—
halb Kilometer in südlicher Richtung landein-
wärts, im Osten durch den Schienenstrang einer
Kleinbahn begrenzt, im Westen durch einen kleinen
Flußlauf. Es war der ganzen Länge nach durch
eine geradlinige Allee von alten Mangobäumen
in 2 annähernd gleiche Teile geteilt, deren
westlicher dem Lager I, deren östlicher dem
Lager II zugewiesen war. Die ursprüngliche Kakao-
farm nahm den westlichen Teil der Bodenfläche
ein und wurde durch eine in großen Krümmungen
vom Südende nach dem Meere hin verlaufende
tiefe, arg verwachsene und versumpfte Schlucht
durchschnitten. Nach dem Strande zu ging die
Farm in dichten Busch und Urwald über, der
auch einen Teil der Westhälfte des Geländes be-
deckte. Die Kakaofarm war, den wenigen Arbeits-
kräften auf Fernando Po entsprechend, ziemlich
verwildert, das nicht bebaute Gelände völlige
Wildnis. Die wenigen Pfade waren bei den ge-
ringsten Niederschlägen ungangbar. Zur Küste
und am Strande hin führte überhaupt kein Weg.
Luft und Licht fanden nur wenig Eingang, eine
dumpfe Schwüle machte das Leben fast unerträglich.
Aus diesem Gelände schufen die Deutschen in
den ersten 6 Monaten einen weiten Park von
über 100 ha Ausdehnung, durch den die frische
Seebrise ungehindert Durchzug hatte, der Licht
und Sonne genug erhielt, um die fänlniserregende
Feuchtigkeit aufzusaugen, und dessen einzelne hohen
Bäume hinreichend Schutz und Kühlung vor der
sengenden Sonnenglut gewährten. Daran grenzten
auf den drei Landseiten blühende Farmen, die
nach und nach über 500 ha Bodenfläche bedeckten.
Mitten in diesem Garten lagen die Dörfer von
8 Kompagnien, zwanglos dem Gelände angepaßt
und doch jedes in sich geschlossen, sauber gerichtet
und je nach der Beschaffenheit des Raumes in
offenem oder geschlossenem Viereck um den durch-
schnittlich 1 ha großen Exerzierplatz herum an-
gelegt, nebenan die Häuser der Europäer. Welche
Mühe und Arbeit das Lichten und Säubern des
Busches und der Kakaofarmen, das Einebnen und
Trockenlegen des welligen, sumpfigen Geländes
gekostet hat, das konnte man erst recht ermessen,
wenn man beim Anblick des aus dem Busch heraus-
heschaffenen freien, ebenen Exerzierplatzes einer
Kompagnie den Zustand sich ins Gedächtnis zurück-
rief, in dem der Platz vordem war, oder wenn
man beim Durchstreifen des einem Garten glei-
chenden Kompagniegeländes an die Zeit zurück-
dachte, in der dort auf feuchtem, unebenem Boden
eine verwachsene Kakaofarm wucherte. Wer nie
in den ersten Monaten von der Stadt herkommend,
mühsam eine halbe Stunde lang durch Schlamm
und Morast gewatet war, um zu seiner dürftigen
Hütte im Lager II zu gelangen, der konnte sich
keinen richtigen Begriff machen von dem Fleiß
43 20
und der Arbeit, die auf die Anlage verwandt
worden waren, die ein halbes Jahr später gerad-
linig überall die Kompagnien miteinander ver-
banden, und auf denen man bei jedem Wetter
zur Tages= und Nachtzeit bequem gehen und
reiten konnte. Alle diese Wege waren mit Steinen
geschottert, nach der Mitte zu leicht gewölbt und
mit einer festen Schicht grobkörnigen schwarzen
Lavasandes ausgestampft, um die Ansammlung
von Wasser zu verhindern; an beiden Seiten
führten sauber gehaltene Rinnen mit hinreichendem
Gefälle nebenher; haltbar überbrückte Durchlässe
sorgten von Zeit zu Zeit für Abfluß des Wassers;
tragfähige Holzbrücken leiteten über Schlucht und
Bachlauf hinweg.
Bei dem Bau der im ersten Jahre errichteten
langgestreckten Soldatenbaracken war vor allem
andern darauf Bedacht genommen worden, den
Leuten möglichst rasch eine trockene, gesunde
Unterkunft zu schaffen. Nachdem dann im An-
schluß daran die Wege, Plätze und sonstigen An-
lagen ausgebaut worden waren, erfolgte im zweiten
Jahre ein Umbau der Soldatenwohnungen zu
geräumigen Häusern mit Vorbauten und anderen
Zieraten.
Hinter den Häusern lagen die Küchen, die
Hauptwirkungsstätten der Soldatenweiber. Sie
waren an den Seiten meist offen und gestatteten
dem Beschauer freien Einblick. Das Essen, das
dort zubereitet wurde und die Art des Kochens
mochte gemeinlich nicht nach dem Geschmack eines
Europäers sein. Ob aber alle Europäer an den
Stätten, wo ihre eigenen Mahlzeiten zubereitet
werden, üllerall die gleiche Sauberkeit vorfinden
würden, wie sie in den Soldatenküchen herrschte,
mag immerhin zweifelhaft sein; und nicht nur um
die Küchen herum, Überall war es gleich sauber
in den Revieren der Kompagnien. Hunderte von
Blechdosen von Fisch oder Fleisch wurden täglich
dort geleert, Massen anderer Küchenabfälle kamen
dort zusammen, aber nirgends fand das spähende
Auge des Vorgesetzten achtlos beiseitegeworfene
oder liegengebliebene Gegenstände; alles wurde
mit peinlicher Ordnungsliebe zu den dafür ein-
gerichteten Müllplätzen geschafft und dort durch
Feuer, Wasser oder Erde unschädlich gemacht. Es
war nicht die Furcht vor Strafe allein, welche
die deutschen Soldaten und Jungen zur Reinlich=
keit anhielt. Sicher würden sie ohne die leitende
Hand der Deutschen wieder gleichgültiger gegen
die Unsauberkeit werden; aber durchweg haben
die Eingeborenen Kameruns unter ihren deutschen
Herren den Nutzen, die Wohltaten und die An-
nehmlichkeiten der Reinlichkeit wirklich einsehen
gelernt, und sie sind überall empfänglich dafür
geworden, wo sie überhaupt der Verwaltung näher
getreten sind. Es urteilen manche Angehörige