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ein großer Teil der Besatzung des im Juli v. I
im Rufijifluß untergegangenen Kreuzers „Königs-
berg“ befunden haben soll, leistete dem nach-
rückenden Gegner bei Malangali, etwa halb-
wegs zwischen Neu-Langenburg und Iringa noch-
mals hartnäckigen Widerstand, mußte aber vor der
feindlichen Ubermacht auch diese Stellung auf-
geben und weiter auf Iringa zurückweichen,
welchen Platz sie schließlich auch noch dem Gegner
am 4. September überlassen mußte. Anzunehmen
ist, daß diese deutsche Abteilung den Anschluß an
die westlich des Kilombero — Rufiji stehenden
deutschen Hauptkräfte erreicht hat.
Im Laufe der nächsten Zeit scheint dann den
von Iringa wahrscheinlich weiter nach Nordosten
vorrückenden feindlichen Truppen die Herstellung
der Verbindung mit den bis nördlich des Ruaha-
flusses gelangten Streitkräften des Generals van
Deventer gelungen zu sein. Damit waren die
deutschen damals noch bei Tabora stehenden Ab-
leilungen von den am Kilombero-Rufijifluß und
westlich bzw. südlich davon befindlichen Haupt-
kräften durch die jetzt dazwischen stehenden feind-
lichen Truppen getrennt. Trotzdem gelang ihre
Vereinigung einige Zeit später, indem die von
Tabora in südöstlicher Richtung zurückgehenden
Streitkräfte die feindliche Linie durchbrachen.
Wie oben erwähnt, hatte der bei Tabora den
Befehl führende Generalmajor z. D. Wahle nach
Aufgabe dieses Ortes mit seinen Truppen den
Rückzug in südöstlicher Richtung angetreten. Sein
Bestreben mußte es sein, sich durch die auf der
Linie Neu-Langenburg— JIringa stehenden feind-
lichen Truppen durchzuschlagen, um die Vereini-
gung mit der deutschen Hauptmacht jenseits des
Kilombero-Rufiji zu bewerkstelligen. Dieser Durch-
bruch ist ihm, so sehr auch die englischen Berichte
sich Mühe geben, den Erfolg herabzumindern, mit
dem Hauptteil seiner Truppen in der Zeit vom
19. Oktober bis Mitte November in der Gegend
südwestlich Iringa bei Ngominji und Madibira
vollkommen geglückt. Nur eine kleinere Abteilung,
die nach englischen Meldungen angeblich aus
7 Offizieren, 47 anderen Europäern und 419 Far-
bigen bestand wobei wohl die Träger einge-
rechnet sind —, wurde abgedrängt und am 26. No-
vember bei der Missionsstation Ilembule, nord-
östlich Neu-Langenburg, zur Übergabe gezwungen.
Aus dem englischen Gefechtsbericht geht her-
vor, daß der Durchbruch der Abteilung Wahle
durch Angriffsbewegungen deutscher Truppen von
Osten her kräftig unterstützt wurde.
Den geglückten Durchbruch zugeben zu sollen,
ist den Engländern natürlich äußerst peinlich. So
wird denn zunächst behauptet, daß alle Durch-
bruchsversuche gänzlich gescheitert seien, dann aber
heißt es am Schluß der Meldung: „Der Rest
der Abteilung des Generalmajors Wahle zog sich
nach Osten zurück“, womit indirekt der Durch-
bruch zugegeben wird.
Wenden wir uns nunmehr den Ereignissen an
der Südgrenze zu, wo nach Erklärung des Kriegs-
zustandes im März 1916 Portugal uns jetzt
als offener Gegner gegenübertrat. Insgeheim
war sein Verhalten schon seit Kriegsbeginn ein
feindseliges. Es äußerte sich in der Unterbindung
jedes Handelsverkehrs mit Deutsch-Ostafrika und
steigerte sich im Herbst 1915 sogar zu dem Verbot
der Beförderung von Post von und nach dem
deutschen Gebiet, während England jede nur denk-
bare Unterstützung gewährt, sog ir Truppendurch-
züge gestattet und die Häfen zur Verfügung ge-
stellt wurden. Ein weiterer Beweis für die
feindlichen Absichten Portugals kann darin er-
blickt werden, daß es, wie bereits weiter oben
erwähnt, schon bald nach Beginn des Krieges an
der Grenze gegen Deutsch-Ostafrika ein aus etwa
1500 Mann enropäischer Truppen bestehendes Ex-
peditionskorps bereitstellte und durch Nachschübe
auf der gleichen Stärke und Gefechtsbereitschaft
hielt, obgleich es in seiner Kolonie selbst schon
über eine mehr als 5000 Mann starke Truppe
verfügte. Nach dem offiziellen Eintritt Portugals
in die Reihe unserer Feinde erfolgten dann weitere
auf 3000 bis 4000 Mann zu schätzende Truppen-
verstärkungen aus der Heimat. So sehen wir
also auch an der Südgrenze eine bedeutende
feindliche Ubermacht sich gegen Deutsch-Ostafrika.
entwickeln. Denn daß an dieser Grenze die dort
stehenden deutschen Truppen im Hinblick auf die
an den anderen Fronten benötigten Truppenstärken
nur sehr schwach sein konnten, liegt auf der Hand.
Die Grenze zwischen Deutsch= und Portugiesisch-
Ostafrika bildet im allgemeinen der Rowumafluß.
Nur im Westen auf der Strecke zwischen dem
Njassasee und dem Oberlauf des Rowuma läuft
die Grenge ebenso wie im Osten, wo sie den Fluß
verläßt und südlich desselben bei Kap Delgado
den Ozean erreicht, über Land. Von den Kampf-
handlungen berührt wurde, soweit hier bekannt,
bis jetzt nur das Grenzgebiet vom Ozean land-
einwärts bis etwa in die Gegend von Newala.
In der ersten Hälfte des April 1916 schritten
die Portugiesen zum Angriff und besetzten das
südlich der Rowumamündung gelegene Gebiets-
dreieck von Kionga, das von den deutschen Grenz-
schutztruppen geräumt war. Mit der Besetzung
dieses Gebietsstreifens, einem Ereignis, das in der
pvortugiesischen Presse als großer Sieg besungen
wurde, scheint aber der Offensivgeist der portu-
giesischen Truppen sich zunächst erschöpft zu haben.
Zu einer überschreitung des Nowuma, kam es zu-
nächst nicht. Dagegen soll am . Mai eine