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Rogalski, mußte sich am nächsten Tage ergeben.
Leutnant d. Res. Tiede wurde beim Durchbruch
schwer verwundet; 30 farbige Soldaten sind ge-
sallen. 2 Maschinengewehre wurden vom Feinde
erbeutet. Auch die Verluste des Feindes waren
schwer; er verlor 5 Europäer und etwa 75 Farbige.
Ein Teil der farbigen Soldaten, denen der Durch-
bruch gelungen war, meuterte in Lomie, an-
scheinend von drei bei ihnen befindlichen farbigen
Gouvernements-Kanzlisten aufgehetzt. Sie wandten
sich über den Dschah-Posten nach Akono-Linga
und Sangmelima und wurden schließlich durch
gegen sie entsandte Truppen zersprengt. Ein
Teil von ihnen stellte sich freiwillig, eine Anzahl
wurde gefangen und erschossen oder fiel in den
Gefechten, der Rest trat in Alade-Makei oder
Bitam zu den Franzosen üÜber.
In einer Stellung am Moanjo-Bach, etwa
25 km südöstlich Besam, wurde noch einmal ver-
sucht, den feindlichen Vormarsch auf Lomie auf-
zuhalten. Nachdem auch diese Stellung geräumt
werden mußte, wurden wenige Tage darauf auch
Besam und Assobam und am 25. Juni schließlich
Lomie nach völliger Zerstörung dem Feinde über-
lassen. Während dieser mit einem Teil seiner
Truppen sich gegen die von Akoafim über Alade-
Makei vorgestoßene Abteilung Liebe wandte, folgte
er mit seinen Hauptkräften den von Lomie auf den
Dschah-Posten sich zurückziehenden deutschen
Truppen. Nach heftigen Kämpfen ist am 10. Juli
dieser Posten vom Feinde besetzt worden. Auch
am Nordufer des Dschah bei Ebal vermochten
sich unsere Truppen nicht mehr zu halten.
Der Osten.
In den ersten Monaten dieses Jahres war
es der Ostabteilung unter Hauptmann Eymael
gelungen, den bereits bis Bertua vorgedrungenen
Gegner trotz seiner erheblichen Übermacht über
den Kadei zurückzuwerfen. Nach Süden verlief
die von den Franzosen gehaltene Linie über
Molambi am Dume—Ngangela auf Jukaduma.
Ein durch eine deutsche Abteilung unternommener,
weit nach Norden ausholender Vorstoß von
Dendeng über Bagari auf Gasa zur Störung
der feindlichen rückwärtigen Verbindungen führte
zu keinem unmittelbaren Erfolg, wenn auch die
moralische Wirkung dieser kühn angelegten und
ausgeführten Unternehmung nicht zu verkennen
war. Im April mit stärkeren Kräften unter-
nommene feindliche Angriffe auf unsere Stellungen
bei Gadji, Beri, Kilussu, Bimbo und im Mensime-
Gebiet wurden zurückgewiesen.
Nach Eintreffen von Verstärkungen über-
schritten im Juni die Franzosen den Kadei,
nahmen am 23. Juni Gadsi und drängten
schließlich die deutschen Truppen in die allgemeine
Linie Tschetschari (ö. Bertua) — Nijassi— Bokiesse
(etwa 15 km 5. Ngangela) zurück. Die östlich
dieser Linie gelegenen Ortschaften Beri und
Ngilabe blieben zunächst von unseren Truppen
noch besetzt. Anfang Juli fanden Geplänkel am
Dume zwischen Ndungo und Njassi statt; ein
Vorstoß auf der Straße Beri Bertua wurde
zurückgewiesen.
Bei Gadji wurde der Feind geworfen. Am
20. Juli wurde Tschetschari vom Feinde besetzt;
doch kostete ihm der Erfolg 2 Europäer,
35 farbige Soldaten, während unsere Verluste
nur aus einem schwerverwundeten Enropäer,
vier schwer= und fünf leichtverwundeten farbigen
Soldaten bestanden. Am 20. und 21. Juli fanden
erbitterte Kämpfe um die Stellung am Nfsingi-
Fluß 5. Bertua statt. Hauptmann v. Briesen fand
in ihnen den Heldentov. Unseren nach Räumung
der Nsingi-Stellung auf Bertug zurückgehenden
Truppen folgten unmittelbar starke feindliche
Kräfte, denen am 22. abends der Ort überlassen
werden mußte. Nach vergeblichen Versuchen, bei
Sikul, etwa 7km 5. Dume an der Straßenach Bertua,
den nachdrängenden Gegner aufzuhalten, wurde
die Dume-Station von den deutschen Truppen
zerstört und geräumt. Eine Aufnahmestellung
bei Sibita auf dem rechten Dume-Ufer sicherte
den Abmarsch auf der Straße nach Abong-Mbang.
Leutnant der Reserve, Assessor Hegemann fiel hier
in französische Gefangenschaft. Der Rückzug er-
folgte unter fortgesetzten Kämpfen mit dem hart
nachdrängenden Gegner, weshalb auch Abong-
Mbang von unseren Truppen nicht gehalten
werden konnte, vielmehr in der Nacht vom
28./29. Juli zerstört und geräumt werden mußte.
Ein am Nachmittage des 29. Juli unternommener
Gegenangriff brachte den Ort nur für einige
Stunden wieder in deutschen Besitz. Der weitere
Rückzug der deutschen Truppen scheint auf
Akono — Linga erfolgt zu sein. Auf diesem Wege
folgten feindliche Streitkräfte bis zum Ndunge-
Sumpf, auf der südlich des Njong nach Westen
führenden Straße erreichten sie Mbidolong.
Auf der Straße Dume St.— Gele Menduka
endlich sind französische Truppen bis Fos halb-
wegs Gele Menduka vorgedrungen.
All diese hartnäckigen Kämpfe sind ein Beweis
für den unbeugsamen Willen der Verteidiger
Kamernns, durchzuhalten bis zum äußersten.
(Abgeschlossen 20. November 1915.)
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