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Eine Abtheilung der Hussiten wendete sich ins Erzgebirge.
Nicht tapfere Krieger, sondern Räuber und Mordbrenner zogen dahin
und hausten in diesem Theile unseres unglücklichen Vaterlandes wie
wilde Thiere. Die Städte Schlettau, Elterlein und Grünhain,
sowie eine Anzahl Dörfer gingen in Flammen auf. Aus diesen
Gegenden war jede Spur von Glück und Wohlstand geschwunden.
Tod und Verderben, Feuer und Schwert hatten alles vernichtet. Nach
Thaten solcher Art kehrten endlich die Hussiten wieder in das Böhmer—
land zurück.
Kaum hatten sich die unglücklichen Sachsen von ihrem Schrecken
etwas erholt, da brach neues und noch größeres Elend über ihr
Land herein. Im nächsten Jahre, 1430, drangen nämlich mehr als
50 000 Hussiten zum zweiten Male in Sachsen ein. Diesmal über-
stiegen die angerichteten Greuel und Verwüstungen alle Vorstellung.
Nachdem die Elbgegend von Pirna bis Dresden abermals verwüstet,
Schlösser und Kirchen eingeäschert und Tausende von Menschen er-
schlagen worden waren, verließen die Räuber die Elbgegend, wen-
deten sich der Freiberger Mulde und dann der Leipziger Ge-
gend zu. Auf diesem Zuge wurden die Städte Döbeln, Colditz,
Grimma, ÖOschatz und die umliegenden Dörfer zerstört.
Nachdem die Hussiten in der Stadt Altenburg gewüthet hatten,
suchten sie das Voigtland heim. Welch unbeschreibliches Elend ver-
breiteten die Rasenden auf ihrem Zuge dahin! Waldenburg,
Glauchau, Crimmitschau, Werdau, Reichenbach, Auerbach,
Plauen, Oelsnitz und eine große Menge anderer Ortschaften
gingen in Feuer auf. Unglückliche Gegenden! Was durch unermüd-
liche Sorge treuer Fürsten und durch die Thätigkeit fleißiger Ein-
wohner allmählich zum Wohlstand des Landes erblüht war — das
vernichteten wilde Räuberhorden oft in wenig Tagen, ja in wenig
Stunden! Hätte Friedrich der Streitbare in seiner stillen Ruhe-
kammer im Dome zu Meißen ahnen können, welch eine Wüstenei aus
seinem schönen Sachsenlande geworden, er würde die Fesseln seines
Sarges gesprengt und seine Lenden aufs neue mit seinem Schwerte
zur Vertreibung der Räuber umgürtet haben!
Noch einmal wurde unser unglückliches Vaterland von den
Hussiten heimgesucht. Es geschah dies im Jahre 1432. Abermals
erstreckten sich die Verheerungen auf die Leipziger Gegend. Bei
Taucha stand ein sächsisches Heer den Hussiten gegenüber. Leider
blieben letztere wiederum Sieger und steckten hierauf Taucha in
Brand. Neues Elend drohte abermals dem ganzen Lande. Um
dieses abzuwenden, zahlte der Kurfürst Friedrich der Sanft-
müthige den Siegern 9000 Dukaten, und diese gaben ihm das
Versprechen, in den nächsten zwei Jahren nicht wieder in Sachsen
einzufallen.