Full text: Geschichte des Königreichs Sachsen mit besonderer Berücksichtigung der wichtigsten culturgeschichtlichen Erscheinungen.

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abstellen werde. Dieses landesväterliche Wort wirkte. In kurzer 
Zeit waren die Unruhen ohne alles Blutvergießen gestillt. 
Gegen die Theilnehmer an dem Aufruhre verfuhr man mild. 
Nur 34 Bauern kamen als „Baugefangene“ auf den Königstein in 
Haft. Hunger hatten sie nicht zu leiden, denn jeder empfing täglich 
3 Pfund Brot! Im nächsten Jahre erhielten sämmtliche Gefangene 
ihre Freiheit wieder. Da sich bei der Untersuchung ergab, daß manche 
Bauern nicht ohne Grund gegen gewisse Rittergutsbesitzer und Gerichts- 
halter geklagt hatten, so wurden diese Uebelstände auf gesetzlichem 
Wege, also in geordneter Weise, abgestellt. 
95. Weiterer Einfluß der Vorgänge in Frankreich zunächst auf HFachsen 
bis zum Jahre 1806. 
a) Pillnitzer Convent 1791.— Reichskrieg gegen Frankreich. — Behnjährige 
Friedenszeit. — Kaiser Napoleon bedroht Weutschland. 
Während dieser Zeit hatten sich die Ereignisse in Frankreich so 
gestaltet, daß für den Thron, selbst für das Leben des Königs und 
seiner Angehörigen alles zu fürchten war. Ludwig XVI. wollte nämlich 
Frankreich in aller Stille verlassen und vom Auslande aus die zer- 
rütteten Zustände seines unglücklichen Reiches ordnen. Alles war zur 
Abreise vorbereitet. Unglücklicher Weise verschob sich diese um einen 
Tag. Die Vorkehrungen, welche seine Anhänger getroffen, geriethen 
dadurch ins Stocken, den König erfaßte auf seiner Flucht eine Un- 
ruhe, und als er in dieser Stimmung vom Wagen heraus den 
Kutscher zur Beschleunigung der Fahrt aufforderte, wurde er von 
einem Postmeister erkannt und bald darauf mit der Königin und 
seinen Begleitern gefangen genommen und nach Paris zurückgebracht. 
Des Königs beide Brüder, die späteren Könige Ludwig XVIII. und 
Karl X., welche das Ausland glücklich erreicht hatten, wandten sich 
mit der Bitte an die mächtigsten Fürsten Europas, in Frankreich wieder 
Ordnung herzustellen und dem Könige wieder zu seinen Rechten zu 
verhelfen. 
Ganz unerwartet meldete sich im August 1791 bei unserm 
Kurfürsten hoher Besuch an. Es war dies der Kaiser Leopold II. 
von Oesterreich mit dem Kronprinzen, der König Friedrich 
Wilhelm II. von Preußen ebenfalls mit dem Kronprinzen und ein 
Prinz von Nassau, welcher die Person des Kaisers von Rußland ver- 
treten sollte. Am 25. August erschienen die hohen Personen, sowie 
verschiedene Gesandte, und außerdem traf auch unangemeldet einer 
der Brüder des französischen Königs (der Graf von Artois, nach- 
maliger König Karl X.) mit ein. Diese hohen Herren besprachen sich 
über die Maßregeln, welche gegen Frankreich ergriffen werden sollten. 
Geschichte Sachsens. 24
	        
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