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dieses verdienstliche Wirken durch Gewährung von
Geldbeihilfen dankbarst an.
Sie sehen, wie schwierig, wie ver-
schlungen und voller Hindernisse der Weg ist,
den die Missionare gehen müssen, um die Ein-
geborenen nicht nur sozial zu fördern, sondern
auch sittlich zu läutern, zu bessern und zum vollen
Anteil an den Segnungen des Christentums zu
führen. Daß aber der erwählte Weg der richtige
ist, zeigen die Ergebnisse, die die Missionen im
Laufe der Jahre in unseren Schutzgebieten erzielt
haben. So weist die letzte Statistik vor Kriegs-
ausbruch für die protestantischen Missionen 109 349
Getaufte und 72 397 Taufbewerber und für die
katholischen Missionen 166 001 Getaufte und
57 072 Taufbewerber auf.
Das Missionswerk in unseren Kolonien darf
so auf großartige Erfolge zurückblicken und be-
rechtigte zu den schönsten Hoffnungen. Mit dem
Schicksal unserer Kolonien war aber leider
auch das Schicksal der dort tätigen deutschen
Missionen entschieden!
Wir konnten die Kolonien nicht halten, und
es ist nur den außergewöhnlichen Leistungen
unserer Brüder drüben zu verdanken, daß sich
un-sere Kolonien so lange erfolgreich und mit
großen Verlusten für die vereinten Engländer,
Franzosen, Belgier und Portugiesen ver-
teidigt haben. Der militärische Schutz unserer
Kolonien war nur ein schwacher und lediglich
für die Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung
unter den Eingeborenen und für die Unterdrückung
des Sklavenhandels bemessen. Im Vertrauen
auf die gemeinschaftlichen Interessen der weißen
Rasse und gestlizt auf den Geist und auf die
Bestimmungen der Kongoakte haben wir erwartet
und erwarten dürfen, daß bei Ausbruch des
jetzigen Krieges die beteiligten Mächte sich des
Artikels 11 der Kongoakte vom 26. Februar 1885
erinnern würden! Dieser Artikel verpflichtet die
Signatarmächte der Kongoakte für den Fall, daß
die eine oder andere Macht, die Souveränitäts-
rechte im konventionellen Kongobecken ausübt, in
einen Krieg verwickelt wird, ihre guten Dienste
zu leihen, um auf Verlangen des betreffenden
Staates zu bewirken, daß das fragliche Gebiet
während der Dauer des Krieges neutralisiert bleibt.
*
Von deutscher Seite sind alsbald nach Kriegs-
ausbruch die erforderlichen Schritte geschehen, um
eine Neutralisierung des in das konventionelle
Kongobecken fallenden Teiles von Kamerun sowie
von Deutsch-Ostafrika herbeizuführen.
Deutschland erfüllte seine Pflicht, indem es
für den Frieden Afrikas eintrat.
Die Eröffnung der Feindseligkeiten auf kolo-
nialem Boden durch unsere Feinde hat alle die-
jenigen Instinkte und Neigungen in den Einge-
borenen wieder wachgerufen, die man in fried-
licher Bearbeitung der Bevölkerung während der
letzten Jahrzehnte niederzuhalten und allmählich
auszurotten eifrig bemüht gewesen ist. Sie müssen
den Glauben an die Europäer als Träger und
Bringer der Kultur außerordentlich erschüttern.
Die bisherigen Erfolge in der Erschließung Afrikas
und in der Hebung seiner Bevölkerung sind in
Frage gestellt. Millionen, die das christliche
Missionswerk in Zentralafrika erfordert hat, sind
vergeblich geopfert. Die Stellung der weißen
Rasse ist durch das dem Völkerrecht und jeder
kolonialen Tradition in Afrika zuwiderlaufende
Verhalten der Engländer und Franzosen gegen
die deutsche Zivilbevölkerung in den Schutzgebieten
in ihren Fundamenten erschüttert.
Auf England und Frankreich lastet vor dem
Richterstuhl der Weltgeschichte die ganze Ver-
antwortung für die folgenschwere, vor kurzem
für ganz undenkbar erachtete Verletzung der
Kongoakte.
Die Ungeheuerlichkeiten der Vertreter der
Entente in Afrika sind frisch in unserer Erinne-
rung. Das Aussetzen von Preisen auf den Kopf
von Deutschen in Kamernn, die Gefangensetzung,
Mißhandlung und Verschleppung Weißer durch
Schwarze, die Nötigung unserer Angehörigen zur
Zwangsarbeit in der glühenden Tropensonne
Dahomes, die Anlegung von Daumenschrauben,
die öffentliche Auspeitschung Deutscher in Neu-
guinea geben ein erschütterndes Bild törichter
Verblendung und raffinierter Grausamkeit. Bei
dieser planmäßigen Zertrümmerung alles Deut-
schen durch unsere Feinde war es eine logische
Folge, daß sie das deutsche Missionswerk von
ihrer Zerstörungswut erst recht nicht ausnehmen
würden! Wohl hat es unter den feindlichen