Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

W 137 20 
Herbertshöhe an Land gesetzt worden mit dem 
Auftrage, in der Richtung auf Toma vorzugehen 
und die Funkentelegraphenstation zu suchen. 
Im Laufe des Nachmittags ist außerdem eine 
Abteilung von 800 Mann mit einem Zwölf- 
pfünder und mehreren Maschinengewehren aus- 
geschifft wordeen, welche den Befehl erhielt, land- 
einwärts zu marschieren, um die fechtenden Truppen 
aufzunehmen. Sie ist aber, da der Zweck nicht 
mehr nötig war, alsbald zurückgerufen worden. 
Den von Kabakaul vorrückenden Truppen 
trat der Kriegsfreiwillige Hornung mit 12 ein- 
geborenen Polizeisoldaten entgegen. Mit diesen 
zusammen hat Hornung eine Anzahl feind- 
licher Offiziere und Soldaten erschossen. 
Die Polizeisoldaten sind teilweise auf Bäume ge- 
klettert und haben auch von da geschossen, wurden 
aber von dem Feinde leicht entdeckt und herunter- 
geholt. Die vorderste Mine wurde vom Feinde 
noch unbesetzt aufgefunden und unschädlich gemacht. 
Da der einzige vorhandene Zündapparat weg- 
genommen wurde, konnten auch die rückliegenden 
Minen nicht abgefeuert werden. Hornung mußte 
sich vor der Übermacht in den Busch zurückziehen 
und hat mit 3 oder 4 Polizeisoldaten noch tage- 
lang einen Privatkrieg geführt. 
Mittlerweile hatte der Hauptmann d. R. 
Wuchert seine Leute in die vorbereiteten Stellungen 
gebracht. Da die ausgesandten Patrouillen nicht 
zurückgekehrt waren, ging Wuchert selbst auf Er- 
kundung. Er wurde von den seitlich des Weges 
im Busch vordringenden britischen Truppen um- 
zingelt und gefangengenommen. 
In diesem Stadium des Kampfes suchte der 
Oberleutnant Maier, welcher frühmorgens mit 
der ganzen Abteilung Herbertshöhe nach Takubar 
ausgerückt war, mit dem Polizeimeister Mauderer 
und einem Zuge farbiger Polizeisoldaten auf Busch- 
pfaden den am Wege von Kabakaul vordringenden 
britischen Truppen in die Flanke zu kommen. Die 
Abteilung wurde von britischen Seitenpatrouillen 
heftig beschossen und zerstreut, wobei der Polizei- 
meister Mauderer schwer verwundet wurde. Der 
Oberleutnant Maier suchte sich nunmehr nach 
dem ersten Schützengraben durchzuschlagen. Da 
hörte er den Hauptmann d. R. Wuchert auf dem 
Wege laut sprechen. Er trat vor, wurde um- 
zingelt und gefangengenommen. Seine Befehle, 
nachzukommen, hatten den Rest der Abteilung 
Herbertshöhe nicht mehr erreicht. 
Die britische Spitze ging nun auf dem Wege 
von Kabakaul nach Bitapaka vor und erhielt 
vor dem ersten Schützengraben Feuer. In dem 
Schützengraben lag der Leutnant d. R. Kempf 
mit einigen Weißen und etwa 16 farbigen Sol- 
daten. Die kleine Abteilung unterhielt stunden- 
lang ein lebhaftes Feuer gegen den im Busch 
  
langsam vordringenden Feind. Kempf konnte sich, 
wie grundsätzlich angeordnet war, vor den über- 
legenen Kräften nicht zurückziehen, da er mittler- 
weile den Befehl erhalten hatte, den Graben unter 
allen Umständen zu halten, bis der Oberleutnant 
Maier seinen Flankenangriff ausgeführt habe. In- 
zwischen wurde der kurze Schützengraben von den 
starken britischen Kräften, welche sich von einem 
Halbblut auf Buschpfaden führen ließen, um- 
gangen und mit Maschinengewehren umstellt. Dann 
wurde vom Feinde die Parlamentärflagge gehißt. 
Der Leutnant d. R. Kempf und der Unteroffizier 
d. R. Ritter wurden in den feindlichen Stellungen 
herumgeführt und aufgefordert, binnen fünf Mi- 
nuten den Rest der Abteilung Bitapaka und 
die Funken = Telegraphenstation zu über- 
geben. Das tat Kempf gegen 2 Uhr nach- 
mittags. Er und Ritter begleiteten dann die bri- 
tischen Truppen unter der Parlamentärflagge zu dem 
zweiten Schützengraben. Dort versuchte, wie die 
britischen Offiziere erzählen, ein Weißer sich zur 
Wehr zu setzen, indem er die farbigen Polizei- 
soldaten im Busch zu sammeln suchte. Es ent- 
stand eine wilde Schießerei, bei der mehrere 
englische Soldaten getroffen wurden und auf 
unserer Seite der Unteroffizier d. R. Ritter mit 
mehreren farbigen Polizeisoldaten siel. Dann 
wurde der Rest der Weißen und Farbigen von 
den britischen Truppen entwaffnet und gefangen- 
genommen. Im Spätnachmittag erschien der 
Leutnant d. R. Kempf mit britischen Offizieren 
unter der Parlamentärflagge auf der Funken- 
Telegraphenstation in Bitapaka, wo die An- 
gestellten der Gesellschaft für drahtlose Telegraphie 
beim Essen saßen. Alle wurden festgenommen 
und die auf dem Tisch liegenden Detektoren be- 
schlagnahmt. 
Der Funken-Telegraphenstation Bitapaka waren 
von Toma aus seit dem frühen Morgen chiffrierte 
Telegramme für S. M. Schiffe telephonisch über- 
mittelt worden, welche den Gang der Ereignisse 
wiedergaben. Gegen 12 Uhr mittags ließ ich 
der Funken-Telegraphenstation telephonisch den 
Auftrag geben, das UÜberfallszeichen zu geben und 
dann nach Benehmen mit der fechtenden Truppe 
die Funkentürme niederlegen und die Apparate 
zu demontieren. Sobald das geschehen, sollten 
die Angestellten sich mit dem Empfangsapparat 
und den für die Reserve-Funkenstation noch not- 
wendigen Requisiten über Tobera nach Toma be- 
geben. Unter allen Umständen sollten möglichst 
zahlreiche Detektoren gebracht werden. Die 
Ordre ist noch schriftlich durch Boten wiederholt 
worden. Der Bote ist aber in die Hände des 
Feindes gefallen. Später am Nachmittag hat 
keine telephonische Verbindung mehr bestanden, 
da die Leitung unterbrochen worden war. Das
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.