Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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scheinlich wenig Hilfe leisten und brauchen zunächst 
nicht beachtet zu werden: sie dürfen nicht wagen, uns 
tätigen Beistand zu leisten, falls sie nicht sicher sind, 
daß wir beabsichtigen, das Land zu behalten. 
Wasukuma: Sie unterwerfen sich nur ge- 
zwungenermaßen der deutschen Herrschaft: 
energische Aktionen von seiten der Regierung sind oft 
nötig. Dieser Stamm beherrscht die Lage im nord- 
westlichen Teil des Schutzgebiets im Falle eines Vor- 
geohens von Muansa gegen Tabora. 
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Eine erbentete gedruckte Karte „German CEast- 
Africa“, herausgegeben vom indischen Generalstab, ent- 
bält folgende beabsichtigte, nen zu erbauende Eisenbohn- 
linien: 
1. Moschi —Speke-Golf. 
2. Marukutu —--Abercorn — Malapufi — Rungwa — 
Tabora- Mininga — Ngambe -Kitanguke —Ru- 
baga — Entebbe (Aäup—Rairo-Bahn über Ta- 
bora unter Benutzung der Kagera-Bahn). 
3. Tabora—Nindo —Muansa. 
Wenn der Bericht auch vieles unrichtige ent- 
hält, namentlich, was die voraussichtliche Haltung 
der Eingeborenen und ihr Verhältnis zur deutschen 
Verwaltung anbelangt, so geht aus ihm doch her- 
vor, daß der Verfasser bemüht gewesen ist, während 
seines langen Aufenthaltes in Daressalam wichtiges 
Material zu sammeln. 
Ganz besonders interessant aber ist die Stelle, 
an der er von der Ausgabe, die unsere Schutz- 
truppe zu erfüllen hat, spricht. 
Mit diesem Zugeständnis sind alle jene heuch- 
lerischen und erlogenen Bemerkungen, die der 
englische Kolonialminister vor einiger Zeit zur 
Bemäntelung der in Ostafrika erlittenen Nieder- 
lagen im englischen Parlament über unsere an- 
geblich längst vor Kriegsbeginn getroffenen Vor- 
bereitungen getan hat, vor aller Welt bloßgestellt. 
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II. Kamerun. 
Der Norden und Nordwesten. 
Die von dem Hauptmann v. Raben goführte 
3Kompagnie hält sich noch in der befestigten Stellung 
bei Mora. Hauptmann Weyse, dem es Ende März 
gelungen war, mit neun farbigen Soldaten die 
foindliche Linie zu durchschleichen und nach un- 
bemerkter Durchquerung des Mandara-Gebirges 
Garua zu erreichen, berichtete von dem guten 
Mute und der Zuversichtlichkeit, die die tapfere 
Schar noch beseelte. Hitze und Wassermangel 
der heißen Zeit waren bislang gut überstanden; 
der Gesundheitszustand von Europäern und Farbigen 
befriedigte. Die Belagerer, deren Stärke Haupt- 
mann Woyse auf etwa zwei Kompagnien schätzte, 
hatten bei früheren Versuchen, stürmend die 
Stellung zu erobern, so blutige Verluste erlitten, 
  
daß sie fortan von weiteren Sturmversuchen ab- 
sahen und sich auf die Einschließung beschränkten. 
Vor Garua hatten sich am 14. Januar d. Js. 
englische und französische Truppen vereinigt und 
bei Bogele und Tongo feste Lager bezogen. Ihre 
Versuche, sich näher an die Station heranzuschieben, 
scheiterten. Nach diesen Mißerfolgen beschränkte 
sich der Gegner auf lockere Einschließung der 
Garua-Besatzung. Seine Wachsamkeit scheint nicht 
allzu rege gewesen zu sein. Jedenfalls gelang 
es Hauptmann Frhr. v. Crailsheim, dem Führer 
der eingeschlossenen Truppen, unbemerkt Garua 
zu verlassen und gegen den englischen Etappen- 
ort Gurin, der etwa 40 km östlich Yola an einem 
Arm des Faro gelegen ist, vorzustoßen. Nach 
Zurücklassung einer zur Sicherung von Garua 
genügend starken Besatzung marschierte er nach 
Tschamba und vereinigte sich hier mit dem von 
Banjo herbeigeeilten Hauptmann a. D., Bezirks- 
Amtmann Schipper. Am 29. April erfolgte der 
Angriff auf Gurin. Der „Platz, der schon durch 
seine Lage an einem tiefen Flußlauf hervor- 
ragend geschützt ist, war von den Engländern zu 
einem festen Bollwerk ausgebaut, das den (not- 
gedrungen) ohne hinreichende Artillerievorbereitung 
unternommenen Sturmversuchen trotzte. Haupt- 
mann v. Crailsheim kehrte unbelästigt vom Feinde 
nach Garuga zurück. Ein gegen seine Flanke ver- 
suchter Vorstoß der Engländer von Bogele aus 
wurde vom Hauptmann d. R. Dr. Fuchs, der sich bei 
Ausbruch des Krieges auf einer geologischen 
Forschungsreise im Schutzgebiet befand, bei Kone 
zurückgewiesen. 
Ausländische Zeitungen haben diese kühne 
Unternehmung deutscher Truppen, die seit Monaten 
eingeschlossen, den Ring der Belagerer zu durch- 
brechen und einen, wenn auch erfolglosen Angriff 
auf einen befestigten englischen Platz auszuführen 
vermochten, als bedeutenden Sieg englischer 
Waffen verzeichnet. Die deutschen Truppen sollen 
drei Europäer durch Tod, vier durch Verwundung 
verloren haben. Die amtlichen deutschen Verlust- 
listen wissen von solchen Verlusten nichts zu melden. 
Am 31. Mai begann die Beschießung von 
Garna durch schwere englische Artillerie, die auf 
dem Benue heraufgeschafft war. Die wenigen in 
Garua befindlichen 6-cm-Gebirgsgeschütze ver- 
mochten das schwere feindliche Artilleriefeuer nicht 
wirksam zu erwidern. Nach mehrtägiger Be- 
schießung waren daher die Befestigungen zerstört, 
die nur schwach eingedeckten Unterstände zer- 
trümmert. Die Widerstandskraft der nunmehr 
schutzlos dem schweren Feuer ausgesetzten farbigen 
Besatzung begann zu erlahmen. Ein am 9. Juni 
noch unternommener Durchbruchsversuch mißlang. 
Nur einem Teil der farbigen Soldaten gelang der 
Übergang über den Hochwasser führenden Benue
	        
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