Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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von den feindlichen Offizieren revidiert. Hierbei 
haben die französischen Senegalsoldaten 
sich unter den Augen ihrer Vorgesetzten 
zahlreiche Sachen der Gefangenen ange- 
eignet. Es blieb den Gefangenen in der Haupt- 
sache nur das übrig, was sie selbst oder einer 
ihrer schwarzen Diener tragen konnten. So kamen 
sie nach Lome, wo sie sofort am 30. August auf 
den englischen Frachtdampfer „Obuasi“ gebracht 
wurden. Hiervon blieben diejenigen Männer aus- 
genommen, die mit Genehmigung des englischen 
Oberkommandierenden unter Polizeiaufsicht zur 
Wahrung der Interessen ihrer Firmen zurück- 
bleiben durften. Diese schon früher mitgeteilte 
Vergünstigung wurde den Firmen nur in dem 
von England besetzten Teil Togos zuteil. 
Unter den Gefangenen befanden sich Herren, 
die schon länger als 20 Jahre in Togo tätig ge- 
wesen waren, ferner eine Anzahl Missionare der 
Bremer Mission und auch Arzte, die, trotzdem 
sie unter dem Schutz des Roten Kreuzes stehen, 
nicht freigelassen worden sind. Auch die Frauen, 
die nicht mit ins Innere gezogen, sondern in 
Lome zurückgeblieben waren, folgten in den nächsten 
Tagen ihren Männern auf den genannten 
Dampfer. 
Eine der betroffenen Damen schreibt darüber: 
„Nun lagen wir bis zum 18. September vor Lome 
auf der Reede. Eine entsetzliche Zeit, da die „Obuasi“ 
nur ein Frachtdampfer war, der etwa 40 Passugiere 
nehmen kann; etwa 280 Personen aber waren darauf 
untergebracht. Die Verpflegung war den Umständen 
entsprechend.“) Endlich am 18. September waren sich 
die Verbündeten einig geworden, wer uns als Ge- 
fangene bekommen sollte. Erst wollten uns die Eng- 
länder und haben auch davon gesprochen, uns nach 
England zu befördern. Daraus wurde aber nichts; 
denn am Tage vor der Abreise von Lome kamen fran- 
zösische Offiziere an Bord und kündigten uns an, daß 
wir nunmehr nach Französisch= Dahomen gebracht 
würden. Wir Frauen dürften unsere Männer be- 
gleiten, was unter diesen Umständen das beste war. 
Nach eintägiger Fahrt landeten wir in Cotonon, wo 
wir samt allem Gepäck ausgeladen wurden und — als 
erstes — wir Damen, 14 an der Zahl, von unseren 
Männern getrennt wurden. Wir wurden einstweilen 
in ein Hospital gebracht: die Männer hatten es nicht 
so gut. Zwei Tage darauf ging die Verfrachtung 
weiter. Alle Damen, vier Münner derselben (darunter 
auch mein Mann), die Staatsgefangenen und Kranken 
wurden nach der Hauptstadt Dahomenys, Porto 
Nuovo, gebracht mit einem kleinen Dampfboot auf 
der Lagune. Dies war eine sehr hübsche Fahrt durch 
ein sehr schönes und fruchtbares Land. Am 21. Sep- 
tember nachmittags kamen wir an und wurden auch 
gleich in unsere QLnuartiere gebracht. zehn Frauen 
kamen zusammen in ein Haus, drei Frauen (darunter 
Codellis“") mit Mann und Bedienung) in ein zweites 
*) Die Ubermittlung von Nahrungsmitteln an die 
Gefangenen durch in Lome zurückgebliebene Deutsche 
wurde von den Engländern verboten. 
*“) Gemeint ist der österreichische Staatsangehörige 
Baron Codelli, bis dahin Leiter der Funkenstation 
  
kleineres Haus und die übrigen kranken Herren zu- 
sammen in ein weiter entlegenes Lokal, endlich die 
beiden Staatsgefangenen Geh. Reg. Rat v. Doering 
und Reg. Rat Ir. Gruner, Assessor Schmidt sowie 
mein Mann und die beiden anderen Ehemänner zu- 
sammen in ein viertes HLaus, das am anderen Ende 
der Stadt leine Stunde weg von unserem Frauenhaus) 
lag. Erst durften wir nicht ausgehen: nach drei Tagen 
konnte ich aber meinen Mann besuchen und durfte 
sogar zu ihm ziehen, wie auch die anderen drei Frauen. 
Diese Erlaubnis kam daher, daß auch die übrigen 
Ehemänner vom Hinterland, wohin sie erst mit unseren 
anderen Gefangenen verbracht waren, zurückkommen 
durften, und wir waren, wenigstens die Ehepaare, alle 
beieinander und hatten doch, jedes für sich, ein Zimmer 
und ein Bett. Unsere Verpflegung wird vom hiesigen 
Hotel besorgt. Seit einer Woche etwa erfuhren wir, 
daß der größte Teil der Ehepaare nach dem Hinter- 
lande versetzt wurde, und zwar drei Paare nach Sav#é, 
vier Paare nach Tara noch nördlicher. Gottlob waren 
wir nicht uuter den Genannten. Je-tzt ist unsere Gesell- 
schaft klein zusammengeschmolzen. Wir wohnen jetzt 
nur noch in zwei Häusern. 
Seit ein paar Tagen wurde auch unsere Ver- 
pflegung reduziert auf höheren Befehl. Aber es geht 
uns beiden immer noch gut. Wir sind gesund und 
hoffen die geit der Gefangenschaft ohne Schaden zu 
überstehen. Wie es unseren vielen Landsleuten er- 
geht, die mit ins Hinterland gebracht worden sind, 
wissen wir nicht." 
Nach einer anderen Nachricht sollen 161 Togo- 
Deutsche, darunter 13 verheiratete Frauen, nach 
Kotonou verbracht worden sein. Diese haben 
die Franzosen in Kotonou gelassen, während die 
Männer zunächst per Bahn bis Savé und von da 
zu Fuß nach Gaya, einer Militärstation bei Say 
am Niger, etwa 500 km transportiert sein sollen. 
Zwei Herren, Reinhardt und Seeger, welche 
gleich nach Anfang des Krieges in dem unglück- 
lichen Gefecht bei Agbeluvhoe von den Engländern 
gefangengenommen waren, sollen sich in Kumassi 
(oder Accra) in Gefangenschaft befinden. 
liber die Behandlung der nach der Gold- 
küste gebrachten Gefangenen hat man keine Klagen 
gehört, ebenso wie es auch den in Freetown. 
(Sierra Leone) untergebrachten Deutschen, meist 
Leuten von Dampfern und aus Südamerika, 
welche während der Uberfahrt nach Deutschland 
im Atlantischen Ozean gefangengenommen worden 
sind, nicht schlecht gehen soll.“) Nach Freetown 
waren übrigens schon früher auch Regierungsrat 
Herrmans und Leutnant von Rentzel aus Lome 
gebracht worden. An der Goldküste, wahr- 
Kamina. Außer diesem und den drei später genannten 
Beamten befanden sich in Porto Nuovo noch der Land- 
wirtschaftliche Beirat des Gouvernements Saner- 
wein und der Leiter des wissenschaftlichen Labora- 
toriums in Lome I#r. Leuze sowie der Materialien- 
verwalter Dehn mit ihren Frauen. (R. K. N.) 
*) Andere Nachrichten geben wieder ein anderes 
Bild von der Lage in Frectown, besonders von der 
Verpflegung (R. K. A.).
	        
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