Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Jetzt entbrannte Augusts Zorn aufs höchste. Sogleich ließ er 
die Schuldigen verhaften und einkerkern. Groß war allerdings das 
Vergehen dieser Männer. Auf unverantwortliche Weise hatten sie 
das Vertrauen des Kurfürsten gemißbraucht; auf heuchlerische Weise 
hatten sie sich mit dem Munde zu Lehren bekannt, von denen ihr Herz 
nichts wußte, und dem Gesetze zuwider, hatten sie an Einführung 
eines Glaubensbekenntnisses gearbeitet, das in Sachsen nicht anerkannt 
worden war. Vater August ließ sich diesmal in seinem Zorn wohl 
zu weit fortreißen. 
Dr. Cracau schmachtete in Leipzig in der Pleißenburg in 
unterirdischem Kerker an Ketten und auf Stroh bei Wasser und Brot, 
und gab endlich, nachdem er auf die Folter gespannt worden war, 
unter furchtbaren Qualen seinen Geist auf.') Augusts Beichtvater 
starb ebenfalls im Kerker. Dr. Peucer, der drei Jahre zuvor in des 
Kurfürsten Familie Gevatter gestanden hatte, erhielt nach zwölf Jahren 
und der Hofprediger Schütz erst nach Augusts Tode seine Freiheit 
wieder. 
Um Sachsen für immer von den Calvinisten zu reinigen und 
um dergleichen Bestrebungen, wie sie von Dr. Cracau und seinen 
Mithelfern ausgegangen waren, für die Zukunft unmöglich zu machen, 
berief Vater August zwölf Gottesgelehrte, ließ diese noch einmal das 
evangelisch-lutherische Glaubensbekenntniß niederschreiben und ganz be- 
sonders die Unterscheidungslehren zwischen den verschiedenen christlichen 
Religionsparteien hervorheben. Im Jahre 1580 gelangte diese Schrift 
zum Druck und wurde nun unter dem Namen Concordienformel 
weiter veröffentlicht.) August sendete dieses Buch nicht blos den 
evangelischen Fürsten und Ständen in Deutschland, sondern auch dem 
Könige von Dänemark zur Genehmigung zu und ließ es in Sachsen 
von den Geistlichen und Lehrern unterschreiben. In Sachsen, sowie 
in einigen anderen deutschen Ländern bildet die Concordienformel das 
sechste und letzte symbolische Buch. 
50. Die Vest in Sachsen. Apotheken. Mutter Anna's Tod, 1585. 
Vater Augusts Tod, 1586. 
Seite 37 haben wir gesehen, daß im 14. Jahrhunderte unser 
Vaterland von einer furchtbaren Seuche heimgesucht wurde, die im 
*) Die sonst so ausgezeichnete Mutter Anna, die ihren Gemahl so oft 
„besänftigte, wenn er zürnte“, die sich bei ihm so oft für Bittende verwendete, 
nahm sich dieses Staatsmannes nicht nur nicht an, sondern sie beförderte 
seine harte Bestrafung. Dr. Cracau war ihr zuwider; er hatte ihr die Staats- 
angelegenheiten geheim gehalten, um ihr jede Einmischung in dieselben 
unmöglich zu machen. — Auch der beste Mensch ist nicht fehlerfrei. 
*“) Formula concorsdige. 
Geschichte Sachsens. 11
	        
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