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marschierte auf Mkalama und gelangte, den
Nyarassasee nördlich umgehend, in das Gebiet
westlich des Meruberges, von wo sie sich wieder
nach Süden wandte. Die zu ihrer Verfolgung
ausgebotenen kongo-belgischen Abteilungen scheinen
sie nicht erreicht zu haben. Nachdem sie dann
in den von ihr durchzogenen Gebieten einen nach
englischer Meldung angeblich erfolglosen, vermut-
lich aber erfolgreichen Kleinkrieg geführt hatte,
erlag sie schließlich doch der von allen Seiten
gegen sie angesetzten feindlichen Ubermacht und
höchstwahrscheinlich auch infolge Mangels an Mu-
nition. Ein Teil in Stärke von angeblich fünf-
zehn Europäern, 160 oder 180 Askari und dazu-
gehörigen Trägern ergab sich im September dieses
Jahres am Westabhang der Nguruberge etwa
120 km südöstlich Kondoa-Irangi, während
eine andere kleine Abteilung von angeblich drei
Europäern und 53 Askari nördlich des Nyarassa-
sees das gleiche Schicksal ereilte. So endete
dieser kühn und aussichtsvoll unternommene Zug
leider mit einem Mißerfolge, der wohl hauptsäch-
lich auf das den Führer betroffene Mißgeschick
zurückzuführen ist.
Der Vorstoß deutscher Abteilungen nach Süden
über den Rowuma führte durch portugiesisches
Gebiet bis an die Grenze von Britisch-Nyassaland.
Der fluchtartige Rückzug der Portugiesen nach
ihrer Niederlage nördlich des Rownma in der
Gegend von Newala begünstigte diesen Vorstoß,
der allem Anschein nach zur Beitreibung von
Lebensmitteln unternommen wurde, außer-
ordentlich. Er hatte außerdem zur Folge,
daß die Eingeborenen in der Kolonie Mozam-
bique die Gelegenheit zu einem Aufstand er-
griffen, der auch trotz englischer Hilfe bis vor
kurzem nicht unterdrückt werden konnte. Zu
größeren Zusammenstößen zwischen den deutschen
und den gegen sie aufgebotenen englischen oder
portugiesischen Abteilungen ist es scheinbar nicht
gekommen; nach Erfüllung ihres Auftrags zogen
sich erstere Anfang August d. Is. wieder auf
deutsches Gebiet zurück, wohin ihnen englische
Abteilungen allmählich bis Tundurn folgten.
Den bedeutendsten Erfolg zeitigte der Vorstoß
gegen die Küste. Dort hatten die Engländer
bekanntlich im September v. Is. mit Unterstützung
eines Aufgebots von siebzehn Schiffen, unter
denen sich ein Linienschiff von 13500 t und
mehrere Kreuzer befanden, die Küste zwischen den
Mündungen des Rufiji und Rowuma in ihre
Gewalt gebracht. Der deutsche Vorstoß, der etwa
im März erfolgt sein muß, warf sie aus dem
ganzen Gebiet zwischen Kilwa und der Rowuma-
mündung wieder hinaus. Unmittelbare Nach-
richten über diese Ereignisse liegen uns aus be-
greiflichen Gründen nicht vor, jedoch sollen, wie
verlautet, die Verluste, welche die englischen
Truppen dabei an Menschen und Material er-
litten, außerordentlich groß gewesen sein.
Ihre Niederlage bekannt gu geben, haben
sich die Engländer natürlich gehütet. Erst nach
der im Juni d. Is. erfolgten Wiederaufnahme
ihrer Angriffsbewegungen gaben sie indirekt den vor-
hergegangenen Verlust zu, als sie am 20. Juni d. Js.
die mit Unterstützung ihrer Kriegsschiffe wieder
erfolgte Landung an der Mündung des Lukuledi,
die Besetzung von Lindi und das Zurückdrängen
deutscher Abteilungen, „die seit einiger Zeit
den Ort besetzt hatten“, verkünden konnten.
Die Wiederbesetzung von Mikindani und der
Rowumamündung konnten sie sogar erst etwa
Ende September d. Is. melden.
Ob auch Kilwa von der deutschen Schut-
truppe wieder genommen worden war, ist aus
den englischen Berichten nicht ersichtlich; jeden-
falls standen aber deutsche Kräfte noch Ende
Inni d. Is. dicht südwestlich dieses Ortes an der
Kilwabucht.
Mit dem Ende der Regenzeit, etwa Mitte Mai,
begann dann die neue Offensive der Engländer.
und ihrer Verbündeten; bedentende Verstärkungen
waren dazu herangezogen worden. Abgesehen
von nenaufgestellten farbigen Truppenteilen, waren
aus Südafrika zwei frisch aufgefüllte Infanterie-
Regimenter, außer den Ergänzungen für die
Spezialwaffen, sowie vermutlich auch weitere
indische Verbände nach Ostafrika entsandt worden.
Da diese an und für sich den noch im Felde
stehenden deutschen Truppen an Zahl schon weit
überlegenen Streitkräfte noch nicht zu genügen
schienen, wurden die zum Schutze Taboras zurück-
geholten Kongobelgier ebenfalls herangezogen-
Selbst die im eigenen Lande durch Aufftände