Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVI. Jahrgang, 1915. (26)

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fallen, sondern als Gefangener nach Ahmednagar 
(Indien) gebracht worden. Ebenso besteht Privatnach- 
richten zufolge die Möglichkeit, daß dic in der ersten 
Verlustliste als „gefallen“ gemeldeten Rechtsanwalt 
Dr. Micknat, Pflanzungsassistenten Max Thomsen 
und Johannes Bramkamp nicht gefallen, sondern 
ebenfalls als Gefangene nach Ahmednagar gebracht 
worden sind. 
  
  
  
  
  
  
  
Michtamtlicher Teil I 
  
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KamerunermtssionareinenglischerKriegsgefangenichaft. 
Nachstehende Berichte von Angehörigen 
der Baptistenmission in Kamerun sind uns 
als Material, betreffend das dortige Vorgehen 
der Engländer, mit der Bitte um Veröffent- 
lichung zugegangen. Schriftleitung. 
In den von Engländern und Franzosen be- 
setzten Küstengebieten Kameruns ist durch die 
kriegerischen Ereignisse die deutsche Missionsarbeit 
aufs schwerste geschädigt worden. Die Boten der 
Katholischen Mission sind ebenso wie die Missionars- 
familien der Basler und Baptisten-Mission rück- 
sichtslos in Gefangenschaft geführt und ihre 
Stationen zum Teil übel zugerichtet worden. 
Von der Baptisten-Mission (Sitz Neu-Ruppin), 
die in Kamerun am 1. Januar 1914 auf sechs 
Haupt= und 49 Nebenstationen 17 Missionare, 
darunter 16 verheiratete, sowie sechs Missions- 
schwestern unterhielt und 3124 Christen sowie 
3623 Schüler gesammelt hatte, liegen Berichte 
vor, die aufs neue bestätigen, mit welch un- 
erhörter Rückfichtslosigkeit die Engländer nicht 
nur alles, was deutsch ist, zu zerstören suchen, 
sondern auch das Ansehen der weißen Rasse durch 
die Afrikaner mit Füßen treten lassen. 
1. Die Übergabe Dualas an die Engländer 
und Franzosen. 
Als wir Anfang August im fernen Kamerun 
die Kunde von den ersten Kriegserklärungen er- 
hielten, da ahnten wir nicht, was dies für uns 
noch bedeuten würde. „Grund zur Beunruhigung 
für die Kolonie liegt nicht vor“, war der inhalt- 
liche Bescheid der Antwort auf eine Anfrage be- 
treffs der Verhältnisse in der Heimat. Da kam 
gleich darauf die Kriegserklärung Englands 
an Deutschlan d. Sofort erkannte man 
deren Folgen für unser schutzloses Schutzgebiet. 
Allerlei erforderliche Maßnahmen für die kommende 
Zeit wurden getrofsen. Dabei hörten wir von 
dem Einfall der Engländer in Togo und der 
Besitzergreifung dieser Kolonie. Bald hörten wir, 
daß feindliche Kriegsschiffe auf dem Wege nach 
Kamerun seien. 
  
Anfang September ließ sich das erste in 
der Mündung des Kamerunflusses sehen, es war 
das kleine englische Kanonenboot „Dwarf“. Etwa 
am 10. September machte es einen Versuch, 
Duala zu beschießen, wobei es aber in den Bereich 
unserer, leider zu wenigen und für die Folgezeit 
auch unzureichenden Geschütze kam, aber „Dwarf“ 
erhielt zwei Treffer und zog sich schnell wieder 
zurück, ohne uns Schaden zugefügt zu haben. 
In den folgenden Tagen war der Feind mit der 
Beseitigung einer durch drei versenkte Schiffe ge- 
bildeten Sperre sowie mit der Auffindung eines 
Fahrweges für größere Schiffe beschäftigt. Von 
der Veranda unseres Missionshauses konnten wir 
die Bewegungen des Feindes gut beobachten. 
Etwa am 24. September erschien ein größeres 
Kriegsschiff mit drei Schloten im Kamerunbecken. 
Es war der Kreuzer „Challenger“, der am Frei- 
tag, 25. September, Duala zu beschießen begann. 
Unheimlich heulten die Granaten durch die Luft, 
verschiedene an unserer Missionsstation vorüber. 
Furcht und Bangen erfüllte die Eingeborenen. 
In großen Scharen verließen sie, ihre wenigen 
Habseligkeiten mit sich nehmend, ihre Wohnstätten, 
um weiter von der Küste entfernt Schutz zu suchen. 
Viele kamen auch täglich zu uns auf die Station, 
wo sie sich, wie sie sagten, sicherer fühlten und 
ruhig sein könnten. Bonanjo, der der Beschießung 
am meisten ausgesetzte Stadtteil, war auf An- 
ordnung der Regierung geräumt worden. In 
Bonebela war für Unterkommen gesorgt. 
Der nur kurzen Beschießung am Freitag folgte 
am Sonnabend Morgen eine weitere, aber ohne 
viel Schaden anzurichten. Ein von der Wasser- 
seite erwarteter feindlicher Angriff erfolgte nicht. 
Am Abend gingen unsere Schwestern auch nach 
Bonebela in Massenquartiere. 
Sonntag, den 27. September, kurz vor 
6 Uhr ertönte erneut Kanonendonner. Dichter 
Nebel ließ nichts vom Feinde erkennen. Der 
kurzen Kanonade folgte eine unheimliche Stille, 
ein Gefühl beklemmender Ungewißheit. Bald nach 
7 Uhr kamen die Schwestern aus ihren Nacht- 
quartieren zurück, ohne viel geruht zu haben; 
unbequeme Lager und quälende Moskitos hatten
	        
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