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Mission 450 Haupt. Ackerbau betreiben die
Peres de Scheut im Gegensatz zu den „Weißen
Vätern von Baudouinville“, wie bereits erwähnt,
nicht. Bemerkenswert ist der Versuch der
amerikanischen Mission in Luebo, die Baumwoll-
kultur einzuführen. Sie hat sich einen Missionar
aus den amerikanischen Südstaaten mit spezieller
Erfahrung im Baumwollbau kommen lassen.
Dieser hat auch amerikanische Saat mitgebracht.
Die Regierung hat das erforderliche Land für
diese Versuche (200 ha) zur Verfügung gestellt,
und der Missionar hat mit dem Anbau be-
gonnen.
An europäischen privaten Pflanzungsunter-
nehmungen gibt es im Bezirk nur die Pflanzungen
der „Sociéte des Produits Végétaux du Haut-
Kkasai“ in Bena Makima und Galikoko am
Zusammenfluß von Kasai und Luluag und drei
Stunden östlich davon. In Bena Makima be-
sitzt die Gesellschaft 100 ha, von denen 25 mit
Hevea bepflanzt sind, in Galikoko 5000 ha, von
denen 260 ha mit Hevea bepflanzt sind. Die
altesten Bäume in Bena Makima sind vier, in
Galikoko zehn Jahre alt. In Bena Makima
arbeiten 90, in Galikoko 140 Arbeiter. Diese
erhalten monatlich 5 Fr. Lohn, 1 Fr. Wohnungs-
geld und wöchentlich 1 Fr. Ration. Die Ration
wird in Salz oder Waren gegeben, so daß sie
der Gesellschaft auf nicht mehr als 0,50 Fr. pro
Woche und Kopf zu stehen kommt. Den ein-
zelnen Arbeiter berechnet sich die Gesellschaft mit
0,33 Fr. pro Tag, selbst für Kongoverhälmisse
noch sehr wenig. Trotzdem erscheint es zweifel-
haft, ob die Gesellschaft mit den asiatischen
Pflanzungen wird konkurrieren können. Einmal
soll die gesamte Anlage nach sachverständigem
Gutachten jegliche gediegenen Vorstudien ver-
missen lassen — es heißt, die Niederschlagsmenge
in Galikoko mit etwa 1800 mm sei für Hevea
viel zu gering und der Boden auch nicht frucht-
bar genug —, andererseits werden die höheren
Löhne von Lever Brothers, der Eisenbahn und
der „Forminière“ wohl auch bald erhöhend auf
die Löhne der Gesellschaft wirken. Bezieht sie
doch auch ihre Arbeiter aus den Stämmen der
Baluba, Lulua und Batetele aus der Gegend
von Luebo und Luluaburg und südlich davon.
Aus der Umgegend der Pflanzungen selbst haben
sich bisher kaum Arbeiter — es sind Bakuba
und Bashilele — gemeldet. Die Leitung der
Pflanzung ist seit kurzem mit der Leitung der
Pflanzung der Société de Lubefu verschmolzen.
Man geht wohl nicht fehl in der Annahme, daß
hierin das Bestreben der Gesellschaften, im Hin-
blick auf die Kautschukkrise die allgemeinen Un-
kosten zu vermindern, zum Ausdruck kommt.
Der Ackerbau der Eingeborenen besteht fast
durchweg nur in dem primitiven Hackbau mit
der kurzstieligen Hacke. Nur in der Nähe der
Stationen sind ausnahmsweise langstielige, augen-
scheinlich von der Verwaltung gelieferte Hacken
beobachtet worden. Das Eisen für die Hacken
gewinnen die Eingeborenen teils selbst, teils
kaufen sie es von den europäischen Kaufleuten.
Die Hauptkulturen der Eingeborenen sind der
Anbau von Maniok — man sieht in einzelnen
Gegenden kilometerweise Felder —, Mais (nament-
lich im Osten), Hirse, Bohnen, Bataten, Erd-
nüsse, Tabak und stellenweise auch von Reis.
Die seiner Zeit mit Wissmann aus Angola ge-
kommenen Bimbadi, ferner die Batshokwe und
die Kanioke, in einzelnen Fällen auch die Lulua
und Baluba bauen etwas Baumwolle für den
eigenen Bedarf.
Großvieh gibt es in kleineren Herden bei
den Eingeborenen der Umgegend von Luluaburg.
Es sind dies meist Tiere, die die Regierung ver-
dienten Eingeborenen gegeben hat. Größere
Herden gibt es in Dibaia und Tshitadi. Wesent-
lich größere Bedeutung hat die Kleinviehzucht
der Eingeborenen, die mit Ausnahme der Gegend
zwischen Luebo und Kasai überall im Bezirk ver-
breitet ist, in den dichtbevölkerten Gegenden von
Luluaburg und Tshitadi in recht großen Be-
ständen. Das gleiche gilt für die Haltung von
Federvieh, den türkischen Enten, dem Haushuhn
und den Tauben.
Die Sammeltätigkeit der Eingeborenen be-
schränkt sich zur Zeit nur auf die Kautschuk-
gewinnung. Kopal kommt vor, wird aber bisher
nicht ausgeführt, ebensowenig das im Süden
vorkommende Bienenwachs. Der im Bezirk ge-
wonnene Kautschuk ist der teils durch Zapfen,
überwiegend aber durch Schlagen gewonnene
Lianenkautschuk. Die den Zapfkautschuk liefernden
Lianen sind wesentlich seltener, im Osten des
Bezirks gibt es sie überhaupt nicht. Die Kautschuk-
bestände im Zentrum und im Süden des Be-
zirkes sind schon nahezu erschöpft. Die dort in
den Dörfern gesehenen Lianenstücke übertrafen
selten Daumenstärke, im Osten des Bezirkes
konnte man noch häufiger Lianenstücke von Arm-
stärke sehen. Die Gewinnung des geschlagenen
Kautschuks ist ganz abgesehen von dem oft
mehrere Tage erfordernden Anmarsch und dem
ebensolange dauernden Aufsuchen der schon
seltenen Lianen äußerst umständlich und zeit-
raubend. Nachdem der Mann die Lianen im
Walde gesucht, in etwa ½ m lange Stücke
geschnitten und nach Hause gebracht hat, klopfen
hier er selbst oder seine Frau und Kinder die
Rinde mit einem Stück Holz auf einem Stein
ab. Die Rinde wird in einem Holztrog ge-