenommen
und die auf dem Tisch liegenden Detektoren be-
schlagnahmt.
Der Funken-Telegraphenstation Bitapaka waren
von Toma aus seit dem frühen Morgen chiffrierte
Telegramme für S. M. Schiffe telephonisch über-
mittelt worden, welche den Gang der Ereignisse
wiedergaben. Gegen 12 Uhr mittags ließ ich
der Funken-Telegraphenstation telephonisch den
Auftrag geben, das UÜberfallszeichen zu geben und
dann nach Benehmen mit der fechtenden Truppe
die Funkentürme niederlegen und die Apparate
zu demontieren. Sobald das geschehen, sollten
die Angestellten sich mit dem Empfangsapparat
und den für die Reserve-Funkenstation noch not-
wendigen Requisiten über Tobera nach Toma be-
geben. Unter allen Umständen sollten möglichst
zahlreiche Detektoren gebracht werden. Die
Ordre ist noch schriftlich durch Boten wiederholt
worden. Der Bote ist aber in die Hände des
Feindes gefallen. Später am Nachmittag hat
keine telephonische Verbindung mehr bestanden,
da die Leitung unterbrochen worden war. Das