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räumte. Die Deutschen in Ostafrika werden,
wenn ihnen später einmal dieser englische Gefechts-
bericht bekannt wird, wahrscheinlich höchst erstaunt
sein, zu vernehmen, daß es in jenem Teil der
(Massaisteppe einen „bedeutenden Platz“ Longido
gibt. Außer einigen alten verlassenen Massai-
kralen — und zeitweilig dem Zeltlager unserer
Truppe — dürfte der Platz kaum irgendeine
menschliche Behausung aufzuweisen haben. In
dieser Hinsicht erinnert die Darstellung der Eng-
länder lebhaft an die Beschießung und wider-
standlose Besetzung von Alt-Langenburg am Nord-
ende des Nijassa-Sces, die sie seinerzeit der Welt
als großen Erfolg verkündeten.
Einige Wochen später soll es —
teilung der „Times“ vom 27. November —
westlich von Nguruman, am Nordende des
großen Natronsees (Majad) einen kleinen Zu-
sammenstoß mit einer deutschen Patronille gegeben
haben, deren führender Offizier gefallen, während
auf englischer Seite ein Korporal verwundet
worden sei.
Nach Meldungen des englischen Pressebureaus
soll am 20. November eine starke deutsche
Abteilung westlich des Victoria-Sees in
Uganda eingefallen, aber unter Verlust von
60 Mann zurückgeschlagen worden sein, während
die Engländer ihre eigenen Verluste auf nur
6 Verwundete angeben. Gleichzeitig wird be-
richtet, daß auf dem Victoria-See ein eng-
lischer Dampfer durch die Deutschen zum
Sinken gebracht worden sei.
Nach französischen Quellen wurde ein Ein-
fallsversuch belgischer Truppen unter Oberst
Oeury von dem deutschen Grenzposten bei
Kissenji, nördlich des Kiwu-Seces, blutig
zurückgewiesen. Doch sei es den Belgiern
gelungen, auf Umwegen das deutsche Gebiet zu
orreichen. Am 29. Oktober sei eine starke bel-
gische Kolonne auf deutsche Streitkräfte gestoßen,
die sich aber vor der Ubermacht zurückgezogen
hätten.
Was sonst noch aus Ostafrika bekanntgeworden
ist, betrifft die bereits früher geschilderten Ereignisse,
ohne wesentlich Neues dazu zu bringen oder eine
Ergänzung unserer früheren Schilderung nötig zu
machen.
Ein eigenartiges Schicksal erreichte Ende Ok-
tober unseren kleinen Kreuzer „Königsberg“,
der den Engländern bis dahin an der Ostküste
Afrikas viel zu schaffen gemacht hatte, und dessen
etwaiges Erscheinen vor Mombassa daselbst längere
Zeit hindurch ein Gegenstand lebhafter Be-
unruhigung gewesen war. Um die „Königsberg“
unschädlich zu machen, ordnete die englische Admi-
ralität die Zusammenziehung von drei schnellen
Kreuzern in den ostafrikanischen Gewässern an.
nach Mit-
Dies waren die Schiffe „Goliath“" (13 160 t),
„Chatham“ (5330 t) und „Weymouth“
(5490 t). Nach dem Bericht der englischen
Admiralität entdeckte der Kreuzer „Chatham“ am
30. Oktober die „Königsberg" vor der Mündung
des Rufijiflusses gegenüber der Insel Mafia.
Daraufhin sei die „Königsberg" in den Rufiji
eingelaufen, und da „Chatham“ wegen ihres
größeren Tiefganges ihr dorthin nicht zu folgen
vermochte, sei englischerseits ein Kohlenschiff in
der Mündung des Flusses versenkt worden, um
der „Königsberg" wenigstens den Rückweg abzu-
schneiden. Hierauf habe mit der an Land gesetzten
Besatzung des deutschen Schiffes, die sich daselbst
verschanzt hatte, ein Gefecht stattgefunden, bei dem
die Engländer einige Verluste an Offizieren und
Mannschaften erlitten. Die Stellung der ge-
landeten Besatzung und der Kreuzer „Königs-
berg" selbst wurden von der „Chatham“ aus
beschossen, jedoch habe ein Erfolg infolge der
dichten Bewachsung des Geländes nicht festgestellt
werden können.
Der Vollständigkeit halber sei noch einer an-
geblichen Grenzverletzung und Ubergriffe deutscher
Organe in Portugiesisch-Njassaland kurz Er-
wähnung getan. Uber den fraglichen Zwischenfall
haben das in Lourenco Marquez erscheinende
„Journal de Commercio“ und nach dieser Quelle
Lissaboner Zeitungen zu Anfang November fol-
gendes angegeben:
Ein deutscher Arzt, Dr. Weck, der in Deutsch-
Ostafrika die Schlafkrankheit erforschte, habe die
Desertion eines Teilés seiner Mannschaft auf
portugiesische Anstiftung zurückgeführt und den
portugiesischen Grenzposten angegriffen. Hierbei
sei ein Sergeant umgekommen; der Tod von vier
eingeborenen Soldaten sei indessen vorläufig nicht
bestätigt. Das deutsche Gouvernement habe sosort
Aufklärung gegeben und sich entschuldigt. Dor
Vorfall werde indeß noch genau untersucht.
Die Richtigkeit dieser Meldung kann unter
den obwaltenden Verhältnissen unsererseits nicht
nachgeprüft werden. Eine amtliche Bestätigung
seitens der portugiesischen Regierung steht noch
aus. Da Gerüchte ähnlicher Art bereits vor
längerer Zeit durch die portugiesische Presse
gingen, ist anzunehmen, daß der Vorfall schon
weiter zurückdatiert, ja vielleicht schon in die Zeit
vor Beginn des Krieges fiel.
Betrachtet man die Nachrichten des Gou-
verneurs über die Kämpfe während der ersten
2½ Monate und die späteren Meldungen aus
London über die schwere englische Niederlage,
die wir vorläufig nach Tanga verlegt haben,
so kann man sich von der jetzigen Lage
auf dem ostafrikanischen Kriegsschauplatz bereits