Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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Ansinnen wies der Kurfürst aber standhaft zurück. Sehr natürlich, 
daß diese Versuche des Papstes die evangelischen Einwohner Sachsens 
sehr beunruhigten und daß sie deshalb mit einer wahren Aengstlichkeit 
auf den kleinsten Vorgang in der katholischen Kirche achteten; namentlich 
wuchs das Mißtrauen, sobald ein neuer Priester aus Böhmen oder 
Italien nach Dresden berufen wurde. Rechnet man noch hinzu, daß 
manche evangelische Geistliche vielleicht zu eifrig gegen den katholischen 
Glauben und ihre Anhänger predigten, so ist es sehr erklärlich, daß 
sich die Gemüther immer mehr erhitzten und daß namentlich die 
Volksmasse in immer größere Aufregung gerieth. Genug, die beiden 
Religionsparteien standen damals einander in der feindlichsten 
Weise gegenüber. 
Datrug sich 1726 eine Schandthat zu, die beinahe eine Empörung 
der evangelischen Einwohnerschaft Dresdens zur Folge gehabt hätte. 
Ein Katholik (Franz Laubler hieß dieser Mensch), aus Bayern gebürtig, 
meldete sich in Dresden zum Uebertritt in die evangelische Kirche, 
worauf ihn der Diaconus M. Hahn an der Kreuzkirche in der evangelischen 
Lehre unterrichtete. Laubler wurde in die evangelisch-lutherische Kirche 
aufgenommen, trat aber später wieder in die katholische Kirche zurück 
und faßte den teuflischen Plan, M. Hahn zu ermorden. In seiner 
Verblendung führte er auch wirklich sein Vorhaben aus. Er verfügte 
sich am hellen lichten Tage (21. Mai mittags 12 Uhr) in die Wohnung 
dieses Geistlichen, fragte ihn erst, ob er den Spruch verstehe: „Ein 
guter Hirt läßt sein Leben für die Schafe“", und als dieser die Frage 
bejahte, stieß er ihn mit einem Messer nieder. 
Obgleich der Mörder, von 200 Soldaten begleitet und kreuz- 
weis geschlossen, in das „Stadthaus“ gebracht und der Einwohner- 
schaft aufs heiligste versichert wurde, daß ihm werden würde, was ihm 
gebühre, so entstand in der Stadt doch eine so gewaltige Gährung, 
daß man einen Aufruhr befürchten mußte. Da hieß es — und 
natürlich glaubte dies die Menge — man wolle alle evangelischen 
Geistlichen ermorden, weshalb man sich zur Beruhigung des Volkes 
genöthigt sah, nicht blos vor den Häusern der Geistlichen Wachen 
aufzustellen, sondern ihnen auch dergleichen bei ihren Ausgängen 
mitzugeben. So erhielt z. B. der Superintendent (Dr. Löscher) 16 und 
der Stadtprediger 4 Mann Wache. Man beruhigte das Volk ferner 
durch öffentliche Ansprachen und durch Maueranschläge, außerdem 
rückten 4 Regimenter Soldaten in die Stadt ein, Kanonen wurden 
aufgepflanzt und andere Vorsichtsmaßregeln ergriffen. In kurzer Zeit 
empfing der Mörder den Lohn seiner That, indem er auf dem Alt- 
markte zu Dresden nach damaligem Gebrauche gerädert ward. Nun 
erst herrschte wieder Ruhe und Ordnung. — Danken wir Gott, daß 
in unserm lieben Sachsenlande die evangelischen und katholischen 
Christen jetzt in Frieden neben einander wohnen. Die rechte Frucht
	        
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