Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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blos an das Bein eines Esels, welcher auf einer 1½ Meter hohen 
Bühne stand, angeschlossen. Frauenzimmer ließ man neben dem 
Esel stehen. 
Fremde liederliche, leichtfertige Personen wurden gewöhnlich 
öffentlich zur Stadt hinausgebracht. Manchmal ging ein Freiknecht 
vor ihnen her und rührte die Trommel, wobei er sich anstatt der 
Trommelstöcke eines großen Knochens bediente. Wurde dieses Aus- 
weisen verschärft, dann begleitete den Verurtheilten der Henker, und 
dieser gab jenem die Staupe, oder den Staupenschlag, oder den 
Staupbesen, d. h. er peitschte ihn öffentlich zur Stadt hinaus. Jene 
Strafe führte deshalb diesen Namen, weil man große Ruthen auch 
Staupen nannte. Dieser Staupenschlag wurde an manchen Gaunern 
und Betrügern auch ohne Verweisung aus der Stadt vollzogen. 
Anderen Verurtheilten, namentlich Dieben, brannte man mit 
glühenden Eisen Galgen und Rad auf die Stirn. Meineidigen 
Personen, namentlich Soldaten, schlug man zuweilen unter dem 
Galgen zwei oder drei Finger ab. Mordbrenner wurden gewöhnlich 
auf einer Kuhhaut zum Scheiterhaufen geschleift und dann lebendig 
verbrannt. Manche Mörder, namentlich Kindesmörderinnen, wurden 
gesäckt. Mit einem Hunde, einer Katze und einem Hahne band man 
sie in einen Sack, bemalte denselben mit einer Schlange und warf 
ihn ins Wasser. Zu diesem Zwecke hatte man z. B. in dem damals 
steinernen Geländer der Elbbrücke in Dresden eine eigene Oeffnung 
angebracht. Eine gleiche Einrichtung befand sich an der Mulden- 
brücke zu Zwickau. Seit dem Jahre 1715 ist diese Strafe in Dresden 
nicht wieder vollzogen worden. 
Unser Kurfürst hatte auf seinen vielen Reisen selbst beobachten 
können, welch große Wohlthat ein gut eingerichtetes Postwesen für 
die Bewohner eines Landes sei. Unter seiner Regierung geschah für 
Verbesserung desselben sehr viel. An manchen Chausseen erheben sich 
steinerne Meilensäulen, in welche ein Posthorn und die Jahrzahl 1722 
eingegraben ist. Meilensäulen und Jahrzahl stammen aus jener Zeit. 
August der Starke ließ nämlich die Chausseen, überhaupt das Land 
vermessen und in dem genannten Jahre jene Säulen errichten. Diese 
Vermessungen nahm nicht ein eigentlicher Geodät vor, sondern ein 
Pfarrer, Namens (Adam Friedrich) Zürner, welcher in Skassa 
bei Großenhain angestellt war. Unwiderstehlich trieb ihn seine Vor- 
liebe fürs Feldmessen und für Vaterlandskunde hinaus in die 
verschiedensten Gegenden Sachsens, wo er alles genau untersuchte, 
jede Denkwürdigkeit aufzeichnete und die Landkarten berichtigte und 
vervollständigte. 
Es konnte nicht fehlen, daß Zürners Eifer sehr bald die Auf- 
merksamkeit des Kurfürsten auf sich zog. Dieser freute sich nicht blos
	        
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