G 84
weitere Beweise ihrer Treue und Anhänglichkeit ge-
geben. In zahlreichen Briefen an ihre Landsleute
und au ihre früheren Herren sowic an sonstige Be-
kannte in Spanien haben Eingeborene aus Kamerun
noch in letzter Zeit zum Ausdruck gebracht, wie sehr
sie den traurigen Ausgang des Krieges bedauerten
und wie sehr sie es herbeisehnten, daß Deutschland
wieder Kamernun als Kolonic zurückerhielte. Sie haben
in ihrer Herzensnot auch in Bittschriften, die sie an
ihren neuen Schutzherrn, den König von Spanien, ge-
richtet haben, gerade zu gefleht, daß alles eingesetzt
werden möge, um Deutschland wieder in den Besitz
seiner Kolonie Kamernn zu setzen. Eine dieser Bitt-
schriften ging aus von den 117 überlebenden Häupt-
lingen aus Klein-Bokoko; es schlossen sich dann an in
getrennten Bittschriften die katholischen Christen, die
Mohammedaner und schließlich auch die Soldaten. Ihre
Sorge vor der Zukunft unter französischer Herrschaft
war stärker als die Rücksicht auf die hiergegen erho-
benen Bedenken. Wir wollen hoffen und zugleich den
Wunsch aussprechen, daß ihnen aus ihrer Trene und
Anhänglichkeit von den Franzosen als ihren neuen
Schutzherren nicht allzu große Nachteile für ihre Zulunft
erwachsen mögen. Es sind in dieser Begiehung in
dankenswerter Weise sowohl von dem päßpstlichen Nun-
tius in Madrid als auch von der spanischen Regierung
auf Anregung der deutschen Verwaltung bei der Entente
Schritte getan worden. Wir aber wollen an dieser
Stelle mit dem Wunsche, daß den braven Kamernner
Eingeborenen keine Nachteile aus ihrer Treue zu ihren
bisherigen Schutzherren erwachsen mögen, zugleich den
Dank für eine derart hingebende und opferwillige
Tätigkeit verbinden. (Lebhafte Zustimmung.)
Meine Damen und Herren! Lassen Sie mich zum
Schlusse meiner Ausführungen noch wenige Dankes-
worte an alle diejenigen aussprechen, die tren für
unse e Kolonien gearbeitet haben. Ich weiß nicht, ob
ich noch einmal Gelegenheit haben werde, an dieser
Stelle den verdienten Dank zum Ausdruck zu bringen.
und darum möchte ich die heutige Etatsberatung hierzu
verwerten. Das deutsche Volk in seinen breitesten
Schichten würde es nicht begreiflich finden, wenn von
dem Kolonialministerium und von unseren Kolonien
ohne jeden Sang und Klang Abschied genommen
würde. (Sehr wahr!)
Im Volke ist der koloniale Gedanke gerade in
den letzten Jahren vor Kriegsausbruch ohne Unter-
schied der Parteien immer mehr durchgedrungen. Wenn
wir auch den wahren Wert unserer Kolonien leider
erst zu dem Zeitpunkte völlig erkannten, als wir sie
verloren haben, so darf ich doch die erfreuliche Tat-
sache feststellen, daß das Verständnis für unsere Ko-
lonialpolitik und Kolonialwirtschaft in stctig wachsendem
Umfange die breitesten Schichten der Bevölkerung, alle
Schichten und Erwerbsgruppen erfüllt hat und daß die
Uberzeugung von der Notwendigkeit kolonialer Be-
leiligung für unsere nationale und wirtschastliche
*i
Weitereniwicklung Gemeingut des deutschen Volkes ge-
worden ist. Meine Damen und Herren! So lassen
Sie mich denn an erster Stelle — ich glaube sagen
zu dürfen, im Namen des ganzen Volkes — unserer
bewährten und trefflichen Schutztruppe danken leb-
hafte Zustimmung), den herzlichen Dank aussprechen
allen Offizieren und Mannschaften unserer Schut-
truppe, die in trener Hingebung für ihr deutscher
Vaterland, für Rolonie und Heimat gestritten und ge-
litten haben. „Aravo!) Des Uaterlandes treues An-
gedenken bleibr vornehmlich unauslöschlich gesichert all
den wackeren Helden, die fern von der Oeimat ani
afrikanischer Erde jetzt der kühle Rasen deckt. Meine
Damen und Herren!: Wenn ich meinen Dank an die
Schutztruppe ausspreche, so möchte ich damit verknüpfen
die Dankesbezeugung an alle früheren und gegen-
wärrigen Mitglieder der Kolonialverwaltung in der
Zentrale und auch in den Schutzgebieten für ihre raft-
lose und erfolgreiche Arbeit. (Bravo“!) Weiter gebührt
der Dank des ganzen deutschen Volkes, also namens=
lich auch der deutschen Nationalversammlung. den
Farmern, den Kaufleuten, den Pflanzern und den
Missionaren für ihre treue kulturelle und zivilisatorische
Pionierarbeit. (Lebhafte Zustimmung.) Endlich, an
letzter, aber nicht an unwichtigster Stelle, danke ich
allen Eingeborenen der Schutzgebiete für ihre Tüchtig-
keit und für ihr kraftvolles Mitarbeiten im Kriege
(Bravol), für ihr vertrauensvolles Zusammenarbeiten
mit der deutschen Verwaltung an dem gemeinschaft-
lichen Ziele der Erschließung und der kulturellen Ent-
wicklung der Schutzgebiete. (Bravol)
Meine Herren und Damen! Mit dieser Daul-
sagung glaube ich die zuversichtliche Hoffnung ver-
binden zu sollen, daß die deutsche Kulturarbeit in
Afrika, in der Südsee und in den übrigen Schutz-
gebieten nicht vernichtet, sondern für die spätesten
Zeiten erhalten wird. Die Eingeborenen in unseren
Schutgebieten werden uns nicht vergessen, und wir
werden auch ihnen eine dankbare Erinnerung be-
wahren. (Bravo!) Der koloniale Gedanke aber und
das sei das letzte Vermächtnis des Kolonialministers
an das deutsche Volk = muß uns wacherhalten bleiben.
Wenn wir auch zur Zeit unsere Kolonien verloren
haben, den kolonialen Gedanken dürfen wir nicht er-
sterben lassen. (Beifall.) Ich spreche darum die Hofi-
nung aus, daßt dieser koloniale Gedanke sich weiter
pflangen möge von Ort zu Ort. von Geschlecht zu Ge-
schlecht. Zur Durchführung des kolonialen Gedankens
müssen alle Stände und Schichten der Bevölkerung
zielbewußt mitwirken, an erster Stelle aber die kolo-
nialen Gesellschaften, die sich mit anerkennenswertem
Bemühen und Erfolg die Kolonialarbeit angelegen
sein lassen. «
Wir-wollenhoffen,daßdicscitnichtfdrnishwo
im friedlichen Austausch der Gedanken eine Revision
des Friedensvertrags erfolgen wird. Einer der Herren
Redner hat gestern dem Gedanken Ausdruck geneben,