Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Geldgeschenk, das man ihm reichte, machte ihn nicht so glücklich, als 
das Bewußtsein, dem Bruder des Kurfürsten, der später selbst sein 
Landesvater wurde, das Leben gerettet zu haben. 
Kurfürst Christian blieb zwar im Schiffe, seine Kleider fingen 
aber Feuer, das man nur mit großer Mühe wieder dämpfen konnte. 
Nur nach und nach genas er wieder von den bedeutenden Brand— 
wunden, die er im Gesicht und an anderen Theilen des Körpers davon 
getragen hatte. Voll des Dankes gegen Gott für den erfahrenen 
Beistand gründete der Kurfürst den oben erwähnten sonntäglichen 
Mittagsgottesdienst in der Sophienkirche. — Merkwürdig 
bleibt es, daß der 23. Juni 1602 für das kurfürstliche Haus ein 
großer Unglückstag war. Der dritte Bruder, der dreizehnjährige 
Prinz August, studirte damals auf der Universität zu Wittenberg. 
An demselben Tage badete er in der Elbe, gerieth dabei ebenfalls 
in augenscheinliche Lebensgefahr und nur auf wunderbare Weise ent- 
ging er dem nahen Tode. 
Im Jahre 1603 zog die Kurfürstin Sophie nach Colditz, da 
ihr die Einnahmen von den Aemtern Colditz, Rochlitz, Leisnig und 
Borna zugewiesen worden waren. Die Colditzer ehrten und liebten 
die Kurfürstin wie ihre Mutter und die edle Frau hatte auch diese 
Liebe in hohem Maße verdient. Durch ihre Fürsorge gewann Colditz 
und die Umgegend außerordentlich, indem die Kurfürstin in und um 
Colditz viele Verschönerungen, nützliche Anpflanzungen und verschiedene 
Anlagen anbringen ließ; namentlich ließ sie auch die Colditzer Schloß- 
kapelle erneuern und verzieren. Bei einem Aufenthalte in Dresden 
im Jahre 1622 erkrankte die Kurfürstin lebensgefährlich. Als sich 
ihr Ende nahte, ließ sie ihre Enkel rufen, ertheilte ihnen ihren Segen 
und nahm mit folgenden Worten von ihnen Abschied: 
„Seid mir willkommen, Ihr allerliebsten Schätzlein. Von Herzen 
freue ich mich Euer, und weil ich sehe, daß es Gott mit mir anders schicken 
will, so muß ich Euch noch meinen großmütterlichen Segen mittheilen, wie 
der Altvater Jacob gethan hat. Nun, Ihr allerliebsten Kinder! Ich wünsche 
Euch allen zugleich von dem allmächtigen Gott langes Leben und alle 
Wohlfahrt an Leib und Seele zeitlich und ewig. Gott, der Herr, segne Euch 
und behüte Euch; Gott, der Herr, laß sein Antlitz leuchten über Euch und 
sei Euch gnädig; Gott, der Herr, erhebe sein Antlitz auf Euch und gebe Euch 
seinen Segen. Amen. Ich bitte und ermahne Euch aber auch ganz mütterlich, 
haltet Euch fein und fürstlich, daß Gott und Menschen ein Wohlgefallen 
an Euch haben! Gott den Herrn haltet stets vor Augen und fürchtet ihn:; 
denn die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang. Bleibet beständig bei 
dem reinen Wort Gottes und bei unserer wahren seligmachenden Religion. 
Weichet nicht davon und lasset Euch weder zur Rechten, noch zur Linken 
abwendig machen, weder Gutes noch Böses, weder Gold noch Ehre. Gott 
wird Euch reichlich sennen, wenn Ihr Ihm getreu bleibet. Auf alle Fälle 
sollt Ihr doch alles, alles, was in der Welt ist, zusetzen und fahren lassen, 
ehe denn Ihr von unserer wahren seligmachenden Religion weichen sollt. 
Denn was wäre Euch alles Zeitliche nutz, wenn Ihr die Seligkeit einbüßen 
thut? Da wäret Ihr die elendesten Creaturen. Darum bleibet nur beständig
	        
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