Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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zeit und alle afrikanischen Eingeborenen müssen 
von weißen Offizieren und Unteroffizieren aus- 
gebildet werden, die sie verstehen und die ihre 
Sprache sprechen können. Ich stellte beim 
Kriegsamt weitgehende Anforderungen an weißem 
Personal für diese Bataillone, jedoch kann noch 
einige Zeit vergehen, bevor gute Ergebnisse in 
Aussicht gestellt werden können. 
Die Regenzeit wurde zur weiteren Aus- 
bildung der Truppen mit Vorteil benutzt. 
Ausbildungskurse für Maschinen= und Lewis- 
gewehre, für Hand= und Gewehrgranaten, für 
Schützengrabenmörser und für den Signaldienst 
wurden eingerichtet und auf vollem Bestand 
gehalten. 
Das „Royal Flying Corps“ machte, wenn 
immer möglich, nützliche Flüge, konnte aber 
mit Ausnahme im Westen, wo das Wetter 
weniger schwer war, während des Höhepunktes 
der Regenzeit wenig leisten. Ich zog daher 
den größten Teil von ihnen zur Erholung zu- 
rück. Neue Flugplätze wurden in Ssongea und 
Lindi eingerichtet. 
Die Wiederherstellung der Zentralbahn wurde 
trotz des Regens beschleunigt fortgesetzt. Ein durch- 
gehender Verkehr wurde zwischen Daressalam 
und Dodoma im Jannar 1917 eröffnet. Ein 
besonderer Wert wurde während dieses Monats 
auf den Ausbau der Brücken über den Ruwu- 
und Mkata-Fluß gelegt, was große Umsicht 
sowie umfangreiche Ausbesserungs= und Wieder- 
herstellungsarbeiten erforderte. Im Februar 
wurde die Strecke Dodoma—Tabora dem Ver- 
kehr übergeben, die so mit dem zum Tanganjika- 
see durchgehenden belgischen Teil in Verbindung 
trat, und der systematische Ausbau der Linie 
von Daressalam nach Tabora wurde fort- 
gesetzt. — Da ich nicht sicher war, daß die 
Anzahl der auf Straßen benutbaren Transport- 
mittel nach der Regenzeit für die zahlreichen 
Verbindungslinien auch genügen würde, kam 
ich zu dem Entschluß, daß der beste Gebrauch, 
den ich von dem mir zur Verfügung stehenden 
Mehr an Eisenbahnmaterial machen könnte, 
der sei, eine Zweiglinie so weit als möglich 
südwärts von Dodoma auf Iringa vorzustrecken. 
Die Arbeiten hierfür wurden Mitte April be- 
gonnen und es wurden besondere Schiffe bereit 
gestellt, um das nötige Material herbeizuschaffen, 
von dem große Mengen gelandet und während 
dieses Monats hinausgeschafft wurden. — Die 
Kilwa-Feldbahn, auf welche die Truppen in 
dieser Gegend hauptsächlich angewiesen waren, 
wurde so schnell wie möglich vorgetrieben, 
jedoch vereitelten die Schwierigkeiten, die infolge 
des Regens und der Krankheiten entstanden, 
ihr Fortschreiten. Indessen wurde eine Menge 
  
Material in Kilwa gelandet, und mit dem Ein- 
setzen der Trockenzeit wird der Bau schnell 
fortschreiten. 
Die Aufstellung der neuen Bataillone der 
Kings African Rifles, das Anwachsen der Träger- 
kolonnen und die Vermehrung der Tragtiere 
verursachte der Ausrüstungsabteilung große 
Anstrengungen. Bis die Ausrüstungsstücke von 
England ankommen konnten, mußte auf am 
Ort befindliche Arbeitskräfte zurückgegriffen 
werden, um den Anforderungen nachzukommen. 
Zu Beginn des Monats Februar war ich 
nach Palma gereist, um den portugiesischen 
Gouverneur und Oberbefehlshaber zu treffen 
und hatte mit ihm die Richtlinien des Zu- 
sammenwirkens besprochen, die, sobald seine 
Truppen organisiert wären, zur Ausführung 
kommen sollten. Im Mai erwiderte er meinen 
Besuch, und hatten wir die Gelegenheit zu einer 
weiteren Aussprache in Daressalam. 
Im April, sobald ich darüber unterrichtet 
worden war, daß unsere und die belgische Re- 
gierung übereingekommen waren, daß deren 
Truppen mit uns zusammenwirken sollten, reiste 
ich zum Tanganjika und verhandelte dort mit 
dem Königlichen Kommissar General Malfeyt 
und dem Oberbefehlshaber Colonel Huyghe. 
Der Erfolg dieser Verhandlung war sehr be- 
friedigend und wurde sofort dem Kriegs- 
ministerium (War oflice) gedrahtet. Die bel- 
gischen Truppen wurden mit Vorräten, Trägern 
und Ausrüstung unterstützt, und ihre spätere 
Mitwirkung im Mai erwies sich als größte Hilfe.“ 
Hierzu ist folgendes zu bemerken: Wie wir 
vernommen haben, sollte auch die 2. Division 
(General van Deventer) nach Südafrika zurück- 
gesandt werden. Aus dem Bericht des Generals 
Smuts ist uns schon bekannt, daß van Deventer 
seine Truppen Anfang Januar 1917 von der 
Iringa-Front an die Zentralbahn zurückgezogen und 
nur drei Bataillone und eine Schwadron zurück- 
gelassen hatte. Inwieweit die Division über far- 
bige Truppenteile verfügte, ist nicht bekannt. Die 
weißen südafrikanischen Truppenteile wurden jeden- 
falls abtransportiert, und auch General van De- 
venter mit seinem Stabe verließ Ostafrika. 
An ihre Stelle traten in erster Linie die schon 
vor längerer Zeit neu durch General Smuts auf- 
gestellten Bataillone der Kings African Rifles. 
General Hoskins bemerkt, daß die Anwerbung 
der erforderlichen eingeborenen Träger größte 
Schwierigkeiten machte. Wie aus seinen Aus- 
führungen ersichtlich ist, wußte sich die englische 
Regierung auf sehr einfache Weise dadurch zu 
helfen, daß sie ein Zwangsdienstgesetz einführte, 
und sich dadurch die nötige Anzahl Träger ver-
	        
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