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witterung. Er ist über den Graniten und Gneisen
des Baja-Landes überall zu finden. Meist ist
jedoch das Mineral sehr stark verunreinigt und
zu Bauzwecken unbrauchbar. Ausgebeutet werden
fast stets Lagerstätten, auf denen sich der Bauxit
in sekundärer Lagerung befindet und bereits durch
die Natur zu einem verhältnismäßig reinen Bauxit
aufbereitet ist. Da auch diese Art von Lager-
stätten äußerst häufig ist, so wird an einer gün-
stigen Stelle, meist in der Nähe und aus den
steilen Uferwänden eines Bachlaufes der zum
Bau nötige Lateritlehm von der Oberfläche ge-
nommen. Sobald der gewählte Platz ans irgend-
einer noch so geringfügigen Ursache nicht mehr
gefällt, so sfängt man an irgendeiner anderen
Stelle an, sich mit dem nötigen Stoff zu versehen.
Bei der Häufigkeit der Lagerstätten ist der Baja
an keinen bestimmten Ort gebunden.
Der rote Bauxit wird vor allem zu Bau-
zwecken verwendet. Seitdem sich die große Mehr-
zahl der Bajas daran gewöhnt hat, Hütten zu
bauen, spielt eben der rote Lateritlehm eine große
Rolle in ihrem Leben. Ich weiß nicht, warum
der Baja nur noch so selten in den zahlreichen
Höhlen seines Landes haust. Er brauchte kein
Haus zu bauen, da es ihm ja die Natur bereits
geschaffen hatte. In den Höhlen ist es kühl,
Fliegen, und vor allem die beinigenden Schweiß-
bienen, die in der Trockenzeit einem schwitzenden
Menschen keine Ruhe lassen, wagen sich nicht
hinein. Aber der Baja hat mit wenigen Aus-
nahmen die Höhlenwohnungen ausfgegeben und
muß sich nun selbst sein Lehmhaus errichten. Das
Fundament des Hauses besteht aus einem runden,
etwa 1 m hohen Wall einer 20 bis 30 em dicken
Schicht von Pottapotla. Auf ihn wird dann das
kegelförmige Grasdach aufgesetzt. Um die Wider-
standskraft gegen die schädlichen Einflüsse der
Witterung zu erhöhen, wird der feuchte, rote
Lehm mit dem Pulver zerstampfter Termitenbauten
untermischt. Dann wird er zu Kugeln geformt
und von den Weibern auf ihren Köpfen zur Bau-
stelle getragen. Dort gibt man ihm die gewünschte
Form, und der feuchte Baustoff trocknet in kurzer
Zeit und nimmt eine Härte an, die der alter
Termitenbaue gleichkommt.
Außer zur Hausmaner wird der rote Laterit-
lehm auch im Innern des Hauses verwendet.
Bisweilen wird der Innenraum in zwei Räume
geteilt. In diesem Fall ist die Mauer, die das
Haus teilt, gleichfalls aus rotem Lehm erbaut.
Ferner ist die einfache Lagerstätte des Hauses,
das sogenannte „Bett“, aus rotem Lehm her-
gestellt.
Auch den sehr selten im Baja-Land zu fin-
denden weißen Bauxit hat sich die eingeborene
Bevölkerung dienstbar gemacht. In zweierlei
Weise findet er Verwendung: als Färbmittel und
als Nahrungsmittel. Als Farbe dient das Mineral
vor allem zum Bestreichen des Körpers bei Toten-
tänzen oder anderen Festen. Je nach der Art
der Feierlichkeit wird entweder der ganze Körper
weiß angemalt oder nur Teile desselben. Häufig
wird nur das Gesicht mit einer Reihe von Strichen
und Zeichen bestrichen. Die Lagerstätten sind
meist sehr klein. Es sind Absätze von Bächen,
die ein eigenartig milchig aussehendes Wasser
führen. Es war mir nicht möglich, festzustellen,
weshalb sich mitunter dieser weiße Laterit bildet.
Jedenfalls scheint sich der Vorgang unabhängig
von dem Muttergestein zu vollziehen. Und der
Annahme Passarges (Kamerun. In Hans
Meyer: Das deutsche Kolonialreich, Bd. 1, S. 569,
Leipzig 1909), daß es vor allem Humussäuren
sind, die bei der Bildung des weißen Minerals
mitwirken, kann ich nach meinen Beobachtungen
voll und ganz zustimmen.
Da der Baja den weißen Banxit als Farb-
mittel nur in ganz geringen Mengen braucht, so
findet ein eigentlicher Abban nirgends statt. Die
ganz jugendlichen Absätze werden an ausgetrock-
neten Stellen gesammelt, und so, wie sie gewonnen
werden, sind sie bereits gebrauchsfähig. Übrigens
möchte ich noch bemerken, daß auch der sogenannte
„Kalk“, der zum Bestreichen der Außenwände
europäischer Häuser gebraucht wird, wenn er aus
dem Lande selbst gewonnen worden ist, weißer
Bauxit ist.
Der als Speise genossene Bauxit ist nicht so
feinkörnig wie das Farbmittel. Er zerfällt nicht
wie dieses ohne weiteres an der Luft zu einem
staubähnlichen Pulver, sondern zeigt eine mehr
lehmartige, zähe Beschaffenheit. Gewonnen wird
er aus ganz jugendlichen, aber doch schon meist
fossilen Aluvionen, wenige Zentimeter mächtigen
Lagerstätten. Ein eigentlicher Abbau findet nirgends
statt. An Stellen, wo eben brauchbarer Bauxit
ausbeißt, wird das Brauchbare aufgelesen und
verzehrt. Recht häufig stellt der weiße Bauxit
auch einen Handelsgegenstand dar und wird auf
den Märkten von Händlern feilgeboten. Aus
welchem Grunde der Baja ihn bisweilen ißt, habe
ich nicht in Erfahrung bringen können. Vielleicht
genießt er ihn des Wohlgeschmackes wegen; in den
meisten Fällen scheint er ihn jedoch als Heilmittel
zu gebrauchen. Sicherlich dürfte das Mineral
eine ähnlich stopfende Wirkung bei Durchfall aus-
üben wie der einst zu gleichem Zwecke in der
Medizin mit Erfolg verwendete „Weiße Bolus“,
der ja auch in chemischer Hinsicht dem weißen
Bauxit nahe verwandt ist.
Wie ich schon früher hervorhob, spielen im
Leben der Bajas die irdenen Töpfe eine große
Rolle. Der Stoff, aus dem sie von den Weibern