Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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Truppe, glücklicherweise ohne Schaden anzu- 
richten. Die Salven lagen alle zu hoch. Unsere 
Abteilung entwickelte sich mit größter Beschleuni- 
gung, ging in Stellung und eröffnete das Feuer. 
Das Gefecht entwickelte sich bald zu größter 
Heftigkeit. Das außerordentlich unübersichtliche 
Gelände mit seinem dichten Dorn= und Mo- 
panebusch, vielen Termitenhügeln, mächtigen 
Affenbrotbäumen und zahlreichen Eingeborenen- 
hütten machte die einheitliche Führung des 
Angriffs fast unmöglich. Daher teilte sich die 
anfänglich einheitlich angesetzte Front bald in 
einzelne Kampfgruppen, die unter ihren Unter- 
führern mehr oder weniger selbständig kämpften. 
Vom Fort war noch nichts zu sehen. Der 
Gefechtslärm nahm immer mehr zu. Rücksichts- 
los gingen die Züge der 6. Kompagnie an den 
Feind heran, die Geschütze mußten, um nicht 
Gefahr zu laufen, bei dem unübersichtlichen 
Gelände in die eigene Linie zu schießen, ihnen fast 
auf dem Fuße folgen. Noch leistete der Gegner 
heftigen Widerstand. Unser Angriff schritt vor- 
wärts. Das Feuer einer feindlichen Gebirgs- 
batterie war schwach und wirkungslos und bald 
verstummt. Ein Zug unter Hauptmann Weiß 
hatte sich in kurzer Zeit bis auf 100 m an 
das Fort, das jetzt von der Batteriestellung 
aus auf etwa 800 m halbrechts vorwärts sicht- 
bar wurde, nicht ohne Verluste herangearbeitet 
und lag fest. Unsere Batterie hatte inzwischen 
mit einem Volltreffer das portugiesische Muni- 
tionslager zur Explosion gebracht. Der auf 
100 m am Feinde liegende Infanteriezug litt 
schwer, Hilfe war dringend nötig. Ein zu 
seiner Unterstützung bereits vorgeschicktes und 
dicht hinter seiner Linie in Stellung gegangenes 
Gebirgsgeschütz hatte sich bald bis auf sechs 
Schuß verschossen, als der Rest der Batterie, 
drei Geschütze, ebenfalls hier in Stellung ging 
und so die ersehnte Hilfe brachte. Beim Vor- 
gehen hatten ihr die Mozambique-Askaris und 
eingeborenen Hilfskrieger durch das Feuer, das 
sie aus ihren über das ganze Gefechtsfeld zer- 
streut liegenden zahlreichen Pontocks auf sie 
abgaben, böse mitgespielt. Auf dem linken 
Flügel stand das Gefecht günstig. Auf dem 
rechten Flügel traten in der letzten Stellung, 
100 m vor dem Fort, empfindliche Verluste 
ein. Die in den dichtbelaubten Kronen der 
mächtigen Affenbrotbäume sich völlig unsichtbar 
versteckt haltenden Mozambique-Askaris gaben 
gut gezielte Schüsse aus nächster Entfernung 
ab. Außer beträchtlichen Verlusten an Unter- 
offizieren und Mannschaften fielen hier vier 
Offiziere, mehr oder weniger schwer verwundet, 
aus. Major Franke selbst erhielt einen Schuß, 
der steil von oben aus einer Baumkrone das 
  
Gesicht und die linke Schulter traf. Er gab 
die Führung an Hauptmann Trainer ab und 
befahl zu stürmen. Die Lage war ernst ge- 
worden. Auf unserem linken Flügel, der dem 
Gegner in seinen durch Dornbusch und Draht- 
verhau verstärkten Schützengraben arg zugesetzt 
hatte, war unterdessen als letzter verzweifelter 
Versuch der Portugiesen eine Attacke der Schwa- 
dron Angola-Dragoner in unserem Maschinen- 
gewehrfeuer erstickt. In dieser Zeit drangen 
Hauptmann Weiß und Leutnant der Reserve 
Bieder an der Spitze von 28 Mann — alles 
was zur Hand war —, mit aufgepflanztem 
Bajonett durch den noch unversehrten Dorn- 
buschverhau in das Fort ein, in dem der schwer 
erschütterte Gegner keinen nennenswerten Wider= 
stand mehr leistete. Vier Stunden hatte das 
Gefecht gedauert. Der errungene Erfolg war 
ein vollständiger Sieg. 
Die 2. Kompagnie, die den Angriff hatte 
eröffnen sollen, war in ihrem Vormarsch durch 
das schwierige Gelände am Kunene sowie durch 
am Ufer verborgene feindliche Abteilungen, mit 
denen sie in kleinere Gefechte verwickelt wurde, 
derart aufgehalten worden, daß sie erst beim 
Fort eintraf, als es bereits genommen war. 
Unsere Streitmacht betrug alles in allem 
rund 350 Mann mit 4 Maschinengewehren 
und 6 leichten Geschützen. Unsere Verluste 
waren 11 Tote, 22 mehr oder weniger schwer 
Verwundete, darunter 6 Offiziere. Die Stärke 
des Feindes soll sich auf 1200 bis 1300 Mann 
belaufen haben. Er verlor: etwa 150 Tote, 
darunter 3 Offiziere, 29 Schwerverwundete, 
37 unverwundete Gefangene. Ferner ließen 
die Portugiesen ein Maschinengewehr, Munition, 
einige Pferde und Maultiere zurück." 
Die Niederlage der Portugiesen, die in kopf- 
lose Flucht ausartete, machten sich ihre eigenen 
Ovambostämme in vollstem Maße zunutze, indem 
sie die Verfolgung aufnahmen und jeden Portu- 
giesen, dessen sie habhaft werden konnten, um- 
brachten. 
Unsere Ovambostämme, denen durch ihren 
Missionar Toenjes der Zweck unseres Marsches 
durch ihr Gebiet auseinandergesetzt war, und 
denen die Bestrafung der Mörder nichts weniger 
als gerecht erschien, verhielten sich friedlich und 
ruhig. 
Die portugiesischen Berichte über die Er- 
stürmung Naulilas stimmen im allgemeinen hiermit 
überein. Nur wird die Stärke unserer Truppen 
maßlos überschätzt. Oberst Rocadas nennt in 
seinem offiziellen Bericht einen der Gründe der 
Niederlage: „Überlegenheit des Angreifers an 
Truppen, Artillerie und Maschinengewehren.“
	        
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