— 244 —
Ansinnen wies der Kurfürst aber standhaft zurück. Sehr natürlich,
daß diese Versuche des Papstes die evangelischen Einwohner Sachsens
sehr beunruhigten und daß sie deshalb mit einer wahren Aengstlichkeit
auf den kleinsten Vorgang in der katholischen Kirche achteten; namentlich
wuchs das Mißtrauen, sobald ein neuer Priester aus Böhmen oder
Italien nach Dresden berufen wurde. Rechnet man noch hinzu, daß
manche evangelische Geistliche vielleicht zu eifrig gegen den katholischen
Glauben und ihre Anhänger predigten, so ist es sehr erklärlich, daß
sich die Gemüther immer mehr erhitzten und daß namentlich die
Volksmasse in immer größere Aufregung gerieth. Genug, die beiden
Religionsparteien standen damals einander in der feindlichsten
Weise gegenüber.
Datrug sich 1726 eine Schandthat zu, die beinahe eine Empörung
der evangelischen Einwohnerschaft Dresdens zur Folge gehabt hätte.
Ein Katholik (Franz Laubler hieß dieser Mensch), aus Bayern gebürtig,
meldete sich in Dresden zum Uebertritt in die evangelische Kirche,
worauf ihn der Diaconus M. Hahn an der Kreuzkirche in der evangelischen
Lehre unterrichtete. Laubler wurde in die evangelisch-lutherische Kirche
aufgenommen, trat aber später wieder in die katholische Kirche zurück
und faßte den teuflischen Plan, M. Hahn zu ermorden. In seiner
Verblendung führte er auch wirklich sein Vorhaben aus. Er verfügte
sich am hellen lichten Tage (21. Mai mittags 12 Uhr) in die Wohnung
dieses Geistlichen, fragte ihn erst, ob er den Spruch verstehe: „Ein
guter Hirt läßt sein Leben für die Schafe“", und als dieser die Frage
bejahte, stieß er ihn mit einem Messer nieder.
Obgleich der Mörder, von 200 Soldaten begleitet und kreuz-
weis geschlossen, in das „Stadthaus“ gebracht und der Einwohner-
schaft aufs heiligste versichert wurde, daß ihm werden würde, was ihm
gebühre, so entstand in der Stadt doch eine so gewaltige Gährung,
daß man einen Aufruhr befürchten mußte. Da hieß es — und
natürlich glaubte dies die Menge — man wolle alle evangelischen
Geistlichen ermorden, weshalb man sich zur Beruhigung des Volkes
genöthigt sah, nicht blos vor den Häusern der Geistlichen Wachen
aufzustellen, sondern ihnen auch dergleichen bei ihren Ausgängen
mitzugeben. So erhielt z. B. der Superintendent (Dr. Löscher) 16 und
der Stadtprediger 4 Mann Wache. Man beruhigte das Volk ferner
durch öffentliche Ansprachen und durch Maueranschläge, außerdem
rückten 4 Regimenter Soldaten in die Stadt ein, Kanonen wurden
aufgepflanzt und andere Vorsichtsmaßregeln ergriffen. In kurzer Zeit
empfing der Mörder den Lohn seiner That, indem er auf dem Alt-
markte zu Dresden nach damaligem Gebrauche gerädert ward. Nun
erst herrschte wieder Ruhe und Ordnung. — Danken wir Gott, daß
in unserm lieben Sachsenlande die evangelischen und katholischen
Christen jetzt in Frieden neben einander wohnen. Die rechte Frucht