Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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Vermischtes. 
Deutsche Kommission für Kriegshonterbande. 
Die dem Kolonial-Wirtschaftlichen Komitee, 
wirtschaftlichen Ausschuß der Deutschen Kolonial= 
gesellschaft, angegliederte „Deutsche Kommission 
für Kriegskonterbande“ ist am 20. November 
1914 zu ihrer ersten Sitzung zusammengetreten 
und hat den folgenden Leitsatz für ihre Tätigkeit 
angenommen: 
„Das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee hält es 
im Interesse aller Kulturnationen für unumgäng- 
lich notwendig, gegen die eigenmächtige und ver- 
tragsbrüchige Erweiterung der als Kriegskonter- 
bande anzusehenden Gegenstände und Stoffe seitens 
Englands und Frankreichs mit aller Energie vor- 
zugehen und in dieser Beziehung ein gemeinsames 
Vorgehen der betroffenen Staaten so schleunig 
als möglich in die Wege zu leiten. 
Da indes die Führung in dieser Angelegen- 
heit zunächst den neutralen Staaten zufällt, so 
beschränkt sich das Kolonial-Wirtschaftliche Komitee 
darauf, diese Anregung bei den Vertretern der 
neutralen Mächte, zunächst denen der nordischen 
Reiche und Hollands, energisch durchzuführen, 
eine Einigung derselben auf diesem Gebiete mit 
allen Mitteln zu fördern und den neutralen 
— 
  
Staaten bzw. einer unter ihnen eventuell ent- 
stehenden Zentralstelle geeignetes Material zu- 
zuführen.“ 
Inzwischen hat das Kolonial-Wirtschaftliche 
Komitee mit dem Auswärtigen Amt Fühlung 
genommen und feststellen können, daß dort irgend- 
welche Bedenken gegen den von der Kommission 
beschlossenen Leitsatz für die Tätigkeit der Kom- 
mission nicht bestehen. 
Roloniale Dreisaufgabe. 
Im Einvernehmen mit Herrn Eduard Woermann 
in Hamburg hat der Professorenrat des Kolonial= 
instituts in Hamburg beschlossen, die Frist zur Ein- 
reichung der Bewerbungsschriften und den Termin für 
die Entscheidung über die Preisfrage: 
„Durch welche praktischen Maßnahmen 
ist in unseren Kolonien eine Steigerung der 
Geburtenhäufigkeit und Herabsetzung der 
Kindersterblichkeit bei der eingeborenen 
farbigen Bevölkerung — des wirtschaftlich 
wertvollsten Aktivums unserer Kolonien — 
zu erreichen?“ 
mit Rücksicht auf die durch den Krieg geänderten Ver- 
hältnisse angemessen zu verlängern. 
Näheres wird nach dem Krieg bekannt gemacht 
werden. 
  
  
Literatur-Bericht. 
Die Russenmischehen in den deutschen Kolonien. 
Von Dr. Theod. Grentrup, Mitglied der Missions-- 
gesellschaft des göttlichen Wortes. 25. Heft der 
Veröffentlichungen der Görres-Ciesellschaft zur Pflege 
der Wissenschaft im katholischen Deutschland 
(Scktion für Rechts- und Stantswissenschaft). Verlag 
von Ferdinand Schöningh. T’aderborn 1914. 4.K. 
Der Verfasser behandelt vom katholischen Stand- 
punkt aus dus vieclumstrittene l’roblem der Russen- 
mischchen in den deutschen Kolonien auf breitester 
Grundlage. LDer erste Abschnitt ist den Erfahrungen 
gewidmet, die die fremden Kolonialmächte auf dem 
betreffenden (iebict gemacht haben. Dann wird die 
geschichtlihe Entwicklung der Alischechenfrage in den 
dleutschen Kolonien (argestellt. Es folgt eine kritische 
Beurtcilung, in der die Gründe für und wider ein 
stantliches Mischehenverbot eingehend geprüft werden. 
Z#um Schlußz wird untesucht, wie sich das gellende 
Recht zu den Mischehen stellt, welche Stellung das 
deutsche und welche Stellung das kanohmische Recht 
zu ihnen heut einnimmt. Leer Aufsatz endet mit dem 
Kompromißrorschlage, die kirchliche Trauung der 
gemischten Ehepaarc keiner Behinderung auszusetzen. 
den Kindern die Rechtstellung ehelicher Abkömmlinge 
cinzurünmen, die stnatsbürgerlichen Rechte der Alisch- 
Inge uber besonders zu regeln. Die mit regem In- 
teressc und groher Sachkunde geschrichene Arbeit 
  
bictet ein anschauliches Bild von dem gegenwärtigen 
Stande der Streitfrage und hebt die in Betracht 
kommenden Streitpunkte klar und deutlich heraus. 
Das Material ist reichhaltig zusammengetragen. Wer 
sich mit dem Problem der Mischchen befaßt, wird an 
der Abhandlung nicht vorübergehen dürfen. lch sche 
es als einen Vorzug an, (latz der Verfasser nicht. zu 
überreden versucht, sondern scine von den Gegnern 
abweichende Ansicht scharf als solche bezcichnet und 
lumit den Leser sofort zur eigenen Stellungnuhme 
anregt. Gleich die vorangestellte Begrenzung der Aul- 
gabe wird zum Widempruch herausfordern. Der Ver- 
fusser will sich nur mit der Frage der Mischchen, 
nicht aber mit dem Problem der Alischlings- 
bevölkerung befassen. Denn, so meint er, hach 
den geschichtlichen Erfahrungen seien die Mischchen 
für die Schaffung einer hbreiteren Masse von Misch- 
lingen, die der Kolonialpolitik neue Aufgaben stelle, 
irrelerant (s. auch S. 85 ff.). Hierum dreht sich aber 
gerade der Hauptstreit. Wärc die Behauptung, die der 
Verfasser aufstellt, richtig. so fielc der wesentlichste 
Crund. der gegen die AMlischechen ins Feld geführt 
wird, sort. Die Richtigkeit steht jedoch nicht fest:; 
Sie wirdl insbesondere nicht durch statistische Berech- 
nungen oller durch Wuhrnehmungen erwiesen, die 
man in anderen Kolonien gemacht zu haben glaubt. 
Ienn bei der grolten Verschicedenheit, die die kolo-
	        
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