Full text: Deutsches Kolonialblatt. XXVIX. Jahrgang, 1918. (29)

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witterung. Er ist über den Graniten und Gneisen 
des Baja-Landes überall zu finden. Meist ist 
jedoch das Mineral sehr stark verunreinigt und 
zu Bauzwecken unbrauchbar. Ausgebeutet werden 
fast stets Lagerstätten, auf denen sich der Bauxit 
in sekundärer Lagerung befindet und bereits durch 
die Natur zu einem verhältnismäßig reinen Bauxit 
aufbereitet ist. Da auch diese Art von Lager- 
stätten äußerst häufig ist, so wird an einer gün- 
stigen Stelle, meist in der Nähe und aus den 
steilen Uferwänden eines Bachlaufes der zum 
Bau nötige Lateritlehm von der Oberfläche ge- 
nommen. Sobald der gewählte Platz ans irgend- 
einer noch so geringfügigen Ursache nicht mehr 
gefällt, so sfängt man an irgendeiner anderen 
Stelle an, sich mit dem nötigen Stoff zu versehen. 
Bei der Häufigkeit der Lagerstätten ist der Baja 
an keinen bestimmten Ort gebunden. 
Der rote Bauxit wird vor allem zu Bau- 
zwecken verwendet. Seitdem sich die große Mehr- 
zahl der Bajas daran gewöhnt hat, Hütten zu 
bauen, spielt eben der rote Lateritlehm eine große 
Rolle in ihrem Leben. Ich weiß nicht, warum 
der Baja nur noch so selten in den zahlreichen 
Höhlen seines Landes haust. Er brauchte kein 
Haus zu bauen, da es ihm ja die Natur bereits 
geschaffen hatte. In den Höhlen ist es kühl, 
Fliegen, und vor allem die beinigenden Schweiß- 
bienen, die in der Trockenzeit einem schwitzenden 
Menschen keine Ruhe lassen, wagen sich nicht 
hinein. Aber der Baja hat mit wenigen Aus- 
nahmen die Höhlenwohnungen ausfgegeben und 
muß sich nun selbst sein Lehmhaus errichten. Das 
Fundament des Hauses besteht aus einem runden, 
etwa 1 m hohen Wall einer 20 bis 30 em dicken 
Schicht von Pottapotla. Auf ihn wird dann das 
kegelförmige Grasdach aufgesetzt. Um die Wider- 
standskraft gegen die schädlichen Einflüsse der 
Witterung zu erhöhen, wird der feuchte, rote 
Lehm mit dem Pulver zerstampfter Termitenbauten 
untermischt. Dann wird er zu Kugeln geformt 
und von den Weibern auf ihren Köpfen zur Bau- 
stelle getragen. Dort gibt man ihm die gewünschte 
Form, und der feuchte Baustoff trocknet in kurzer 
Zeit und nimmt eine Härte an, die der alter 
Termitenbaue gleichkommt. 
Außer zur Hausmaner wird der rote Laterit- 
lehm auch im Innern des Hauses verwendet. 
Bisweilen wird der Innenraum in zwei Räume 
geteilt. In diesem Fall ist die Mauer, die das 
Haus teilt, gleichfalls aus rotem Lehm erbaut. 
Ferner ist die einfache Lagerstätte des Hauses, 
das sogenannte „Bett“, aus rotem Lehm her- 
gestellt. 
Auch den sehr selten im Baja-Land zu fin- 
denden weißen Bauxit hat sich die eingeborene 
Bevölkerung dienstbar gemacht. In zweierlei 
  
Weise findet er Verwendung: als Färbmittel und 
als Nahrungsmittel. Als Farbe dient das Mineral 
vor allem zum Bestreichen des Körpers bei Toten- 
tänzen oder anderen Festen. Je nach der Art 
der Feierlichkeit wird entweder der ganze Körper 
weiß angemalt oder nur Teile desselben. Häufig 
wird nur das Gesicht mit einer Reihe von Strichen 
und Zeichen bestrichen. Die Lagerstätten sind 
meist sehr klein. Es sind Absätze von Bächen, 
die ein eigenartig milchig aussehendes Wasser 
führen. Es war mir nicht möglich, festzustellen, 
weshalb sich mitunter dieser weiße Laterit bildet. 
Jedenfalls scheint sich der Vorgang unabhängig 
von dem Muttergestein zu vollziehen. Und der 
Annahme Passarges (Kamerun. In Hans 
Meyer: Das deutsche Kolonialreich, Bd. 1, S. 569, 
Leipzig 1909), daß es vor allem Humussäuren 
sind, die bei der Bildung des weißen Minerals 
mitwirken, kann ich nach meinen Beobachtungen 
voll und ganz zustimmen. 
Da der Baja den weißen Banxit als Farb- 
mittel nur in ganz geringen Mengen braucht, so 
findet ein eigentlicher Abban nirgends statt. Die 
ganz jugendlichen Absätze werden an ausgetrock- 
neten Stellen gesammelt, und so, wie sie gewonnen 
werden, sind sie bereits gebrauchsfähig. Übrigens 
möchte ich noch bemerken, daß auch der sogenannte 
„Kalk“, der zum Bestreichen der Außenwände 
europäischer Häuser gebraucht wird, wenn er aus 
dem Lande selbst gewonnen worden ist, weißer 
Bauxit ist. 
Der als Speise genossene Bauxit ist nicht so 
feinkörnig wie das Farbmittel. Er zerfällt nicht 
wie dieses ohne weiteres an der Luft zu einem 
staubähnlichen Pulver, sondern zeigt eine mehr 
lehmartige, zähe Beschaffenheit. Gewonnen wird 
er aus ganz jugendlichen, aber doch schon meist 
fossilen Aluvionen, wenige Zentimeter mächtigen 
Lagerstätten. Ein eigentlicher Abbau findet nirgends 
statt. An Stellen, wo eben brauchbarer Bauxit 
ausbeißt, wird das Brauchbare aufgelesen und 
verzehrt. Recht häufig stellt der weiße Bauxit 
auch einen Handelsgegenstand dar und wird auf 
den Märkten von Händlern feilgeboten. Aus 
welchem Grunde der Baja ihn bisweilen ißt, habe 
ich nicht in Erfahrung bringen können. Vielleicht 
genießt er ihn des Wohlgeschmackes wegen; in den 
meisten Fällen scheint er ihn jedoch als Heilmittel 
zu gebrauchen. Sicherlich dürfte das Mineral 
eine ähnlich stopfende Wirkung bei Durchfall aus- 
üben wie der einst zu gleichem Zwecke in der 
Medizin mit Erfolg verwendete „Weiße Bolus“, 
der ja auch in chemischer Hinsicht dem weißen 
Bauxit nahe verwandt ist. 
Wie ich schon früher hervorhob, spielen im 
Leben der Bajas die irdenen Töpfe eine große 
Rolle. Der Stoff, aus dem sie von den Weibern
	        
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